leuchtet, so lässt sich die Gleichartigkeit beyder Materien nicht bezweifeln. Beyde leuchten in at- mosphärischer Luft; bey beyden wird der Glanz durch Bewegung und durch den Einfluss des Sau- erstoffgas verstärkt; beyde erlöschen in Stickgas, Wasserstoffgas und kohlensaurem Gas. Schon G. Forster vermuthete daher mit Recht, dass die leuchtende Materie der Johanniswürmchen ein flüs- siger, mit einer thierischen Materie verbundener Phosphor sey, und Heinrich leitete aus ähnlichen Gründen, wie wir angeführt haben und noch wei- ter mittheilen werden, alle Lichterscheinungen der Thiere und Pflanzen von dem Phosphor ab. Cor- radori hat zwar gegen diese Meinung eingewandt, dass beym Glanz der Leuchtkäfer kein langsames Verbrennen wie beym Leuchten des Phosphors statt fände; dass die Johanniswürmchen auch un- ter Oel glänzten, und dass ihr Licht bey jeder Temperatur fortdauerte, wodurch die Mischung ihrer leuchtenden Materie nicht zerstöhrt würde. Allein der Phosphor der Leuchtkäfer ist in einer eigenen Materie aufgelöst, und durch diese so modificirt, dass in demselben bey einer höhern Temperatur kein plötzliches Verbrennen wie in dem reinen Phosphor entstehen kann. Dass der Phosphor wirklich solcher Modifikationen fähig ist, beweisen Heinrich's k) Versuche, nach wel- chen auch der Kunkelsche Phosphor unter gewis-
sen
k) A. a. O. 2te Abhandl. S. 202.
leuchtet, so läſst sich die Gleichartigkeit beyder Materien nicht bezweifeln. Beyde leuchten in at- mosphärischer Luft; bey beyden wird der Glanz durch Bewegung und durch den Einfluſs des Sau- erstoffgas verstärkt; beyde erlöschen in Stickgas, Wasserstoffgas und kohlensaurem Gas. Schon G. Forster vermuthete daher mit Recht, daſs die leuchtende Materie der Johanniswürmchen ein flüs- siger, mit einer thierischen Materie verbundener Phosphor sey, und Heinrich leitete aus ähnlichen Gründen, wie wir angeführt haben und noch wei- ter mittheilen werden, alle Lichterscheinungen der Thiere und Pflanzen von dem Phosphor ab. Cor- radori hat zwar gegen diese Meinung eingewandt, daſs beym Glanz der Leuchtkäfer kein langsames Verbrennen wie beym Leuchten des Phosphors statt fände; daſs die Johanniswürmchen auch un- ter Oel glänzten, und daſs ihr Licht bey jeder Temperatur fortdauerte, wodurch die Mischung ihrer leuchtenden Materie nicht zerstöhrt würde. Allein der Phosphor der Leuchtkäfer ist in einer eigenen Materie aufgelöst, und durch diese so modificirt, daſs in demselben bey einer höhern Temperatur kein plötzliches Verbrennen wie in dem reinen Phosphor entstehen kann. Daſs der Phosphor wirklich solcher Modifikationen fähig ist, beweisen Heinrich’s k) Versuche, nach wel- chen auch der Kunkelsche Phosphor unter gewis-
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k) A. a. O. 2te Abhandl. S. 202.
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leuchtet, so läſst sich die Gleichartigkeit beyder
Materien nicht bezweifeln. Beyde leuchten in at-
mosphärischer Luft; bey beyden wird der Glanz
durch Bewegung und durch den Einfluſs des Sau-
erstoffgas verstärkt; beyde erlöschen in Stickgas,
Wasserstoffgas und kohlensaurem Gas. Schon G.
Forster vermuthete daher mit Recht, daſs die
leuchtende Materie der Johanniswürmchen ein flüs-
siger, mit einer thierischen Materie verbundener
Phosphor sey, und Heinrich leitete aus ähnlichen
Gründen, wie wir angeführt haben und noch wei-
ter mittheilen werden, alle Lichterscheinungen der
Thiere und Pflanzen von dem Phosphor ab. Cor-
radori hat zwar gegen diese Meinung eingewandt,
daſs beym Glanz der Leuchtkäfer kein langsames
Verbrennen wie beym Leuchten des Phosphors
statt fände; daſs die Johanniswürmchen auch un-
ter Oel glänzten, und daſs ihr Licht bey jeder
Temperatur fortdauerte, wodurch die Mischung
ihrer leuchtenden Materie nicht zerstöhrt würde.
Allein der Phosphor der Leuchtkäfer ist in einer
eigenen Materie aufgelöst, und durch diese so
modificirt, daſs in demselben bey einer höhern
Temperatur kein plötzliches Verbrennen wie in
dem reinen Phosphor entstehen kann. Daſs der
Phosphor wirklich solcher Modifikationen fähig
ist, beweisen Heinrich’s k) Versuche, nach wel-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/126>, abgerufen am 27.11.2024.
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