Angabe gemäss, an frischen Blumen, die sich entweder eben öffnen wollten, oder in der vollen Blüthe standen. Eine und dieselbe Blume liess sich zu wiederholten Bewegungen reitzen; doch musste vor jeder neuen Berührung eine gewisse Zeit, deren Dauer sich nach der Temperatur der Atmosphäre richtete, abgewartet werden. Dieser verschiedene Grad der Temperatur bestimmte auch die grössere oder geringere Reitzbarkeit der Blu- men. Die Bewegung zeigte sich nicht immer gleich, sondern erst eine oder etliche Sekunden nach geschehener Berührung. Die gereitzten Blu- men kehrten aus ihrer gezwungenen Lage nach einiger Zeit, aber ganz unmerklich, in ihre vorige Stellung zurück.
Du Hamel hatte an der indianischen Feige (Cactus Opuntia) bemerkt, dass ihre Staubfäden sich dem Pistill nähern, wenn man sie berührt; am Sauerdorn (Berberis vulgaris), dass sich des- sen Staubfäden zusammenziehen und zum Pistill hinbewegen, wenn man sie an der Basis mit der Spitze einer Nadel reitzt; am Cistus Helianthe- mum, dass ein starker Stoss die Staubfäden in Bewegung setzt, und an allen dreyen, dass schon das blosse Anhauchen eine zitternde Bewegung in den männlichen Befruchtungstheilen hervorbringt. Aehnliche Erscheinungen entdeckte Kölreuterg) an Cactus Tuna und Cistus apenninus, Medi-
cus
g) Ebendas. S. 131.
Angabe gemäſs, an frischen Blumen, die sich entweder eben öffnen wollten, oder in der vollen Blüthe standen. Eine und dieselbe Blume lieſs sich zu wiederholten Bewegungen reitzen; doch muſste vor jeder neuen Berührung eine gewisse Zeit, deren Dauer sich nach der Temperatur der Atmosphäre richtete, abgewartet werden. Dieser verschiedene Grad der Temperatur bestimmte auch die gröſsere oder geringere Reitzbarkeit der Blu- men. Die Bewegung zeigte sich nicht immer gleich, sondern erst eine oder etliche Sekunden nach geschehener Berührung. Die gereitzten Blu- men kehrten aus ihrer gezwungenen Lage nach einiger Zeit, aber ganz unmerklich, in ihre vorige Stellung zurück.
Du Hamel hatte an der indianischen Feige (Cactus Opuntia) bemerkt, daſs ihre Staubfäden sich dem Pistill nähern, wenn man sie berührt; am Sauerdorn (Berberis vulgaris), daſs sich des- sen Staubfäden zusammenziehen und zum Pistill hinbewegen, wenn man sie an der Basis mit der Spitze einer Nadel reitzt; am Cistus Helianthe- mum, daſs ein starker Stoſs die Staubfäden in Bewegung setzt, und an allen dreyen, daſs schon das bloſse Anhauchen eine zitternde Bewegung in den männlichen Befruchtungstheilen hervorbringt. Aehnliche Erscheinungen entdeckte Kölreuterg) an Cactus Tuna und Cistus apenninus, Medi-
cus
g) Ebendas. S. 131.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0220"n="208"/>
Angabe gemäſs, an frischen Blumen, die sich<lb/>
entweder eben öffnen wollten, oder in der vollen<lb/>
Blüthe standen. Eine und dieselbe Blume lieſs<lb/>
sich zu wiederholten Bewegungen reitzen; doch<lb/>
muſste vor jeder neuen Berührung eine gewisse<lb/>
Zeit, deren Dauer sich nach der Temperatur der<lb/>
Atmosphäre richtete, abgewartet werden. Dieser<lb/>
verschiedene Grad der Temperatur bestimmte auch<lb/>
die gröſsere oder geringere Reitzbarkeit der Blu-<lb/>
men. Die Bewegung zeigte sich nicht immer<lb/>
gleich, sondern erst eine oder etliche Sekunden<lb/>
nach geschehener Berührung. Die gereitzten Blu-<lb/>
men kehrten aus ihrer gezwungenen Lage nach<lb/>
einiger Zeit, aber ganz unmerklich, in ihre vorige<lb/>
Stellung zurück.</p><lb/><p><hirendition="#k">Du Hamel</hi> hatte an der indianischen Feige<lb/>
(Cactus Opuntia) bemerkt, daſs ihre Staubfäden<lb/>
sich dem Pistill nähern, wenn man sie berührt;<lb/>
am Sauerdorn (Berberis vulgaris), daſs sich des-<lb/>
sen Staubfäden zusammenziehen und zum Pistill<lb/>
hinbewegen, wenn man sie an der Basis mit der<lb/>
Spitze einer Nadel reitzt; am Cistus Helianthe-<lb/>
mum, daſs ein starker Stoſs die Staubfäden in<lb/>
Bewegung setzt, und an allen dreyen, daſs schon<lb/>
das bloſse Anhauchen eine zitternde Bewegung in<lb/>
den männlichen Befruchtungstheilen hervorbringt.<lb/>
Aehnliche Erscheinungen entdeckte <hirendition="#k">Kölreuter</hi><noteplace="foot"n="g)">Ebendas. S. 131.</note><lb/>
an Cactus Tuna und Cistus apenninus, <hirendition="#k">Medi-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#k">cus</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[208/0220]
Angabe gemäſs, an frischen Blumen, die sich
entweder eben öffnen wollten, oder in der vollen
Blüthe standen. Eine und dieselbe Blume lieſs
sich zu wiederholten Bewegungen reitzen; doch
muſste vor jeder neuen Berührung eine gewisse
Zeit, deren Dauer sich nach der Temperatur der
Atmosphäre richtete, abgewartet werden. Dieser
verschiedene Grad der Temperatur bestimmte auch
die gröſsere oder geringere Reitzbarkeit der Blu-
men. Die Bewegung zeigte sich nicht immer
gleich, sondern erst eine oder etliche Sekunden
nach geschehener Berührung. Die gereitzten Blu-
men kehrten aus ihrer gezwungenen Lage nach
einiger Zeit, aber ganz unmerklich, in ihre vorige
Stellung zurück.
Du Hamel hatte an der indianischen Feige
(Cactus Opuntia) bemerkt, daſs ihre Staubfäden
sich dem Pistill nähern, wenn man sie berührt;
am Sauerdorn (Berberis vulgaris), daſs sich des-
sen Staubfäden zusammenziehen und zum Pistill
hinbewegen, wenn man sie an der Basis mit der
Spitze einer Nadel reitzt; am Cistus Helianthe-
mum, daſs ein starker Stoſs die Staubfäden in
Bewegung setzt, und an allen dreyen, daſs schon
das bloſse Anhauchen eine zitternde Bewegung in
den männlichen Befruchtungstheilen hervorbringt.
Aehnliche Erscheinungen entdeckte Kölreuter g)
an Cactus Tuna und Cistus apenninus, Medi-
cus
g) Ebendas. S. 131.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/220>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.