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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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Dieses Phänomen ist der schon erwähnte
schnelle Uebergang gewisser Materien von dem
Nahrungscanal zu den excernirenden Organen.
Man hat von der einen Seite behauptet, dass der-
selbe sich nicht erklären liesse, wenn jene Mate-
rien erst ins Blut geführt und hieraus durch die
ausleerenden Organe abgeschieden werden müssten;
von der andern aber eingewendet, dass keine Er-
fahrungen uns berechtigten, die Geschwindigkeit des
Uebergangs mancher Stoffe durch die Milchgefässe
zum Blute und der Ausleerung derselben durch
den Urin auf eine bestimmte Zeit einzuschränken.
Inzwischen kommen bey der Ausleerung einiger
Substanzen doch Umstände vor, die sich nicht
mit der Abscheidung derselben aus der Blutmasse
vereinigen lassen. Home m) bemerkte, dass ge-
nommene Rhabarbertinktur binnen siebenzehn Mi-
nuten mit dem Urin abzugehen anfängt, einige Stun-
den durch die Harnwerkzeuge ausgeleert zu werden
fortfährt, und dann verschwindet; dass sie nach
sechs bis sieben Stunden auf die Gedärme wirkt
und deutlich den Stuhlgang färbt, und dass sie
um diese Zeit wieder stärker als nach einer Stunde
im Urin zum Vorschein kömmt. Diese Beobach-
tungen zeigen, dass allerdings ein Uebergang der
Rhabarbertinktur durch die Blutgefässe zu den

Nieren
m) Philos. Transact. Y. 1808. p. 45. 133.
K k 4

Dieses Phänomen ist der schon erwähnte
schnelle Uebergang gewisser Materien von dem
Nahrungscanal zu den excernirenden Organen.
Man hat von der einen Seite behauptet, daſs der-
selbe sich nicht erklären lieſse, wenn jene Mate-
rien erst ins Blut geführt und hieraus durch die
ausleerenden Organe abgeschieden werden müſsten;
von der andern aber eingewendet, daſs keine Er-
fahrungen uns berechtigten, die Geschwindigkeit des
Uebergangs mancher Stoffe durch die Milchgefäſse
zum Blute und der Ausleerung derselben durch
den Urin auf eine bestimmte Zeit einzuschränken.
Inzwischen kommen bey der Ausleerung einiger
Substanzen doch Umstände vor, die sich nicht
mit der Abscheidung derselben aus der Blutmasse
vereinigen lassen. Home m) bemerkte, daſs ge-
nommene Rhabarbertinktur binnen siebenzehn Mi-
nuten mit dem Urin abzugehen anfängt, einige Stun-
den durch die Harnwerkzeuge ausgeleert zu werden
fortfährt, und dann verschwindet; daſs sie nach
sechs bis sieben Stunden auf die Gedärme wirkt
und deutlich den Stuhlgang färbt, und daſs sie
um diese Zeit wieder stärker als nach einer Stunde
im Urin zum Vorschein kömmt. Diese Beobach-
tungen zeigen, daſs allerdings ein Uebergang der
Rhabarbertinktur durch die Blutgefäſse zu den

Nieren
m) Philos. Transact. Y. 1808. p. 45. 133.
K k 4
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[519/0535] Dieses Phänomen ist der schon erwähnte schnelle Uebergang gewisser Materien von dem Nahrungscanal zu den excernirenden Organen. Man hat von der einen Seite behauptet, daſs der- selbe sich nicht erklären lieſse, wenn jene Mate- rien erst ins Blut geführt und hieraus durch die ausleerenden Organe abgeschieden werden müſsten; von der andern aber eingewendet, daſs keine Er- fahrungen uns berechtigten, die Geschwindigkeit des Uebergangs mancher Stoffe durch die Milchgefäſse zum Blute und der Ausleerung derselben durch den Urin auf eine bestimmte Zeit einzuschränken. Inzwischen kommen bey der Ausleerung einiger Substanzen doch Umstände vor, die sich nicht mit der Abscheidung derselben aus der Blutmasse vereinigen lassen. Home m) bemerkte, daſs ge- nommene Rhabarbertinktur binnen siebenzehn Mi- nuten mit dem Urin abzugehen anfängt, einige Stun- den durch die Harnwerkzeuge ausgeleert zu werden fortfährt, und dann verschwindet; daſs sie nach sechs bis sieben Stunden auf die Gedärme wirkt und deutlich den Stuhlgang färbt, und daſs sie um diese Zeit wieder stärker als nach einer Stunde im Urin zum Vorschein kömmt. Diese Beobach- tungen zeigen, daſs allerdings ein Uebergang der Rhabarbertinktur durch die Blutgefäſse zu den Nieren m) Philos. Transact. Y. 1808. p. 45. 133. K k 4

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/535>, abgerufen am 22.11.2024.