dauert; in den Fällen hingegen, wo uns das Ge- fühl von zitternden Bewegungen in willkührli- chen Muskeln überführt, befinden sich diese im- mer im zusammengezogenen Zustand. Beyde Phä- nomene gehören also ganz und gar nicht in einer- ley Classe.
Inzwischen diese unrichtige Analogie thut den Erfahrungen Erman's keinen Eintrag. Sie bewei- sen allerdings, in Verbindung mit den von Gruit- huisen und Swammerdamm gemachten Beobach- tungen, dass bey der Zusammenziehung des Mus- kels eine Zunahme der Cohäsion desselben ein- tritt, und reihen sich an die, von Borellim) entdeckte und von Carlislen) bestätigte Thatsa- che, die ohne sie schwer zu erklären seyn wür- de, dass die Muskeln während des Le- bens im zusammengezogenen Zustand Lasten tragen, wovon sie nach dem Tode zerrissen werdeno), so wie an Carlisle's
Er-
m) De motu animal. L. II. c. 5.
n) Philos. Transact. Y. 1805. p. 3.
o) Der eine Schenkel eines Frosches, dem durch Ein- tauchen in Wasser von 115° F. Wärme seine Reitz- barkeit genommen war, und dem man die Schenkel- knochen in der Mitte zerbrochen hatte, ohne die Muskeln zu verletzen, wurde schon von 5 Pfund zerrissen, indem der andere, noch reitzbare, unter denselben Umständen 6 Pfund trug. In einem zwey-
ten
dauert; in den Fällen hingegen, wo uns das Ge- fühl von zitternden Bewegungen in willkührli- chen Muskeln überführt, befinden sich diese im- mer im zusammengezogenen Zustand. Beyde Phä- nomene gehören also ganz und gar nicht in einer- ley Classe.
Inzwischen diese unrichtige Analogie thut den Erfahrungen Erman’s keinen Eintrag. Sie bewei- sen allerdings, in Verbindung mit den von Gruit- huisen und Swammerdamm gemachten Beobach- tungen, daſs bey der Zusammenziehung des Mus- kels eine Zunahme der Cohäsion desselben ein- tritt, und reihen sich an die, von Borellim) entdeckte und von Carlislen) bestätigte Thatsa- che, die ohne sie schwer zu erklären seyn wür- de, daſs die Muskeln während des Le- bens im zusammengezogenen Zustand Lasten tragen, wovon sie nach dem Tode zerrissen werdeno), so wie an Carlisle’s
Er-
m) De motu animal. L. II. c. 5.
n) Philos. Transact. Y. 1805. p. 3.
o) Der eine Schenkel eines Frosches, dem durch Ein- tauchen in Wasser von 115° F. Wärme seine Reitz- barkeit genommen war, und dem man die Schenkel- knochen in der Mitte zerbrochen hatte, ohne die Muskeln zu verletzen, wurde schon von 5 Pfund zerrissen, indem der andere, noch reitzbare, unter denselben Umständen 6 Pfund trug. In einem zwey-
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dauert; in den Fällen hingegen, wo uns das Ge-
fühl von zitternden Bewegungen in willkührli-
chen Muskeln überführt, befinden sich diese im-
mer im zusammengezogenen Zustand. Beyde Phä-
nomene gehören also ganz und gar nicht in einer-
ley Classe.
Inzwischen diese unrichtige Analogie thut den
Erfahrungen Erman’s keinen Eintrag. Sie bewei-
sen allerdings, in Verbindung mit den von Gruit-
huisen und Swammerdamm gemachten Beobach-
tungen, daſs bey der Zusammenziehung des Mus-
kels eine Zunahme der Cohäsion desselben ein-
tritt, und reihen sich an die, von Borelli m)
entdeckte und von Carlisle n) bestätigte Thatsa-
che, die ohne sie schwer zu erklären seyn wür-
de, daſs die Muskeln während des Le-
bens im zusammengezogenen Zustand
Lasten tragen, wovon sie nach dem Tode
zerrissen werden o), so wie an Carlisle’s
Er-
m) De motu animal. L. II. c. 5.
n) Philos. Transact. Y. 1805. p. 3.
o) Der eine Schenkel eines Frosches, dem durch Ein-
tauchen in Wasser von 115° F. Wärme seine Reitz-
barkeit genommen war, und dem man die Schenkel-
knochen in der Mitte zerbrochen hatte, ohne die
Muskeln zu verletzen, wurde schon von 5 Pfund
zerrissen, indem der andere, noch reitzbare, unter
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/258>, abgerufen am 16.02.2025.
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