Eine Menge ähnlicher Beyspiele kommen in den niedern Thierclassen vor. Bey den Insekten herrscht vorzüglich in dem Ursprung und Verlauf der Fühlhörner-Nerven eine grosse Verschieden- heit. Meist sind diese eigene Hirnnerven, oft aber auch (z. B. bey den Raupen) Zweige von Nervenstämmen, die zugleich andern Organen an- gehören. Bey der Scolopendra flava De Geer., die keine Augen, dafür aber weit dickere Fühl- hörner als die Scolopendra forficata L. hat, ent- springen die Nerven der Antennen an derselben Stelle des Gehirns, aus welcher bey der Scolo- pendra forficata die Augennerven hervorkommen, und die Nervensubstanz, welche bey der letztern die Sehenerven bildet, ist bey der erstern ganz auf die Nerven der Fühlhörner verwandt i).
So viel habe ich geglaubt, über die Organi- sation des Nervensystems vorläufig bemerken zu müssen. Ueber manches, was ich hier nur habe berühren können, werde ich mich in der Lehre vom Gehirn und den Sinnesorganen umständlicher erklären.
Zwey-
i) Vermischte Schriften, von G. R. u. L. C. Trevira- nus. B. 2. H. 1. Tab. VII. Fig. 2. 5.
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Eine Menge ähnlicher Beyspiele kommen in den niedern Thierclassen vor. Bey den Insekten herrscht vorzüglich in dem Ursprung und Verlauf der Fühlhörner-Nerven eine groſse Verschieden- heit. Meist sind diese eigene Hirnnerven, oft aber auch (z. B. bey den Raupen) Zweige von Nervenstämmen, die zugleich andern Organen an- gehören. Bey der Scolopendra flava De Geer., die keine Augen, dafür aber weit dickere Fühl- hörner als die Scolopendra forficata L. hat, ent- springen die Nerven der Antennen an derselben Stelle des Gehirns, aus welcher bey der Scolo- pendra forficata die Augennerven hervorkommen, und die Nervensubstanz, welche bey der letztern die Sehenerven bildet, ist bey der erstern ganz auf die Nerven der Fühlhörner verwandt i).
So viel habe ich geglaubt, über die Organi- sation des Nervensystems vorläufig bemerken zu müssen. Ueber manches, was ich hier nur habe berühren können, werde ich mich in der Lehre vom Gehirn und den Sinnesorganen umständlicher erklären.
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i) Vermischte Schriften, von G. R. u. L. C. Trevira- nus. B. 2. H. 1. Tab. VII. Fig. 2. 5.
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Eine Menge ähnlicher Beyspiele kommen in
den niedern Thierclassen vor. Bey den Insekten
herrscht vorzüglich in dem Ursprung und Verlauf
der Fühlhörner-Nerven eine groſse Verschieden-
heit. Meist sind diese eigene Hirnnerven, oft
aber auch (z. B. bey den Raupen) Zweige von
Nervenstämmen, die zugleich andern Organen an-
gehören. Bey der Scolopendra flava De Geer.,
die keine Augen, dafür aber weit dickere Fühl-
hörner als die Scolopendra forficata L. hat, ent-
springen die Nerven der Antennen an derselben
Stelle des Gehirns, aus welcher bey der Scolo-
pendra forficata die Augennerven hervorkommen,
und die Nervensubstanz, welche bey der letztern
die Sehenerven bildet, ist bey der erstern ganz
auf die Nerven der Fühlhörner verwandt i).
So viel habe ich geglaubt, über die Organi-
sation des Nervensystems vorläufig bemerken zu
müssen. Ueber manches, was ich hier nur habe
berühren können, werde ich mich in der Lehre
vom Gehirn und den Sinnesorganen umständlicher
erklären.
Zwey-
i) Vermischte Schriften, von G. R. u. L. C. Trevira-
nus. B. 2. H. 1. Tab. VII. Fig. 2. 5.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/355>, abgerufen am 22.11.2024.
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