war, einen häufigen Niederschlag hervorbrachte. Er schliesst hieraus auf die Gegenwart des Schleims, weil er das essigsaure Bley für das Fällungsmittel des Schleims, so wie Hitze und ätzendes salzsau- res Quecksilber für die Reagentien des Eyweiss- stoffs, und den Gerbestoff für das Reagens der Gallerte hält g). Diese Charaktere sind aber auf willkührliche Voraussetzungen gebaut, und ganz unzureichend. Bostock nahm ohne alle Beweise eine filtrirte Mischung von Speichel mit kaltem Wasser, und die durchgeseihete Flüssigkeit, die er durch Schütteln einer Auster in kaltem Wasser erhielt, für reinen Schleim an. Allein der Spei- chel enthält Eyweissstoff und nicht blos Schleim. Ueber die Flüssigkeit der Austern habe ich keine eigene Erfahrungen. Der zähe Saft, den die nack- ten Schnecken von sich geben, besteht indess fast blos aus Gallerte. Der Analogie nach ist zu vermuthen, dass die Flüssigkeit der Austern eben diese Beschaffenheit hat. Folgende Versuche, die ich über das Verhalten des Schleims, der Gallerte und des Eyweissstoffs gegen chemische Reagentien angestellt habe, zeigen das Unzurei- chende der von Bostock angegebenen Merkmale dieser Substanzen, und beweisen ausserdem, dass es Fälle giebt, wo sich die letztern der Einwir- kung anderer, sonst sicherer Reagentien entziehen.
1.
g)Nicholson Journ. of nat. Phil. Vol. XI. p. 244.
war, einen häufigen Niederschlag hervorbrachte. Er schlieſst hieraus auf die Gegenwart des Schleims, weil er das essigsaure Bley für das Fällungsmittel des Schleims, so wie Hitze und ätzendes salzsau- res Quecksilber für die Reagentien des Eyweiſs- stoffs, und den Gerbestoff für das Reagens der Gallerte hält g). Diese Charaktere sind aber auf willkührliche Voraussetzungen gebaut, und ganz unzureichend. Bostock nahm ohne alle Beweise eine filtrirte Mischung von Speichel mit kaltem Wasser, und die durchgeseihete Flüssigkeit, die er durch Schütteln einer Auster in kaltem Wasser erhielt, für reinen Schleim an. Allein der Spei- chel enthält Eyweiſsstoff und nicht blos Schleim. Ueber die Flüssigkeit der Austern habe ich keine eigene Erfahrungen. Der zähe Saft, den die nack- ten Schnecken von sich geben, besteht indeſs fast blos aus Gallerte. Der Analogie nach ist zu vermuthen, daſs die Flüssigkeit der Austern eben diese Beschaffenheit hat. Folgende Versuche, die ich über das Verhalten des Schleims, der Gallerte und des Eyweiſsstoffs gegen chemische Reagentien angestellt habe, zeigen das Unzurei- chende der von Bostock angegebenen Merkmale dieser Substanzen, und beweisen ausserdem, daſs es Fälle giebt, wo sich die letztern der Einwir- kung anderer, sonst sicherer Reagentien entziehen.
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g)Nicholson Journ. of nat. Phil. Vol. XI. p. 244.
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war, einen häufigen Niederschlag hervorbrachte.
Er schlieſst hieraus auf die Gegenwart des Schleims,
weil er das essigsaure Bley für das Fällungsmittel
des Schleims, so wie Hitze und ätzendes salzsau-
res Quecksilber für die Reagentien des Eyweiſs-
stoffs, und den Gerbestoff für das Reagens der
Gallerte hält g). Diese Charaktere sind aber auf
willkührliche Voraussetzungen gebaut, und ganz
unzureichend. Bostock nahm ohne alle Beweise
eine filtrirte Mischung von Speichel mit kaltem
Wasser, und die durchgeseihete Flüssigkeit, die
er durch Schütteln einer Auster in kaltem Wasser
erhielt, für reinen Schleim an. Allein der Spei-
chel enthält Eyweiſsstoff und nicht blos Schleim.
Ueber die Flüssigkeit der Austern habe ich keine
eigene Erfahrungen. Der zähe Saft, den die nack-
ten Schnecken von sich geben, besteht indeſs
fast blos aus Gallerte. Der Analogie nach ist
zu vermuthen, daſs die Flüssigkeit der Austern
eben diese Beschaffenheit hat. Folgende Versuche,
die ich über das Verhalten des Schleims, der
Gallerte und des Eyweiſsstoffs gegen chemische
Reagentien angestellt habe, zeigen das Unzurei-
chende der von Bostock angegebenen Merkmale
dieser Substanzen, und beweisen ausserdem, daſs
es Fälle giebt, wo sich die letztern der Einwir-
kung anderer, sonst sicherer Reagentien entziehen.
1.
g) Nicholson Journ. of nat. Phil. Vol. XI. p. 244.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/570>, abgerufen am 22.11.2024.
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