Kraft, die das Organ hervorbringt, bewirkt auch die Erhaltung desselben und die darin vorgehen- den Absonderungen. Indem sie einen gewissen Theil bildet, schafft sie sich damit nur eine Be- dingung zur Fortdauer ihrer auf einen be- stimmten Punkt gerichteten Wirksamkeit.
Beweise für diesen Satz geben die Metastasen. Bildet sich nicht in Krankheiten Milch ausser- halb den Brüsten, Galle ausserhalb der Leber, und Urin in andern Theilen als den Harnwerk- zeugen?
Man kann hierauf erwiedern, dass nach der Entstehung des Organs die ursprüngliche Bildungs- kraft zu wirken aufhört, und dass jene metasta- tischen Erscheinungen sich auch auf eine Art er- klären lassen, wobey es nicht der Voraussetzung bedarf, dass eine gewisse Flüssigkeit ausserhalb dem zu ihrer Absonderung bestimmten Organ erzeugt werden kann. Allein bey der Reproduk- tion der Amphibien, Fische, Würmer, Zoophy- ten u. s. w. werden ganze, verlorne Theile er- setzt. Wo ist hier das Organ, welches den sich aus der Wunde ergiessenden Saft zu neuen Glied- massen umformt?
Ueberhaupt verlieren alle Gegengründe wider den obigen Satz ihr Gewicht, wenn wir von rich- tigen Begriffen über das Wesen der bildenden Kraft ausgehen.
So
IV. Bd. R r
Kraft, die das Organ hervorbringt, bewirkt auch die Erhaltung desselben und die darin vorgehen- den Absonderungen. Indem sie einen gewissen Theil bildet, schafft sie sich damit nur eine Be- dingung zur Fortdauer ihrer auf einen be- stimmten Punkt gerichteten Wirksamkeit.
Beweise für diesen Satz geben die Metastasen. Bildet sich nicht in Krankheiten Milch ausser- halb den Brüsten, Galle ausserhalb der Leber, und Urin in andern Theilen als den Harnwerk- zeugen?
Man kann hierauf erwiedern, daſs nach der Entstehung des Organs die ursprüngliche Bildungs- kraft zu wirken aufhört, und daſs jene metasta- tischen Erscheinungen sich auch auf eine Art er- klären lassen, wobey es nicht der Voraussetzung bedarf, daſs eine gewisse Flüssigkeit ausserhalb dem zu ihrer Absonderung bestimmten Organ erzeugt werden kann. Allein bey der Reproduk- tion der Amphibien, Fische, Würmer, Zoophy- ten u. s. w. werden ganze, verlorne Theile er- setzt. Wo ist hier das Organ, welches den sich aus der Wunde ergieſsenden Saft zu neuen Glied- maſsen umformt?
Ueberhaupt verlieren alle Gegengründe wider den obigen Satz ihr Gewicht, wenn wir von rich- tigen Begriffen über das Wesen der bildenden Kraft ausgehen.
So
IV. Bd. R r
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Kraft, die das Organ hervorbringt, bewirkt auch
die Erhaltung desselben und die darin vorgehen-
den Absonderungen. Indem sie einen gewissen
Theil bildet, schafft sie sich damit nur eine Be-
dingung zur Fortdauer ihrer auf einen be-
stimmten Punkt gerichteten Wirksamkeit.
Beweise für diesen Satz geben die Metastasen.
Bildet sich nicht in Krankheiten Milch ausser-
halb den Brüsten, Galle ausserhalb der Leber,
und Urin in andern Theilen als den Harnwerk-
zeugen?
Man kann hierauf erwiedern, daſs nach der
Entstehung des Organs die ursprüngliche Bildungs-
kraft zu wirken aufhört, und daſs jene metasta-
tischen Erscheinungen sich auch auf eine Art er-
klären lassen, wobey es nicht der Voraussetzung
bedarf, daſs eine gewisse Flüssigkeit ausserhalb
dem zu ihrer Absonderung bestimmten Organ
erzeugt werden kann. Allein bey der Reproduk-
tion der Amphibien, Fische, Würmer, Zoophy-
ten u. s. w. werden ganze, verlorne Theile er-
setzt. Wo ist hier das Organ, welches den sich
aus der Wunde ergieſsenden Saft zu neuen Glied-
maſsen umformt?
Ueberhaupt verlieren alle Gegengründe wider
den obigen Satz ihr Gewicht, wenn wir von rich-
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Kraft ausgehen.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/641>, abgerufen am 22.11.2024.
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