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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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eintretendem Gewitter schon schliessen, ehe die
eigentliche Zeit ihres Schlafs gekommen ist.

Ich habe übrigens noch beobachtet, dass der
Schlaf auch in abgeschnittenen Pflanzentheilen noch
einige Tage fortdauert, aber aufhört, wenn auch
die Vegetation der Theile noch lebhaft vor sich
geht. Abgeschnittene Zweige einer Colutea arbo-
rescens, die schon einige Tage in Brunnenwasser
gestanden hatten und des Abends ihre Blätter nicht
mehr zusammenlegten, fingen mit neuer Kraft an
zu vegetiren, nachdem ich sie in eine Campher-
Emulsion gesetzt hatte. Aber ihr Schlaf kehrte
nicht zurück.

Nach allen diesen Erfahrungen lässt sich Fol-
gendes als wahrscheinliches Resultat annehmen.
Die vornehmste unter den äussern Ursachen, wo-
von der Schlaf und das Wachen der Pflanzen ab-
hängt, ist das Sonnenlicht. Durch den regelmä-
ssigen, von dem ersten Ursprung des Pflanzen-
reichs her statt gefundenen Einfluss dieses Agens
ist aber in jedem vegetabilischen Körper eine, in
sich zurücklaufende Kette von Erregungen und
Gegenwirkungen gebildet worden, vermöge wel-
cher jene periodische Veränderungen auch ohne
den Einfluss des Lichts eine Zeit lang erfolgen
können. Bey einigen Pflanzen ist diese Kette
schwächer, bey andern stärker. Nur bey den er-
stern ist ein künstliches Licht vermögend, die

Glie-

eintretendem Gewitter schon schlieſsen, ehe die
eigentliche Zeit ihres Schlafs gekommen ist.

Ich habe übrigens noch beobachtet, daſs der
Schlaf auch in abgeschnittenen Pflanzentheilen noch
einige Tage fortdauert, aber aufhört, wenn auch
die Vegetation der Theile noch lebhaft vor sich
geht. Abgeschnittene Zweige einer Colutea arbo-
rescens, die schon einige Tage in Brunnenwasser
gestanden hatten und des Abends ihre Blätter nicht
mehr zusammenlegten, fingen mit neuer Kraft an
zu vegetiren, nachdem ich sie in eine Campher-
Emulsion gesetzt hatte. Aber ihr Schlaf kehrte
nicht zurück.

Nach allen diesen Erfahrungen läſst sich Fol-
gendes als wahrscheinliches Resultat annehmen.
Die vornehmste unter den äuſsern Ursachen, wo-
von der Schlaf und das Wachen der Pflanzen ab-
hängt, ist das Sonnenlicht. Durch den regelmä-
ſsigen, von dem ersten Ursprung des Pflanzen-
reichs her statt gefundenen Einfluſs dieses Agens
ist aber in jedem vegetabilischen Körper eine, in
sich zurücklaufende Kette von Erregungen und
Gegenwirkungen gebildet worden, vermöge wel-
cher jene periodische Veränderungen auch ohne
den Einfluſs des Lichts eine Zeit lang erfolgen
können. Bey einigen Pflanzen ist diese Kette
schwächer, bey andern stärker. Nur bey den er-
stern ist ein künstliches Licht vermögend, die

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[200/0212] eintretendem Gewitter schon schlieſsen, ehe die eigentliche Zeit ihres Schlafs gekommen ist. Ich habe übrigens noch beobachtet, daſs der Schlaf auch in abgeschnittenen Pflanzentheilen noch einige Tage fortdauert, aber aufhört, wenn auch die Vegetation der Theile noch lebhaft vor sich geht. Abgeschnittene Zweige einer Colutea arbo- rescens, die schon einige Tage in Brunnenwasser gestanden hatten und des Abends ihre Blätter nicht mehr zusammenlegten, fingen mit neuer Kraft an zu vegetiren, nachdem ich sie in eine Campher- Emulsion gesetzt hatte. Aber ihr Schlaf kehrte nicht zurück. Nach allen diesen Erfahrungen läſst sich Fol- gendes als wahrscheinliches Resultat annehmen. Die vornehmste unter den äuſsern Ursachen, wo- von der Schlaf und das Wachen der Pflanzen ab- hängt, ist das Sonnenlicht. Durch den regelmä- ſsigen, von dem ersten Ursprung des Pflanzen- reichs her statt gefundenen Einfluſs dieses Agens ist aber in jedem vegetabilischen Körper eine, in sich zurücklaufende Kette von Erregungen und Gegenwirkungen gebildet worden, vermöge wel- cher jene periodische Veränderungen auch ohne den Einfluſs des Lichts eine Zeit lang erfolgen können. Bey einigen Pflanzen ist diese Kette schwächer, bey andern stärker. Nur bey den er- stern ist ein künstliches Licht vermögend, die Glie-

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/212>, abgerufen am 28.11.2024.