zeigt, entsteht sie bekanntlich durch eine Ver- bindung von Kohlenstoff, Stickstoff und Wasser- stoff. Diese Grundstoffe finden sich in allen thie- rischen Organen, und jedes von diesen ist daher fähig, Blausäure zu geben. Man erhält sie aber nicht blos daraus durch Verkohlen derselben mit Alkali, und Digeriren dieser Kohle mit Wasser, sondern auch sehr reichlich, und vielleicht noch reichlicher durch Destillation mit Salpetersäure x).
Bey dieser Bildung der Blausäure durch Sal- petersäure liefert die letztere keinen Bestandtheil jener Substanz. Eine Wasserzersetzung findet eben- falls dabey nicht statt. Auch aus verkohlten, und mit höchst concentrirter Schwefelsäure befeuchte- ten Knochen entwickelt sich Blausäure y). Sowohl die Salpetersäure, als die Schwefelsäure kann hier nur wirken, indem sie Trennungen und neue
Verbin-
x) Dies hat schon Fourcroy bemerkt (Ann. de Chi- mie. T. 6. p. 177. -- Syst. des connoiss. chim. T. 9. p. 86.) Ittner erinnert dagegen in seiner angeführ- ten Schrift (S. 23.), dass er aus thierischen Stoffen mit Salpetersäure sehr wenig Blausäure erhalten habe. Ich muss hierin aber Fourcroy'n beytreten. Herr Apotheker Henschen in Bremen, der auf Veran- lassung meiner Versuche über die Blutsäure, Blut mit Salpetersäure destillirte, stellte mir ohngefähr sechs Unzen Wasser zu, die auf diese Art vollkommen mit Blausäure geschwängert waren.
y)Ittner a. a. O. S. 59.
zeigt, entsteht sie bekanntlich durch eine Ver- bindung von Kohlenstoff, Stickstoff und Wasser- stoff. Diese Grundstoffe finden sich in allen thie- rischen Organen, und jedes von diesen ist daher fähig, Blausäure zu geben. Man erhält sie aber nicht blos daraus durch Verkohlen derselben mit Alkali, und Digeriren dieser Kohle mit Wasser, sondern auch sehr reichlich, und vielleicht noch reichlicher durch Destillation mit Salpetersäure x).
Bey dieser Bildung der Blausäure durch Sal- petersäure liefert die letztere keinen Bestandtheil jener Substanz. Eine Wasserzersetzung findet eben- falls dabey nicht statt. Auch aus verkohlten, und mit höchst concentrirter Schwefelsäure befeuchte- ten Knochen entwickelt sich Blausäure y). Sowohl die Salpetersäure, als die Schwefelsäure kann hier nur wirken, indem sie Trennungen und neue
Verbin-
x) Dies hat schon Fourcroy bemerkt (Ann. de Chi- mie. T. 6. p. 177. — Syst. des connoiss. chim. T. 9. p. 86.) Ittner erinnert dagegen in seiner angeführ- ten Schrift (S. 23.), daſs er aus thierischen Stoffen mit Salpetersäure sehr wenig Blausäure erhalten habe. Ich muſs hierin aber Fourcroy’n beytreten. Herr Apotheker Henschen in Bremen, der auf Veran- lassung meiner Versuche über die Blutsäure, Blut mit Salpetersäure destillirte, stellte mir ohngefähr sechs Unzen Wasser zu, die auf diese Art vollkommen mit Blausäure geschwängert waren.
y)Ittner a. a. O. S. 59.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0604"n="588"/>
zeigt, entsteht sie bekanntlich durch eine Ver-<lb/>
bindung von Kohlenstoff, Stickstoff und Wasser-<lb/>
stoff. Diese Grundstoffe finden sich in allen thie-<lb/>
rischen Organen, und jedes von diesen ist daher<lb/>
fähig, Blausäure zu geben. Man erhält sie aber<lb/>
nicht blos daraus durch Verkohlen derselben mit<lb/>
Alkali, und Digeriren dieser Kohle mit Wasser,<lb/>
sondern auch sehr reichlich, und vielleicht noch<lb/>
reichlicher durch Destillation mit Salpetersäure <noteplace="foot"n="x)">Dies hat schon <hirendition="#k">Fourcroy</hi> bemerkt (Ann. de Chi-<lb/>
mie. T. 6. p. 177. — Syst. des connoiss. chim. T. 9.<lb/>
p. 86.) <hirendition="#k">Ittner</hi> erinnert dagegen in seiner angeführ-<lb/>
ten Schrift (S. 23.), daſs er aus thierischen Stoffen<lb/>
mit Salpetersäure sehr wenig Blausäure erhalten habe.<lb/>
Ich muſs hierin aber <hirendition="#k">Fourcroy</hi>’n beytreten. Herr<lb/>
Apotheker <hirendition="#k">Henschen</hi> in Bremen, der auf Veran-<lb/>
lassung meiner Versuche über die Blutsäure, Blut<lb/>
mit Salpetersäure destillirte, stellte mir ohngefähr sechs<lb/>
Unzen Wasser zu, die auf diese Art vollkommen mit<lb/>
Blausäure geschwängert waren.</note>.</p><lb/><p>Bey dieser Bildung der Blausäure durch Sal-<lb/>
petersäure liefert die letztere keinen Bestandtheil<lb/>
jener Substanz. Eine Wasserzersetzung findet eben-<lb/>
falls dabey nicht statt. Auch aus verkohlten, und<lb/>
mit höchst concentrirter Schwefelsäure befeuchte-<lb/>
ten Knochen entwickelt sich Blausäure <noteplace="foot"n="y)"><hirendition="#k">Ittner</hi> a. a. O. S. 59.</note>. Sowohl<lb/>
die Salpetersäure, als die Schwefelsäure kann hier<lb/>
nur wirken, indem sie Trennungen und neue<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Verbin-</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[588/0604]
zeigt, entsteht sie bekanntlich durch eine Ver-
bindung von Kohlenstoff, Stickstoff und Wasser-
stoff. Diese Grundstoffe finden sich in allen thie-
rischen Organen, und jedes von diesen ist daher
fähig, Blausäure zu geben. Man erhält sie aber
nicht blos daraus durch Verkohlen derselben mit
Alkali, und Digeriren dieser Kohle mit Wasser,
sondern auch sehr reichlich, und vielleicht noch
reichlicher durch Destillation mit Salpetersäure x).
Bey dieser Bildung der Blausäure durch Sal-
petersäure liefert die letztere keinen Bestandtheil
jener Substanz. Eine Wasserzersetzung findet eben-
falls dabey nicht statt. Auch aus verkohlten, und
mit höchst concentrirter Schwefelsäure befeuchte-
ten Knochen entwickelt sich Blausäure y). Sowohl
die Salpetersäure, als die Schwefelsäure kann hier
nur wirken, indem sie Trennungen und neue
Verbin-
x) Dies hat schon Fourcroy bemerkt (Ann. de Chi-
mie. T. 6. p. 177. — Syst. des connoiss. chim. T. 9.
p. 86.) Ittner erinnert dagegen in seiner angeführ-
ten Schrift (S. 23.), daſs er aus thierischen Stoffen
mit Salpetersäure sehr wenig Blausäure erhalten habe.
Ich muſs hierin aber Fourcroy’n beytreten. Herr
Apotheker Henschen in Bremen, der auf Veran-
lassung meiner Versuche über die Blutsäure, Blut
mit Salpetersäure destillirte, stellte mir ohngefähr sechs
Unzen Wasser zu, die auf diese Art vollkommen mit
Blausäure geschwängert waren.
y) Ittner a. a. O. S. 59.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/604>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.