weit in das Holz eingedrungen, dass sie sich ohne eine sehr gewaltsame Operation nicht wieder her- ausziehen liessen. Jetzt sind zum Theil selbst die Bleche ganz verwachsen. Alle diese unterbunde- nen Stämme oder Aeste verlieren im Herbste weit früher als die übrigen ihre Blätter, schlagen aber auch im Frühling weit zeitiger wieder aus, blü- hen sehr voll, und tragen zum Theil viele, doch kleine, unschmackhafte Früchte. Bey allen fin- det sowohl unter, als über dem Bande eine An- schwellung statt. Da, wo das Band um den Stamm unter dem Anfang der Krone liegt, ist bey einigen, doch auch nicht bey allen, die An- schwellung oberhalb dem Bande stärker als unter- halb demselben. Bey den übrigen Bäumen hin- gegen, an welchen blos ein Ast unterbunden ist, finde ich keinen Unterschied zwischen der obern und untern Anschwellung. Nach Ligaturen tritt also wenigstens nicht immer eine stärkere Ver- dickung über dem Bande ein, und vielleicht ist auch nach kreisförmigen Ausschnitten der Rinde diese Verdickung nicht allgemein. Fände sie aber auch ohne Ausnahme statt, so würde doch noch erst zu beweisen seyn, was noch nicht bewiesen ist, dass die Verdickung ursprünglich von der Rinde, und nicht von dem Bast oder Holz her- rührt, ehe man daraus auf ein Absteigen des Safts durch die Rinde schliessen dürfte. Uebrigens weiss man ja auch, dass manchen Bäumen die
ganze
weit in das Holz eingedrungen, daſs sie sich ohne eine sehr gewaltsame Operation nicht wieder her- ausziehen lieſsen. Jetzt sind zum Theil selbst die Bleche ganz verwachsen. Alle diese unterbunde- nen Stämme oder Aeste verlieren im Herbste weit früher als die übrigen ihre Blätter, schlagen aber auch im Frühling weit zeitiger wieder aus, blü- hen sehr voll, und tragen zum Theil viele, doch kleine, unschmackhafte Früchte. Bey allen fin- det sowohl unter, als über dem Bande eine An- schwellung statt. Da, wo das Band um den Stamm unter dem Anfang der Krone liegt, ist bey einigen, doch auch nicht bey allen, die An- schwellung oberhalb dem Bande stärker als unter- halb demselben. Bey den übrigen Bäumen hin- gegen, an welchen blos ein Ast unterbunden ist, finde ich keinen Unterschied zwischen der obern und untern Anschwellung. Nach Ligaturen tritt also wenigstens nicht immer eine stärkere Ver- dickung über dem Bande ein, und vielleicht ist auch nach kreisförmigen Ausschnitten der Rinde diese Verdickung nicht allgemein. Fände sie aber auch ohne Ausnahme statt, so würde doch noch erst zu beweisen seyn, was noch nicht bewiesen ist, daſs die Verdickung ursprünglich von der Rinde, und nicht von dem Bast oder Holz her- rührt, ehe man daraus auf ein Absteigen des Safts durch die Rinde schlieſsen dürfte. Uebrigens weiſs man ja auch, daſs manchen Bäumen die
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weit in das Holz eingedrungen, daſs sie sich ohne
eine sehr gewaltsame Operation nicht wieder her-
ausziehen lieſsen. Jetzt sind zum Theil selbst die
Bleche ganz verwachsen. Alle diese unterbunde-
nen Stämme oder Aeste verlieren im Herbste weit
früher als die übrigen ihre Blätter, schlagen aber
auch im Frühling weit zeitiger wieder aus, blü-
hen sehr voll, und tragen zum Theil viele, doch
kleine, unschmackhafte Früchte. Bey allen fin-
det sowohl unter, als über dem Bande eine An-
schwellung statt. Da, wo das Band um den
Stamm unter dem Anfang der Krone liegt, ist
bey einigen, doch auch nicht bey allen, die An-
schwellung oberhalb dem Bande stärker als unter-
halb demselben. Bey den übrigen Bäumen hin-
gegen, an welchen blos ein Ast unterbunden ist,
finde ich keinen Unterschied zwischen der obern
und untern Anschwellung. Nach Ligaturen tritt
also wenigstens nicht immer eine stärkere Ver-
dickung über dem Bande ein, und vielleicht ist
auch nach kreisförmigen Ausschnitten der Rinde
diese Verdickung nicht allgemein. Fände sie aber
auch ohne Ausnahme statt, so würde doch noch
erst zu beweisen seyn, was noch nicht bewiesen
ist, daſs die Verdickung ursprünglich von der
Rinde, und nicht von dem Bast oder Holz her-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/82>, abgerufen am 22.11.2024.
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