Die Beobachtung aber, dass auch der Speichel eben diese Säure enthält, ist meines Wissens bis- her noch nicht gemacht worden.
Winterl nannte jene Säure Blutsäure. Ich werde diese passende Benennung beybehalten. Um die Beschaffenheit derselben zu entdecken, stellte Rink einige Versuche an, die aber kein ge- nügendes Resultat gaben. Ich gestehe, dass ich nicht glücklicher gewesen bin. Ueber das Verhal- ten derjenigen Blutsäure, die der Speichel liefert, habe ich schon im 6ten §. dieses Kapitels meine Erfahrungen mitgetheilt. An dem Weingeist-Aus- zug einer filtrirten, und bis zur Trockenheit ab- gedampften Blutlauge, die mit ätzendem Natrum bereitet war, habe ich noch Folgendes bemerkt. Nach dem Verdünsten des Auszugs fand ich den Boden des Gefässes mit kleinen, gelblichen Krystal- len und einer rothbraunen Substanz bedeckt. Beyde lösten sich schnell und vollständig in Was- ser auf. Die Auflösung färbte nach wie vor das salpetersaure Eisen roth. Salzsäure gab mit dem Weingeistauszug keinen Niederschlag, wohl aber Krystalle, die inzwischen von denen, welche sich ohne den Zusatz dieser Säure bildeten, nicht ver-
schie-
keit. Prüfte ich hingegen den Auszug mit salpeter- saurem Eisen, nachdem derselbe ohngefähr vier und zwanzig Stunden in einem offenen Glase gestanden hatte, so zeigte sich die rothe Farbe.
Die Beobachtung aber, daſs auch der Speichel eben diese Säure enthält, ist meines Wissens bis- her noch nicht gemacht worden.
Winterl nannte jene Säure Blutsäure. Ich werde diese passende Benennung beybehalten. Um die Beschaffenheit derselben zu entdecken, stellte Rink einige Versuche an, die aber kein ge- nügendes Resultat gaben. Ich gestehe, daſs ich nicht glücklicher gewesen bin. Ueber das Verhal- ten derjenigen Blutsäure, die der Speichel liefert, habe ich schon im 6ten §. dieses Kapitels meine Erfahrungen mitgetheilt. An dem Weingeist-Aus- zug einer filtrirten, und bis zur Trockenheit ab- gedampften Blutlauge, die mit ätzendem Natrum bereitet war, habe ich noch Folgendes bemerkt. Nach dem Verdünsten des Auszugs fand ich den Boden des Gefäſses mit kleinen, gelblichen Krystal- len und einer rothbraunen Substanz bedeckt. Beyde lösten sich schnell und vollständig in Was- ser auf. Die Auflösung färbte nach wie vor das salpetersaure Eisen roth. Salzsäure gab mit dem Weingeistauszug keinen Niederschlag, wohl aber Krystalle, die inzwischen von denen, welche sich ohne den Zusatz dieser Säure bildeten, nicht ver-
schie-
keit. Prüfte ich hingegen den Auszug mit salpeter- saurem Eisen, nachdem derselbe ohngefähr vier und zwanzig Stunden in einem offenen Glase gestanden hatte, so zeigte sich die rothe Farbe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0584"n="568"/>
Die Beobachtung aber, daſs auch der Speichel<lb/>
eben diese Säure enthält, ist meines Wissens bis-<lb/>
her noch nicht gemacht worden.</p><lb/><p><hirendition="#k">Winterl</hi> nannte jene Säure <hirendition="#g">Blutsäure</hi>. Ich<lb/>
werde diese passende Benennung beybehalten.<lb/>
Um die Beschaffenheit derselben zu entdecken,<lb/>
stellte <hirendition="#k">Rink</hi> einige Versuche an, die aber kein ge-<lb/>
nügendes Resultat gaben. Ich gestehe, daſs ich<lb/>
nicht glücklicher gewesen bin. Ueber das Verhal-<lb/>
ten derjenigen Blutsäure, die der Speichel liefert,<lb/>
habe ich schon im 6ten §. dieses Kapitels meine<lb/>
Erfahrungen mitgetheilt. An dem Weingeist-Aus-<lb/>
zug einer filtrirten, und bis zur Trockenheit ab-<lb/>
gedampften Blutlauge, die mit ätzendem Natrum<lb/>
bereitet war, habe ich noch Folgendes bemerkt.<lb/>
Nach dem Verdünsten des Auszugs fand ich den<lb/>
Boden des Gefäſses mit kleinen, gelblichen Krystal-<lb/>
len und einer rothbraunen Substanz bedeckt.<lb/>
Beyde lösten sich schnell und vollständig in Was-<lb/>
ser auf. Die Auflösung färbte nach wie vor das<lb/>
salpetersaure Eisen roth. Salzsäure gab mit dem<lb/>
Weingeistauszug keinen Niederschlag, wohl aber<lb/>
Krystalle, die inzwischen von denen, welche sich<lb/>
ohne den Zusatz dieser Säure bildeten, nicht ver-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">schie-</fw><lb/><notexml:id="seg2pn_21_2"prev="#seg2pn_21_1"place="foot"n="y)">keit. Prüfte ich hingegen den Auszug mit salpeter-<lb/>
saurem Eisen, nachdem derselbe ohngefähr vier und<lb/>
zwanzig Stunden in einem offenen Glase gestanden<lb/>
hatte, so zeigte sich die rothe Farbe.</note><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[568/0584]
Die Beobachtung aber, daſs auch der Speichel
eben diese Säure enthält, ist meines Wissens bis-
her noch nicht gemacht worden.
Winterl nannte jene Säure Blutsäure. Ich
werde diese passende Benennung beybehalten.
Um die Beschaffenheit derselben zu entdecken,
stellte Rink einige Versuche an, die aber kein ge-
nügendes Resultat gaben. Ich gestehe, daſs ich
nicht glücklicher gewesen bin. Ueber das Verhal-
ten derjenigen Blutsäure, die der Speichel liefert,
habe ich schon im 6ten §. dieses Kapitels meine
Erfahrungen mitgetheilt. An dem Weingeist-Aus-
zug einer filtrirten, und bis zur Trockenheit ab-
gedampften Blutlauge, die mit ätzendem Natrum
bereitet war, habe ich noch Folgendes bemerkt.
Nach dem Verdünsten des Auszugs fand ich den
Boden des Gefäſses mit kleinen, gelblichen Krystal-
len und einer rothbraunen Substanz bedeckt.
Beyde lösten sich schnell und vollständig in Was-
ser auf. Die Auflösung färbte nach wie vor das
salpetersaure Eisen roth. Salzsäure gab mit dem
Weingeistauszug keinen Niederschlag, wohl aber
Krystalle, die inzwischen von denen, welche sich
ohne den Zusatz dieser Säure bildeten, nicht ver-
schie-
y)
y) keit. Prüfte ich hingegen den Auszug mit salpeter-
saurem Eisen, nachdem derselbe ohngefähr vier und
zwanzig Stunden in einem offenen Glase gestanden
hatte, so zeigte sich die rothe Farbe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/584>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.