Oeffnung an einer einzelnen Stelle ausleeren. Das Zellgewebe endlich besitzt ein Zusammenziehungs- vermögen, vermöge welchem es nicht nur Flüssig- keiten, sondern selbst feste Körper fortzubewegen im Stande ist. Dadurch gelangten verschluckte Na- deln in eine der Brüste oder in die Spitze eines Fingers, und eine verschluckte Kornähre in die Lende e), oder in einen Abscess zwischen den Rippen f).
Unsere Theorie lässt sich ferner aus dem schnellen Uebergang mehrerer, sich durch ihre Far- be, ihren Geruch oder Geschmack auszeichnender Substanzen, vorzüglich des Rhabarbers, des Ter- penthins und des Weingeists, in die Milch, den Urin und die Ausdünstungsmaterie beweisen g). Am auffallendsten ist der Uebergang jener Mate- rien in den Harn, und dieser hat die bekannte Hypothese von unmittelbaren Verbindungsgefässen zwischen dem Darmcanal und den harnbereitenden Organen veranlasst, eine Meinung, die mit Grün- den vertheidigt ist, wovon freylich manche wenig Gewicht haben, gegen welche aber auch Einwürfe gemacht sind, die sich ebenfalls leicht entkräften
lassen.
e)Haller El. Phys. T. I. L. 1. S. 2. §. 10.
f)Desgranges, Journ. de Medecine etc. redige par Se- dillot. T. 44.
g)Haller l. c. T. VII. L. 24. S. 2. §. 2. p. 56. 57. -- L. 26. S. 3. §. 1. p. 339.
Oeffnung an einer einzelnen Stelle ausleeren. Das Zellgewebe endlich besitzt ein Zusammenziehungs- vermögen, vermöge welchem es nicht nur Flüssig- keiten, sondern selbst feste Körper fortzubewegen im Stande ist. Dadurch gelangten verschluckte Na- deln in eine der Brüste oder in die Spitze eines Fingers, und eine verschluckte Kornähre in die Lende e), oder in einen Absceſs zwischen den Rippen f).
Unsere Theorie läſst sich ferner aus dem schnellen Uebergang mehrerer, sich durch ihre Far- be, ihren Geruch oder Geschmack auszeichnender Substanzen, vorzüglich des Rhabarbers, des Ter- penthins und des Weingeists, in die Milch, den Urin und die Ausdünstungsmaterie beweisen g). Am auffallendsten ist der Uebergang jener Mate- rien in den Harn, und dieser hat die bekannte Hypothese von unmittelbaren Verbindungsgefäſsen zwischen dem Darmcanal und den harnbereitenden Organen veranlaſst, eine Meinung, die mit Grün- den vertheidigt ist, wovon freylich manche wenig Gewicht haben, gegen welche aber auch Einwürfe gemacht sind, die sich ebenfalls leicht entkräften
lassen.
e)Haller El. Phys. T. I. L. 1. S. 2. §. 10.
f)Desgranges, Journ. de Médecine etc. rédigé par Se- dillot. T. 44.
g)Haller l. c. T. VII. L. 24. S. 2. §. 2. p. 56. 57. — L. 26. S. 3. §. 1. p. 339.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0532"n="516"/>
Oeffnung an einer einzelnen Stelle ausleeren. Das<lb/>
Zellgewebe endlich besitzt ein Zusammenziehungs-<lb/>
vermögen, vermöge welchem es nicht nur Flüssig-<lb/>
keiten, sondern selbst feste Körper fortzubewegen<lb/>
im Stande ist. Dadurch gelangten verschluckte Na-<lb/>
deln in eine der Brüste oder in die Spitze eines<lb/>
Fingers, und eine verschluckte Kornähre in die<lb/>
Lende <noteplace="foot"n="e)"><hirendition="#k">Haller</hi> El. Phys. T. I. L. 1. S. 2. §. 10.</note>, oder in einen Absceſs zwischen den<lb/>
Rippen <noteplace="foot"n="f)"><hirendition="#k">Desgranges</hi>, Journ. de Médecine etc. rédigé par <hirendition="#k">Se-<lb/>
dillot</hi>. T. 44.</note>.</p><lb/><p>Unsere Theorie läſst sich ferner aus dem<lb/>
schnellen Uebergang mehrerer, sich durch ihre Far-<lb/>
be, ihren Geruch oder Geschmack auszeichnender<lb/>
Substanzen, vorzüglich des Rhabarbers, des Ter-<lb/>
penthins und des Weingeists, in die Milch, den<lb/>
Urin und die Ausdünstungsmaterie beweisen <noteplace="foot"n="g)"><hirendition="#k">Haller</hi> l. c. T. VII. L. 24. S. 2. §. 2. p. 56. 57. —<lb/>
L. 26. S. 3. §. 1. p. 339.</note>.<lb/>
Am auffallendsten ist der Uebergang jener Mate-<lb/>
rien in den Harn, und dieser hat die bekannte<lb/>
Hypothese von unmittelbaren Verbindungsgefäſsen<lb/>
zwischen dem Darmcanal und den harnbereitenden<lb/>
Organen veranlaſst, eine Meinung, die mit Grün-<lb/>
den vertheidigt ist, wovon freylich manche wenig<lb/>
Gewicht haben, gegen welche aber auch Einwürfe<lb/>
gemacht sind, die sich ebenfalls leicht entkräften<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lassen.</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[516/0532]
Oeffnung an einer einzelnen Stelle ausleeren. Das
Zellgewebe endlich besitzt ein Zusammenziehungs-
vermögen, vermöge welchem es nicht nur Flüssig-
keiten, sondern selbst feste Körper fortzubewegen
im Stande ist. Dadurch gelangten verschluckte Na-
deln in eine der Brüste oder in die Spitze eines
Fingers, und eine verschluckte Kornähre in die
Lende e), oder in einen Absceſs zwischen den
Rippen f).
Unsere Theorie läſst sich ferner aus dem
schnellen Uebergang mehrerer, sich durch ihre Far-
be, ihren Geruch oder Geschmack auszeichnender
Substanzen, vorzüglich des Rhabarbers, des Ter-
penthins und des Weingeists, in die Milch, den
Urin und die Ausdünstungsmaterie beweisen g).
Am auffallendsten ist der Uebergang jener Mate-
rien in den Harn, und dieser hat die bekannte
Hypothese von unmittelbaren Verbindungsgefäſsen
zwischen dem Darmcanal und den harnbereitenden
Organen veranlaſst, eine Meinung, die mit Grün-
den vertheidigt ist, wovon freylich manche wenig
Gewicht haben, gegen welche aber auch Einwürfe
gemacht sind, die sich ebenfalls leicht entkräften
lassen.
e) Haller El. Phys. T. I. L. 1. S. 2. §. 10.
f) Desgranges, Journ. de Médecine etc. rédigé par Se-
dillot. T. 44.
g) Haller l. c. T. VII. L. 24. S. 2. §. 2. p. 56. 57. —
L. 26. S. 3. §. 1. p. 339.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/532>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.