Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

nach dem Aufhören aller Bewegung wurden die
Thiere nicht nur grösser, sondern viele auch voll-
kommen kugelrund, und grünlich. Nach einiger
Zeit hatten eine Menge dieser Kügelchen theils
an einer, theils an zwey einander gegenüberste-
henden Seiten eine kleine Röhre getrieben, die
den jüngern Fäden der Conferva dilatata ganz
ähnlich, und eben so wie das Kügelchen selber
inwendig an der Haut mit kleinern Körnern dicht
besetzt war. Einige trieben auch nach wenig Ta-
gen schon Aeste. Diese jungen Conferven wur-
den nach zehn Tagen wieder Mütter. Um diese
Zeit, wo sie die Länge von ohngefähr einer Linie
hatten, zeigten sich an ihnen schon schwarze,
hochschwangere Keulen.

Die von dem Thier verlassene Keule wurde
wasserhell, welk und faltig. Unter ihr verengerte
sich die Röhre der Conferve, und, indem sie sel-
ber allmählig aufgelöst wurde, trieb aus dieser
verengerten Stelle bald ein neuer Fortsatz hervor,
der ebenfalls eine schwarze Keule bekam, und
die nehmliche Folge von Erscheinungen wie der
abgestorbene Ast zeigte.

So weit die Erfahrungen Trentepohl's, der
ein völlig unbefangener Beobachter war. Ich ha-
be im Mai 1805 gefunden, dass die ersten Anfänge
der Conferva limosa Dillw. ebenfalls Infusions-
thiere sind. Eine Ulva lubrica Roth. war am Ran-

de

nach dem Aufhören aller Bewegung wurden die
Thiere nicht nur gröſser, sondern viele auch voll-
kommen kugelrund, und grünlich. Nach einiger
Zeit hatten eine Menge dieser Kügelchen theils
an einer, theils an zwey einander gegenüberste-
henden Seiten eine kleine Röhre getrieben, die
den jüngern Fäden der Conferva dilatata ganz
ähnlich, und eben so wie das Kügelchen selber
inwendig an der Haut mit kleinern Körnern dicht
besetzt war. Einige trieben auch nach wenig Ta-
gen schon Aeste. Diese jungen Conferven wur-
den nach zehn Tagen wieder Mütter. Um diese
Zeit, wo sie die Länge von ohngefähr einer Linie
hatten, zeigten sich an ihnen schon schwarze,
hochschwangere Keulen.

Die von dem Thier verlassene Keule wurde
wasserhell, welk und faltig. Unter ihr verengerte
sich die Röhre der Conferve, und, indem sie sel-
ber allmählig aufgelöst wurde, trieb aus dieser
verengerten Stelle bald ein neuer Fortsatz hervor,
der ebenfalls eine schwarze Keule bekam, und
die nehmliche Folge von Erscheinungen wie der
abgestorbene Ast zeigte.

So weit die Erfahrungen Trentepohl’s, der
ein völlig unbefangener Beobachter war. Ich ha-
be im Mai 1805 gefunden, daſs die ersten Anfänge
der Conferva limosa Dillw. ebenfalls Infusions-
thiere sind. Eine Ulva lubrica Roth. war am Ran-

de
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0652" n="636"/>
nach dem Aufhören aller Bewegung wurden die<lb/>
Thiere nicht nur grö&#x017F;ser, sondern viele auch voll-<lb/>
kommen kugelrund, und grünlich. Nach einiger<lb/>
Zeit hatten eine Menge dieser Kügelchen theils<lb/>
an einer, theils an zwey einander gegenüberste-<lb/>
henden Seiten eine kleine Röhre getrieben, die<lb/>
den jüngern Fäden der Conferva dilatata ganz<lb/>
ähnlich, und eben so wie das Kügelchen selber<lb/>
inwendig an der Haut mit kleinern Körnern dicht<lb/>
besetzt war. Einige trieben auch nach wenig Ta-<lb/>
gen schon Aeste. Diese jungen Conferven wur-<lb/>
den nach zehn Tagen wieder Mütter. Um diese<lb/>
Zeit, wo sie die Länge von ohngefähr einer Linie<lb/>
hatten, zeigten sich an ihnen schon schwarze,<lb/>
hochschwangere Keulen.</p><lb/>
            <p>Die von dem Thier verlassene Keule wurde<lb/>
wasserhell, welk und faltig. Unter ihr verengerte<lb/>
sich die Röhre der Conferve, und, indem sie sel-<lb/>
ber allmählig aufgelöst wurde, trieb aus dieser<lb/>
verengerten Stelle bald ein neuer Fortsatz hervor,<lb/>
der ebenfalls eine schwarze Keule bekam, und<lb/>
die nehmliche Folge von Erscheinungen wie der<lb/>
abgestorbene Ast zeigte.</p><lb/>
            <p>So weit die Erfahrungen <hi rendition="#k">Trentepohl</hi>&#x2019;s, der<lb/>
ein völlig unbefangener Beobachter war. Ich ha-<lb/>
be im Mai 1805 gefunden, da&#x017F;s die ersten Anfänge<lb/>
der Conferva limosa <hi rendition="#k">Dillw</hi>. ebenfalls Infusions-<lb/>
thiere sind. Eine Ulva lubrica <hi rendition="#k">Roth</hi>. war am Ran-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">de</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[636/0652] nach dem Aufhören aller Bewegung wurden die Thiere nicht nur gröſser, sondern viele auch voll- kommen kugelrund, und grünlich. Nach einiger Zeit hatten eine Menge dieser Kügelchen theils an einer, theils an zwey einander gegenüberste- henden Seiten eine kleine Röhre getrieben, die den jüngern Fäden der Conferva dilatata ganz ähnlich, und eben so wie das Kügelchen selber inwendig an der Haut mit kleinern Körnern dicht besetzt war. Einige trieben auch nach wenig Ta- gen schon Aeste. Diese jungen Conferven wur- den nach zehn Tagen wieder Mütter. Um diese Zeit, wo sie die Länge von ohngefähr einer Linie hatten, zeigten sich an ihnen schon schwarze, hochschwangere Keulen. Die von dem Thier verlassene Keule wurde wasserhell, welk und faltig. Unter ihr verengerte sich die Röhre der Conferve, und, indem sie sel- ber allmählig aufgelöst wurde, trieb aus dieser verengerten Stelle bald ein neuer Fortsatz hervor, der ebenfalls eine schwarze Keule bekam, und die nehmliche Folge von Erscheinungen wie der abgestorbene Ast zeigte. So weit die Erfahrungen Trentepohl’s, der ein völlig unbefangener Beobachter war. Ich ha- be im Mai 1805 gefunden, daſs die ersten Anfänge der Conferva limosa Dillw. ebenfalls Infusions- thiere sind. Eine Ulva lubrica Roth. war am Ran- de

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/652
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/652>, abgerufen am 25.11.2024.