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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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Biologie n) ist erinnert worden, dass man in halb-
durchsichtigen, muskulösen Theilen mancher Thie-
re, z. B. in der Bauchscheibe der Weinbergschnek-
ken, während der Thätigkeit derselben wellenför-
mige Bewegungen sieht, die ganz wie die Bewe-
gungen flüssiger Körper erscheinen. Hieraus lässt
sich schliessen, und andere Erfahrungen, wie die
Verminderung des Volumens der Muskeln bey der
Zusammenziehung derselben und die zuckenden
Bewegungen, welche das Blut beym Gerinnen äu-
ssert o), stimmen damit überein, dass die Verkür-
zung der Muskelfasern in dem plötzlichen Ueber-
gang einer gewissen Substanz derselben aus dem
flüssigen Zustand in den der Festigkeit besteht.
Der Eyweissstoff ist die einzige unter den Ele-
mentarsubstanzen sowohl der Pflanzen, als der
Thiere, welche eines solchen Ueberganges fähig
ist. Wir finden ihn auch, und zwar in demsel-
ben Zustand, worin er als Faserstoff im geronne-
nen Blut enthalten ist, in allen muskulösen Or-
ganen. Er macht den Hauptbestandtheil derselben
aus. Er ist desto flüssiger in ihnen, je jünger
das Thier ist, und je reitzbarer die Muskeln sind.
An Fröschen, die ich in siedendem Wasser hatte
sterben lassen, fand ich alle Muskeln eben so
starr wie Eyweiss, das in der Siedehitze erhärtet

ist.
n) Bd. 4. S. 573.
o) Biol. Bd. 4. S. 654.
T 5

Biologie n) ist erinnert worden, daſs man in halb-
durchsichtigen, muskulösen Theilen mancher Thie-
re, z. B. in der Bauchscheibe der Weinbergschnek-
ken, während der Thätigkeit derselben wellenför-
mige Bewegungen sieht, die ganz wie die Bewe-
gungen flüssiger Körper erscheinen. Hieraus läſst
sich schlieſsen, und andere Erfahrungen, wie die
Verminderung des Volumens der Muskeln bey der
Zusammenziehung derselben und die zuckenden
Bewegungen, welche das Blut beym Gerinnen äu-
ſsert o), stimmen damit überein, daſs die Verkür-
zung der Muskelfasern in dem plötzlichen Ueber-
gang einer gewissen Substanz derselben aus dem
flüssigen Zustand in den der Festigkeit besteht.
Der Eyweiſsstoff ist die einzige unter den Ele-
mentarsubstanzen sowohl der Pflanzen, als der
Thiere, welche eines solchen Ueberganges fähig
ist. Wir finden ihn auch, und zwar in demsel-
ben Zustand, worin er als Faserstoff im geronne-
nen Blut enthalten ist, in allen muskulösen Or-
ganen. Er macht den Hauptbestandtheil derselben
aus. Er ist desto flüssiger in ihnen, je jünger
das Thier ist, und je reitzbarer die Muskeln sind.
An Fröschen, die ich in siedendem Wasser hatte
sterben lassen, fand ich alle Muskeln eben so
starr wie Eyweiſs, das in der Siedehitze erhärtet

ist.
n) Bd. 4. S. 573.
o) Biol. Bd. 4. S. 654.
T 5
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[297/0309] Biologie n) ist erinnert worden, daſs man in halb- durchsichtigen, muskulösen Theilen mancher Thie- re, z. B. in der Bauchscheibe der Weinbergschnek- ken, während der Thätigkeit derselben wellenför- mige Bewegungen sieht, die ganz wie die Bewe- gungen flüssiger Körper erscheinen. Hieraus läſst sich schlieſsen, und andere Erfahrungen, wie die Verminderung des Volumens der Muskeln bey der Zusammenziehung derselben und die zuckenden Bewegungen, welche das Blut beym Gerinnen äu- ſsert o), stimmen damit überein, daſs die Verkür- zung der Muskelfasern in dem plötzlichen Ueber- gang einer gewissen Substanz derselben aus dem flüssigen Zustand in den der Festigkeit besteht. Der Eyweiſsstoff ist die einzige unter den Ele- mentarsubstanzen sowohl der Pflanzen, als der Thiere, welche eines solchen Ueberganges fähig ist. Wir finden ihn auch, und zwar in demsel- ben Zustand, worin er als Faserstoff im geronne- nen Blut enthalten ist, in allen muskulösen Or- ganen. Er macht den Hauptbestandtheil derselben aus. Er ist desto flüssiger in ihnen, je jünger das Thier ist, und je reitzbarer die Muskeln sind. An Fröschen, die ich in siedendem Wasser hatte sterben lassen, fand ich alle Muskeln eben so starr wie Eyweiſs, das in der Siedehitze erhärtet ist. n) Bd. 4. S. 573. o) Biol. Bd. 4. S. 654. T 5

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/309>, abgerufen am 22.11.2024.