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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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Von diesen Thatsachen lassen sich also keine
Gründe wider die Abhängigkeit der Muskelbewe-
gungen von dem Einfluss der Nerven hernehmen.
Folgende Erfahrungen werden uns hierüber Auf-
schluss geben.

1. Alle willkührliche Muskeln werden in Be-
wegung gesetzt, man mag ihre Fasern selber, oder
ihre Nerven reitzen. Der mächtigste unter allen
Reitzen dieser Muskeln ist die bey der Berührung
zweyer verschiedener Metalle entstehende Elektri-
cität, (der Galvanismus und die Voltaische Säule)
die am kräftigsten dann wirkt, wenn man beyde
Metalle, oder beyde Pole der Voltaischen Säule
mit zwey verschiedenen Stellen des Muskels oder
Nerven, oder auf der einen Seite mit jenem, auf
der andern mit diesem unmittelbar oder durch ei-
nen leitenden Körper in Verbindung setzt. Eben
so heftig, doch weniger anhaltend wirkt der elek-
trische Funken. Ferner bringen plötzliche Verän-
derungen der Temperatur, ätzende Alkalien und
mineralische Säuren Muskelbewegungen hervor.
Die mineralischen Säuren bewirken aber auch in
leblosen thierischen Substanzen Zusammenziehun-
gen und geben daher oft unsichere Resultate.

2. Das Herz geräth in Bewegung, wenn man
die Muskelfasern desselben reitzt. Hingegen Reit-
zungen der Herznerven haben auf dasselbe kei-

nen
T 2

Von diesen Thatsachen lassen sich also keine
Gründe wider die Abhängigkeit der Muskelbewe-
gungen von dem Einfluſs der Nerven hernehmen.
Folgende Erfahrungen werden uns hierüber Auf-
schluſs geben.

1. Alle willkührliche Muskeln werden in Be-
wegung gesetzt, man mag ihre Fasern selber, oder
ihre Nerven reitzen. Der mächtigste unter allen
Reitzen dieser Muskeln ist die bey der Berührung
zweyer verschiedener Metalle entstehende Elektri-
cität, (der Galvanismus und die Voltaische Säule)
die am kräftigsten dann wirkt, wenn man beyde
Metalle, oder beyde Pole der Voltaischen Säule
mit zwey verschiedenen Stellen des Muskels oder
Nerven, oder auf der einen Seite mit jenem, auf
der andern mit diesem unmittelbar oder durch ei-
nen leitenden Körper in Verbindung setzt. Eben
so heftig, doch weniger anhaltend wirkt der elek-
trische Funken. Ferner bringen plötzliche Verän-
derungen der Temperatur, ätzende Alkalien und
mineralische Säuren Muskelbewegungen hervor.
Die mineralischen Säuren bewirken aber auch in
leblosen thierischen Substanzen Zusammenziehun-
gen und geben daher oft unsichere Resultate.

2. Das Herz geräth in Bewegung, wenn man
die Muskelfasern desselben reitzt. Hingegen Reit-
zungen der Herznerven haben auf dasselbe kei-

nen
T 2
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[291/0303] Von diesen Thatsachen lassen sich also keine Gründe wider die Abhängigkeit der Muskelbewe- gungen von dem Einfluſs der Nerven hernehmen. Folgende Erfahrungen werden uns hierüber Auf- schluſs geben. 1. Alle willkührliche Muskeln werden in Be- wegung gesetzt, man mag ihre Fasern selber, oder ihre Nerven reitzen. Der mächtigste unter allen Reitzen dieser Muskeln ist die bey der Berührung zweyer verschiedener Metalle entstehende Elektri- cität, (der Galvanismus und die Voltaische Säule) die am kräftigsten dann wirkt, wenn man beyde Metalle, oder beyde Pole der Voltaischen Säule mit zwey verschiedenen Stellen des Muskels oder Nerven, oder auf der einen Seite mit jenem, auf der andern mit diesem unmittelbar oder durch ei- nen leitenden Körper in Verbindung setzt. Eben so heftig, doch weniger anhaltend wirkt der elek- trische Funken. Ferner bringen plötzliche Verän- derungen der Temperatur, ätzende Alkalien und mineralische Säuren Muskelbewegungen hervor. Die mineralischen Säuren bewirken aber auch in leblosen thierischen Substanzen Zusammenziehun- gen und geben daher oft unsichere Resultate. 2. Das Herz geräth in Bewegung, wenn man die Muskelfasern desselben reitzt. Hingegen Reit- zungen der Herznerven haben auf dasselbe kei- nen T 2

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/303>, abgerufen am 22.11.2024.