Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

Bild:
<< vorherige Seite

Frau, die eine beträchtliche Menge eben dieses
Mittels gebraucht hatte, dasselbe in der Milch
wieder an h).

Man hat sich oft gesträubt, eine Wirkung
der Gifte und Arzneyen durch das Blut einzu-
räumen, weil man voraussetzte, dass, so lange
die Nerven des Magens und Darmcanals nicht
krankhaft verändert wären, keine andere als assi-
milirte Stoffe in die Milchgefässe aufgenommen
würden. Diese Meinung ist vielleicht richtig.
Nach Brugmann's Bemerkung i) saugen die Lymph-
gefässe niemals scharfe und giftige Materien ein,
so lange sie nicht krankhaft verändert sind. Al-
lein das lymphatische System ist nicht das Mit-
tel, durch welches die Gifte auf das Nervensy-
stem wirken. In Brodie's Versuchen traten die
tödlichen Folgen des innerlich gegebenen Wein-
geists und Wooraragifts auch ein, wenn der Brust-
gang unterbunden war k). Blos durch das Blut
geschieht die Wirkung jener Substanzen. Es ist

sogar
h) A Dissertation on Milk. By S. Ferris. London.
1779. -- Mehrere ähnliche Beobachtungen sind schon
im 4ten Band der Biologie (S. 498.) angeführt wor-
den.
i) In C. G. Ontyd Diss. de causa absorptionis per vasa
lymphatica. Lugd. Bat. 1795.
k) Philos. Transact. Y. 1811. p. 183. 199.
B b 2

Frau, die eine beträchtliche Menge eben dieses
Mittels gebraucht hatte, dasselbe in der Milch
wieder an h).

Man hat sich oft gesträubt, eine Wirkung
der Gifte und Arzneyen durch das Blut einzu-
räumen, weil man voraussetzte, daſs, so lange
die Nerven des Magens und Darmcanals nicht
krankhaft verändert wären, keine andere als assi-
milirte Stoffe in die Milchgefäſse aufgenommen
würden. Diese Meinung ist vielleicht richtig.
Nach Brugmann’s Bemerkung i) saugen die Lymph-
gefäſse niemals scharfe und giftige Materien ein,
so lange sie nicht krankhaft verändert sind. Al-
lein das lymphatische System ist nicht das Mit-
tel, durch welches die Gifte auf das Nervensy-
stem wirken. In Brodie’s Versuchen traten die
tödlichen Folgen des innerlich gegebenen Wein-
geists und Wooraragifts auch ein, wenn der Brust-
gang unterbunden war k). Blos durch das Blut
geschieht die Wirkung jener Substanzen. Es ist

sogar
h) A Dissertation on Milk. By S. Ferris. London.
1779. — Mehrere ähnliche Beobachtungen sind schon
im 4ten Band der Biologie (S. 498.) angeführt wor-
den.
i) In C. G. Ontyd Diss. de causa absorptionis per vasa
lymphatica. Lugd. Bat. 1795.
k) Philos. Transact. Y. 1811. p. 183. 199.
B b 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0399" n="387"/>
Frau, die eine beträchtliche Menge eben dieses<lb/>
Mittels gebraucht hatte, dasselbe in der Milch<lb/>
wieder an <note place="foot" n="h)">A Dissertation on Milk. By S. <hi rendition="#k">Ferris</hi>. London.<lb/>
1779. &#x2014; Mehrere ähnliche Beobachtungen sind schon<lb/>
im 4ten Band der Biologie (S. 498.) angeführt wor-<lb/>
den.</note>.</p><lb/>
              <p>Man hat sich oft gesträubt, eine Wirkung<lb/>
der Gifte und Arzneyen durch das Blut einzu-<lb/>
räumen, weil man voraussetzte, da&#x017F;s, so lange<lb/>
die Nerven des Magens und Darmcanals nicht<lb/>
krankhaft verändert wären, keine andere als assi-<lb/>
milirte Stoffe in die Milchgefä&#x017F;se aufgenommen<lb/>
würden. Diese Meinung ist vielleicht richtig.<lb/>
Nach <hi rendition="#k">Brugmann</hi>&#x2019;s Bemerkung <note place="foot" n="i)">In C. G. <hi rendition="#k">Ontyd</hi> Diss. de causa absorptionis per vasa<lb/>
lymphatica. Lugd. Bat. 1795.</note> saugen die Lymph-<lb/>
gefä&#x017F;se niemals scharfe und giftige Materien ein,<lb/>
so lange sie nicht krankhaft verändert sind. Al-<lb/>
lein das lymphatische System ist nicht das Mit-<lb/>
tel, durch welches die Gifte auf das Nervensy-<lb/>
stem wirken. In <hi rendition="#k">Brodie</hi>&#x2019;s Versuchen traten die<lb/>
tödlichen Folgen des innerlich gegebenen Wein-<lb/>
geists und Wooraragifts auch ein, wenn der Brust-<lb/>
gang unterbunden war <note place="foot" n="k)">Philos. Transact. Y. 1811. p. 183. 199.</note>. Blos durch das Blut<lb/>
geschieht die Wirkung jener Substanzen. Es ist<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">sogar</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b 2</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0399] Frau, die eine beträchtliche Menge eben dieses Mittels gebraucht hatte, dasselbe in der Milch wieder an h). Man hat sich oft gesträubt, eine Wirkung der Gifte und Arzneyen durch das Blut einzu- räumen, weil man voraussetzte, daſs, so lange die Nerven des Magens und Darmcanals nicht krankhaft verändert wären, keine andere als assi- milirte Stoffe in die Milchgefäſse aufgenommen würden. Diese Meinung ist vielleicht richtig. Nach Brugmann’s Bemerkung i) saugen die Lymph- gefäſse niemals scharfe und giftige Materien ein, so lange sie nicht krankhaft verändert sind. Al- lein das lymphatische System ist nicht das Mit- tel, durch welches die Gifte auf das Nervensy- stem wirken. In Brodie’s Versuchen traten die tödlichen Folgen des innerlich gegebenen Wein- geists und Wooraragifts auch ein, wenn der Brust- gang unterbunden war k). Blos durch das Blut geschieht die Wirkung jener Substanzen. Es ist sogar h) A Dissertation on Milk. By S. Ferris. London. 1779. — Mehrere ähnliche Beobachtungen sind schon im 4ten Band der Biologie (S. 498.) angeführt wor- den. i) In C. G. Ontyd Diss. de causa absorptionis per vasa lymphatica. Lugd. Bat. 1795. k) Philos. Transact. Y. 1811. p. 183. 199. B b 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/399
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/399>, abgerufen am 25.11.2024.