den Hyacinthenzwiebel, dass das Wachsthum der Wurzeln schneller als das der Blätter von statten geht. Die auf- und absteigende Bewegung des Safts ist auch nicht so streng an die Zeit des Tages und der Nacht gebunden, dass in der letztern Periode gar kein Wachsthum nach oben und in der letztern keines nach unten statt fände.
Wir können jetzt auf unsere obige, die Funk- tion der grossen Gefässe betreffende Frage zurück- kommen, und diese dahin beantworten, dass die äussern, der Rinde zunächst liegen- den Fasergefässe, oder der Bast, den Pflanzensaft abwärts, die um das Mark liegenden grossen Gefässe, besonders die Spiralgefässe, aber denselben aufwärts führen. Folgende Gründe beweisen diesen Satz:
1. Wo blos eine absteigende Bewegung des Pflanzensafts ist, finden sich nur Fasergefässe umgeben von Zellen. Dies ist der Fall mit den Flechten, den meisten Moosen und mehrem Na- jaden, die sich blos durch die Blätter ernähren, ohne etwas von der Wurzel zu empfangen. Dies hat ferner bey den Blättern der meisten Dicoty- ledonen statt. Die Nerven derselben bestehen grösstentheils aus Bastbündeln ohne zahlreiche Spiralgefässe, und ihre übrige Substanz enthält blos Zellen. Sie führen aber auch dem Stamm
weit
den Hyacinthenzwiebel, daſs das Wachsthum der Wurzeln schneller als das der Blätter von statten geht. Die auf- und absteigende Bewegung des Safts ist auch nicht so streng an die Zeit des Tages und der Nacht gebunden, daſs in der letztern Periode gar kein Wachsthum nach oben und in der letztern keines nach unten statt fände.
Wir können jetzt auf unsere obige, die Funk- tion der groſsen Gefäſse betreffende Frage zurück- kommen, und diese dahin beantworten, daſs die äuſsern, der Rinde zunächst liegen- den Fasergefäſse, oder der Bast, den Pflanzensaft abwärts, die um das Mark liegenden groſsen Gefäſse, besonders die Spiralgefäſse, aber denselben aufwärts führen. Folgende Gründe beweisen diesen Satz:
1. Wo blos eine absteigende Bewegung des Pflanzensafts ist, finden sich nur Fasergefäſse umgeben von Zellen. Dies ist der Fall mit den Flechten, den meisten Moosen und mehrem Na- jaden, die sich blos durch die Blätter ernähren, ohne etwas von der Wurzel zu empfangen. Dies hat ferner bey den Blättern der meisten Dicoty- ledonen statt. Die Nerven derselben bestehen gröſstentheils aus Bastbündeln ohne zahlreiche Spiralgefäſse, und ihre übrige Substanz enthält blos Zellen. Sie führen aber auch dem Stamm
weit
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0076"n="60"/>
den Hyacinthenzwiebel, daſs das Wachsthum der<lb/>
Wurzeln schneller als das der Blätter von statten<lb/>
geht. Die auf- und absteigende Bewegung des<lb/>
Safts ist auch nicht so streng an die Zeit des<lb/>
Tages und der Nacht gebunden, daſs in der<lb/>
letztern Periode gar kein Wachsthum nach oben<lb/>
und in der letztern keines nach unten statt fände.</p><lb/><p>Wir können jetzt auf unsere obige, die Funk-<lb/>
tion der groſsen Gefäſse betreffende Frage zurück-<lb/>
kommen, und diese dahin beantworten, <hirendition="#g">daſs<lb/>
die äuſsern, der Rinde zunächst liegen-<lb/>
den Fasergefäſse, oder der Bast, den<lb/>
Pflanzensaft abwärts, die um das Mark<lb/>
liegenden groſsen Gefäſse, besonders die<lb/>
Spiralgefäſse, aber denselben aufwärts<lb/>
führen</hi>. Folgende Gründe beweisen diesen<lb/>
Satz:</p><lb/><p>1. Wo blos eine absteigende Bewegung des<lb/>
Pflanzensafts ist, finden sich nur Fasergefäſse<lb/>
umgeben von Zellen. Dies ist der Fall mit den<lb/>
Flechten, den meisten Moosen und mehrem Na-<lb/>
jaden, die sich blos durch die Blätter ernähren,<lb/>
ohne etwas von der Wurzel zu empfangen. Dies<lb/>
hat ferner bey den Blättern der meisten Dicoty-<lb/>
ledonen statt. Die Nerven derselben bestehen<lb/>
gröſstentheils aus Bastbündeln ohne zahlreiche<lb/>
Spiralgefäſse, und ihre übrige Substanz enthält<lb/>
blos Zellen. Sie führen aber auch dem Stamm<lb/><fwplace="bottom"type="catch">weit</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[60/0076]
den Hyacinthenzwiebel, daſs das Wachsthum der
Wurzeln schneller als das der Blätter von statten
geht. Die auf- und absteigende Bewegung des
Safts ist auch nicht so streng an die Zeit des
Tages und der Nacht gebunden, daſs in der
letztern Periode gar kein Wachsthum nach oben
und in der letztern keines nach unten statt fände.
Wir können jetzt auf unsere obige, die Funk-
tion der groſsen Gefäſse betreffende Frage zurück-
kommen, und diese dahin beantworten, daſs
die äuſsern, der Rinde zunächst liegen-
den Fasergefäſse, oder der Bast, den
Pflanzensaft abwärts, die um das Mark
liegenden groſsen Gefäſse, besonders die
Spiralgefäſse, aber denselben aufwärts
führen. Folgende Gründe beweisen diesen
Satz:
1. Wo blos eine absteigende Bewegung des
Pflanzensafts ist, finden sich nur Fasergefäſse
umgeben von Zellen. Dies ist der Fall mit den
Flechten, den meisten Moosen und mehrem Na-
jaden, die sich blos durch die Blätter ernähren,
ohne etwas von der Wurzel zu empfangen. Dies
hat ferner bey den Blättern der meisten Dicoty-
ledonen statt. Die Nerven derselben bestehen
gröſstentheils aus Bastbündeln ohne zahlreiche
Spiralgefäſse, und ihre übrige Substanz enthält
blos Zellen. Sie führen aber auch dem Stamm
weit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/76>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.