liegen. Dieses gelangt vermöge der Bewegung des Herzens, die von dem hintern Ende des Körpers zum vordern gerichtet ist, in die Brust- höhle, und aus dieser in die Zwischenräume aller jener, ausserhalb dem Bauchfelle befindlichen Or- gane, zu welchen vorzüglich die Nerven und die willkührlichen Muskeln gehören. Nach Abschnei- dung der äussern Gliedmaassen fliesst daher die nehmliche Flüssigkeit aus, die in dem Herzen ent- halten ist. Alle innern Theile der Insekten haben eine schwammartige Beschaffenheit, um diesen Nahrungssaft einzuziehen; sie blähen sich vermöge dieser Beschaffenheit im Wasser auf, und fallen ausserhalb demselben so zusammen, dass sie wie ein blosser Schleim aussehen.
Endlich liefern auch die Mollusken einen Be- weis für die obige Meinung. Mehrere dieser Thiere, z. B. die Wegschnecken (Limax) geben, wenn sie gereitzt werden, durch die ganze Ober- fläche des Körpers eine so grosse Menge einer zähen Materie t) von sich, das Herz und die Blut-
gefässe
t) Diese Materie der Schnecken besteht nach meinen Versuchen aus Gallerte und etwas Eyweiss. Sie erstarrt in kaltem Wasser zu einer zitternden Masse, löst sich in kochendem Wasser zu einer klaren Flüs- sigkeit auf, indem sich einige Klumpen von geron- nenem Eyweiss bilden, und giebt mit einem Gall- äpfelaufguss dünne Häute von schwärzlicher Farbe.
liegen. Dieses gelangt vermöge der Bewegung des Herzens, die von dem hintern Ende des Körpers zum vordern gerichtet ist, in die Brust- höhle, und aus dieser in die Zwischenräume aller jener, auſserhalb dem Bauchfelle befindlichen Or- gane, zu welchen vorzüglich die Nerven und die willkührlichen Muskeln gehören. Nach Abschnei- dung der äussern Gliedmaaſsen flieſst daher die nehmliche Flüssigkeit aus, die in dem Herzen ent- halten ist. Alle innern Theile der Insekten haben eine schwammartige Beschaffenheit, um diesen Nahrungssaft einzuziehen; sie blähen sich vermöge dieser Beschaffenheit im Wasser auf, und fallen ausserhalb demselben so zusammen, daſs sie wie ein bloſser Schleim aussehen.
Endlich liefern auch die Mollusken einen Be- weis für die obige Meinung. Mehrere dieser Thiere, z. B. die Wegschnecken (Limax) geben, wenn sie gereitzt werden, durch die ganze Ober- fläche des Körpers eine so groſse Menge einer zähen Materie t) von sich, das Herz und die Blut-
gefäſse
t) Diese Materie der Schnecken besteht nach meinen Versuchen aus Gallerte und etwas Eyweiſs. Sie erstarrt in kaltem Wasser zu einer zitternden Masse, löst sich in kochendem Wasser zu einer klaren Flüs- sigkeit auf, indem sich einige Klumpen von geron- nenem Eyweiſs bilden, und giebt mit einem Gall- äpfelaufguſs dünne Häute von schwärzlicher Farbe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0540"n="524"/>
liegen. Dieses gelangt vermöge der Bewegung<lb/>
des Herzens, die von dem hintern Ende des<lb/>
Körpers zum vordern gerichtet ist, in die Brust-<lb/>
höhle, und aus dieser in die Zwischenräume aller<lb/>
jener, auſserhalb dem Bauchfelle befindlichen Or-<lb/>
gane, zu welchen vorzüglich die Nerven und die<lb/>
willkührlichen Muskeln gehören. Nach Abschnei-<lb/>
dung der äussern Gliedmaaſsen flieſst daher die<lb/>
nehmliche Flüssigkeit aus, die in dem Herzen ent-<lb/>
halten ist. Alle innern Theile der Insekten haben<lb/>
eine schwammartige Beschaffenheit, um diesen<lb/>
Nahrungssaft einzuziehen; sie blähen sich vermöge<lb/>
dieser Beschaffenheit im Wasser auf, und fallen<lb/>
ausserhalb demselben so zusammen, daſs sie wie<lb/>
ein bloſser Schleim aussehen.</p><lb/><p>Endlich liefern auch die Mollusken einen Be-<lb/>
weis für die obige Meinung. Mehrere dieser<lb/>
Thiere, z. B. die Wegschnecken (Limax) geben,<lb/>
wenn sie gereitzt werden, durch die ganze Ober-<lb/>
fläche des Körpers eine so groſse Menge einer<lb/>
zähen Materie <noteplace="foot"n="t)">Diese Materie der Schnecken besteht nach meinen<lb/>
Versuchen aus Gallerte und etwas Eyweiſs. Sie<lb/>
erstarrt in kaltem Wasser zu einer zitternden Masse,<lb/>
löst sich in kochendem Wasser zu einer klaren Flüs-<lb/>
sigkeit auf, indem sich einige Klumpen von geron-<lb/>
nenem Eyweiſs bilden, und giebt mit einem Gall-<lb/>
äpfelaufguſs dünne Häute von schwärzlicher Farbe.</note> von sich, das Herz und die Blut-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gefäſse</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[524/0540]
liegen. Dieses gelangt vermöge der Bewegung
des Herzens, die von dem hintern Ende des
Körpers zum vordern gerichtet ist, in die Brust-
höhle, und aus dieser in die Zwischenräume aller
jener, auſserhalb dem Bauchfelle befindlichen Or-
gane, zu welchen vorzüglich die Nerven und die
willkührlichen Muskeln gehören. Nach Abschnei-
dung der äussern Gliedmaaſsen flieſst daher die
nehmliche Flüssigkeit aus, die in dem Herzen ent-
halten ist. Alle innern Theile der Insekten haben
eine schwammartige Beschaffenheit, um diesen
Nahrungssaft einzuziehen; sie blähen sich vermöge
dieser Beschaffenheit im Wasser auf, und fallen
ausserhalb demselben so zusammen, daſs sie wie
ein bloſser Schleim aussehen.
Endlich liefern auch die Mollusken einen Be-
weis für die obige Meinung. Mehrere dieser
Thiere, z. B. die Wegschnecken (Limax) geben,
wenn sie gereitzt werden, durch die ganze Ober-
fläche des Körpers eine so groſse Menge einer
zähen Materie t) von sich, das Herz und die Blut-
gefäſse
t) Diese Materie der Schnecken besteht nach meinen
Versuchen aus Gallerte und etwas Eyweiſs. Sie
erstarrt in kaltem Wasser zu einer zitternden Masse,
löst sich in kochendem Wasser zu einer klaren Flüs-
sigkeit auf, indem sich einige Klumpen von geron-
nenem Eyweiſs bilden, und giebt mit einem Gall-
äpfelaufguſs dünne Häute von schwärzlicher Farbe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/540>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.