ist. Nach Carlislep) entsteht diese Zusammen- ziehung bey kaltblütigen Thieren in einer Hitze von 100° F., bey warmblütigen in einer Hitze von 110°. Nach Nystenq) tritt bey allen Thieren, die ein deutlich entwickeltes Nervensystem haben, nach dem völligen Tode, also nach dem gänzli- chen Aufhören des Nerveneinflusses, eine gänzli- che Steifheit ein, und blos die Muskeln sind der Sitz dieser Erstarrung, die nicht aus blossen phy- sischen Eigenschaften abgeleitet werden kann, son- dern von der lebenden Contraktilität abhängt. Die Zusammenziehung des Muskels entsteht also von dem Gerinnen des im Blutwas- ser enthaltenen und aus den letzten En- den der Arterien in die Substanz der Mus- keln abgesetzten Eyweissstoffs.
Während der Ruhe des Muskels befindet sich dieser Stoff im flüssigen Zustand, und der Ein- fluss der Nerven ist es, der ihn darin erhält. Für die letztere Voraussetzung spricht das Aufhören des Blutumlaufs und das Gerinnen des Bluts in einem einzelnen Theil nach der Durchschneidung der sämmtlichen Nerven desselben r), so wie die
Fort-
p) Philos. Transact. Y. 1805. p. 25.
q) Recherches de Physiologie et de Chimie pathologi- que. Paris. 1811.
r) Biologie. Bd. 4. S. 647 fg. -- Vermischte Schriften von G. R. u. L. C. Treviranus. B. 1. S. 109. -- Phi- lip a. a. O. p. 443.
ist. Nach Carlislep) entsteht diese Zusammen- ziehung bey kaltblütigen Thieren in einer Hitze von 100° F., bey warmblütigen in einer Hitze von 110°. Nach Nystenq) tritt bey allen Thieren, die ein deutlich entwickeltes Nervensystem haben, nach dem völligen Tode, also nach dem gänzli- chen Aufhören des Nerveneinflusses, eine gänzli- che Steifheit ein, und blos die Muskeln sind der Sitz dieser Erstarrung, die nicht aus bloſsen phy- sischen Eigenschaften abgeleitet werden kann, son- dern von der lebenden Contraktilität abhängt. Die Zusammenziehung des Muskels entsteht also von dem Gerinnen des im Blutwas- ser enthaltenen und aus den letzten En- den der Arterien in die Substanz der Mus- keln abgesetzten Eyweiſsstoffs.
Während der Ruhe des Muskels befindet sich dieser Stoff im flüssigen Zustand, und der Ein- fluſs der Nerven ist es, der ihn darin erhält. Für die letztere Voraussetzung spricht das Aufhören des Blutumlaufs und das Gerinnen des Bluts in einem einzelnen Theil nach der Durchschneidung der sämmtlichen Nerven desselben r), so wie die
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p) Philos. Transact. Y. 1805. p. 25.
q) Recherches de Physiologie et de Chimie pathologi- que. Paris. 1811.
r) Biologie. Bd. 4. S. 647 fg. — Vermischte Schriften von G. R. u. L. C. Treviranus. B. 1. S. 109. — Phi- lip a. a. O. p. 443.
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ist. Nach Carlisle p) entsteht diese Zusammen-
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von 100° F., bey warmblütigen in einer Hitze von
110°. Nach Nysten q) tritt bey allen Thieren,
die ein deutlich entwickeltes Nervensystem haben,
nach dem völligen Tode, also nach dem gänzli-
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che Steifheit ein, und blos die Muskeln sind der
Sitz dieser Erstarrung, die nicht aus bloſsen phy-
sischen Eigenschaften abgeleitet werden kann, son-
dern von der lebenden Contraktilität abhängt. Die
Zusammenziehung des Muskels entsteht
also von dem Gerinnen des im Blutwas-
ser enthaltenen und aus den letzten En-
den der Arterien in die Substanz der Mus-
keln abgesetzten Eyweiſsstoffs.
Während der Ruhe des Muskels befindet sich
dieser Stoff im flüssigen Zustand, und der Ein-
fluſs der Nerven ist es, der ihn darin erhält. Für
die letztere Voraussetzung spricht das Aufhören
des Blutumlaufs und das Gerinnen des Bluts in
einem einzelnen Theil nach der Durchschneidung
der sämmtlichen Nerven desselben r), so wie die
Fort-
p) Philos. Transact. Y. 1805. p. 25.
q) Recherches de Physiologie et de Chimie pathologi-
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r) Biologie. Bd. 4. S. 647 fg. — Vermischte Schriften
von G. R. u. L. C. Treviranus. B. 1. S. 109. — Phi-
lip a. a. O. p. 443.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/310>, abgerufen am 22.11.2024.
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