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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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den Hyacinthenzwiebel, dass das Wachsthum der
Wurzeln schneller als das der Blätter von statten
geht. Die auf- und absteigende Bewegung des
Safts ist auch nicht so streng an die Zeit des
Tages und der Nacht gebunden, dass in der
letztern Periode gar kein Wachsthum nach oben
und in der letztern keines nach unten statt fände.

Wir können jetzt auf unsere obige, die Funk-
tion der grossen Gefässe betreffende Frage zurück-
kommen, und diese dahin beantworten, dass
die äussern, der Rinde zunächst liegen-
den Fasergefässe, oder der Bast, den
Pflanzensaft abwärts, die um das Mark
liegenden grossen Gefässe, besonders die
Spiralgefässe, aber denselben aufwärts
führen
. Folgende Gründe beweisen diesen
Satz:

1. Wo blos eine absteigende Bewegung des
Pflanzensafts ist, finden sich nur Fasergefässe
umgeben von Zellen. Dies ist der Fall mit den
Flechten, den meisten Moosen und mehrem Na-
jaden, die sich blos durch die Blätter ernähren,
ohne etwas von der Wurzel zu empfangen. Dies
hat ferner bey den Blättern der meisten Dicoty-
ledonen statt. Die Nerven derselben bestehen
grösstentheils aus Bastbündeln ohne zahlreiche
Spiralgefässe, und ihre übrige Substanz enthält
blos Zellen. Sie führen aber auch dem Stamm

weit

den Hyacinthenzwiebel, daſs das Wachsthum der
Wurzeln schneller als das der Blätter von statten
geht. Die auf- und absteigende Bewegung des
Safts ist auch nicht so streng an die Zeit des
Tages und der Nacht gebunden, daſs in der
letztern Periode gar kein Wachsthum nach oben
und in der letztern keines nach unten statt fände.

Wir können jetzt auf unsere obige, die Funk-
tion der groſsen Gefäſse betreffende Frage zurück-
kommen, und diese dahin beantworten, daſs
die äuſsern, der Rinde zunächst liegen-
den Fasergefäſse, oder der Bast, den
Pflanzensaft abwärts, die um das Mark
liegenden groſsen Gefäſse, besonders die
Spiralgefäſse, aber denselben aufwärts
führen
. Folgende Gründe beweisen diesen
Satz:

1. Wo blos eine absteigende Bewegung des
Pflanzensafts ist, finden sich nur Fasergefäſse
umgeben von Zellen. Dies ist der Fall mit den
Flechten, den meisten Moosen und mehrem Na-
jaden, die sich blos durch die Blätter ernähren,
ohne etwas von der Wurzel zu empfangen. Dies
hat ferner bey den Blättern der meisten Dicoty-
ledonen statt. Die Nerven derselben bestehen
gröſstentheils aus Bastbündeln ohne zahlreiche
Spiralgefäſse, und ihre übrige Substanz enthält
blos Zellen. Sie führen aber auch dem Stamm

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[60/0076] den Hyacinthenzwiebel, daſs das Wachsthum der Wurzeln schneller als das der Blätter von statten geht. Die auf- und absteigende Bewegung des Safts ist auch nicht so streng an die Zeit des Tages und der Nacht gebunden, daſs in der letztern Periode gar kein Wachsthum nach oben und in der letztern keines nach unten statt fände. Wir können jetzt auf unsere obige, die Funk- tion der groſsen Gefäſse betreffende Frage zurück- kommen, und diese dahin beantworten, daſs die äuſsern, der Rinde zunächst liegen- den Fasergefäſse, oder der Bast, den Pflanzensaft abwärts, die um das Mark liegenden groſsen Gefäſse, besonders die Spiralgefäſse, aber denselben aufwärts führen. Folgende Gründe beweisen diesen Satz: 1. Wo blos eine absteigende Bewegung des Pflanzensafts ist, finden sich nur Fasergefäſse umgeben von Zellen. Dies ist der Fall mit den Flechten, den meisten Moosen und mehrem Na- jaden, die sich blos durch die Blätter ernähren, ohne etwas von der Wurzel zu empfangen. Dies hat ferner bey den Blättern der meisten Dicoty- ledonen statt. Die Nerven derselben bestehen gröſstentheils aus Bastbündeln ohne zahlreiche Spiralgefäſse, und ihre übrige Substanz enthält blos Zellen. Sie führen aber auch dem Stamm weit

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/76>, abgerufen am 22.11.2024.