Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

2. Der Kothgeruch der Exkremente wurde
nicht durch Säuren, wohl aber durch ätzendes
Kali aufgehoben.

3. Die von Berzelius in den menschlichen
Exkrementen entdeckte rothbraune Materie traf
ich auch in dem Hühnerkoth an. Ich fand zu-
gleich die Bemerkung dieses Schriftstellers bestä-
tigt, dass dieselbe, in Säuren aufgelöst, eine röth-
liche Farbe annimmt. Diese Beobachtung liess
mich in ihr die in dem Speichel befindliche Blut-
säure, welche die Eigenschaft hat, mit Auflösun-
gen des Eisens in Säuren eine blutrothe Farbe
anzunehmen, vermuthen z). Um hierüber Ge-
wissheit zu erhalten, vermischte ich jene Materie
mit einer Auflösung des Eisens in Salpetersäure.
Die Mischung erhielt in der That eine rothe
Farbe, obgleich bey weitem nicht die Farbe des
Bluts. Sie entstand aber nur bey dem mit ge-
mischten Nahrungsmitteln gefütterten Huhn, hin-
gegen nicht bey dem, welches blos Gerstenkör-
ner erhalten hatte. Nach dieser Erfahrung scheint
also die Bildung der rothbraunen Materie durch
thierische Nahrung befördert zu werden.

4. Diese Materie ist ohne Zweifel, wie Berze-
lius
schon vermuthet hat, ein modifizirter Gallen-
stoff. Bey einem meiner Versuche fand ich, dass
Galläpfelaufguss aus dem Wasser, womit der in

dem
z) M. vergl. §. 6. dieses Kap.

2. Der Kothgeruch der Exkremente wurde
nicht durch Säuren, wohl aber durch ätzendes
Kali aufgehoben.

3. Die von Berzelius in den menschlichen
Exkrementen entdeckte rothbraune Materie traf
ich auch in dem Hühnerkoth an. Ich fand zu-
gleich die Bemerkung dieses Schriftstellers bestä-
tigt, daſs dieselbe, in Säuren aufgelöst, eine röth-
liche Farbe annimmt. Diese Beobachtung lieſs
mich in ihr die in dem Speichel befindliche Blut-
säure, welche die Eigenschaft hat, mit Auflösun-
gen des Eisens in Säuren eine blutrothe Farbe
anzunehmen, vermuthen z). Um hierüber Ge-
wiſsheit zu erhalten, vermischte ich jene Materie
mit einer Auflösung des Eisens in Salpetersäure.
Die Mischung erhielt in der That eine rothe
Farbe, obgleich bey weitem nicht die Farbe des
Bluts. Sie entstand aber nur bey dem mit ge-
mischten Nahrungsmitteln gefütterten Huhn, hin-
gegen nicht bey dem, welches blos Gerstenkör-
ner erhalten hatte. Nach dieser Erfahrung scheint
also die Bildung der rothbraunen Materie durch
thierische Nahrung befördert zu werden.

4. Diese Materie ist ohne Zweifel, wie Berze-
lius
schon vermuthet hat, ein modifizirter Gallen-
stoff. Bey einem meiner Versuche fand ich, daſs
Galläpfelaufguſs aus dem Wasser, womit der in

dem
z) M. vergl. §. 6. dieses Kap.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0500" n="484"/>
                <p>2. Der Kothgeruch der Exkremente wurde<lb/>
nicht durch Säuren, wohl aber durch ätzendes<lb/>
Kali aufgehoben.</p><lb/>
                <p>3. Die von <hi rendition="#k">Berzelius</hi> in den menschlichen<lb/>
Exkrementen entdeckte rothbraune Materie traf<lb/>
ich auch in dem Hühnerkoth an. Ich fand zu-<lb/>
gleich die Bemerkung dieses Schriftstellers bestä-<lb/>
tigt, da&#x017F;s dieselbe, in Säuren aufgelöst, eine röth-<lb/>
liche Farbe annimmt. Diese Beobachtung lie&#x017F;s<lb/>
mich in ihr die in dem Speichel befindliche Blut-<lb/>
säure, welche die Eigenschaft hat, mit Auflösun-<lb/>
gen des Eisens in Säuren eine blutrothe Farbe<lb/>
anzunehmen, vermuthen <note place="foot" n="z)">M. vergl. §. 6. dieses Kap.</note>. Um hierüber Ge-<lb/>
wi&#x017F;sheit zu erhalten, vermischte ich jene Materie<lb/>
mit einer Auflösung des Eisens in Salpetersäure.<lb/>
Die Mischung erhielt in der That eine rothe<lb/>
Farbe, obgleich bey weitem nicht die Farbe des<lb/>
Bluts. Sie entstand aber nur bey dem mit ge-<lb/>
mischten Nahrungsmitteln gefütterten Huhn, hin-<lb/>
gegen nicht bey dem, welches blos Gerstenkör-<lb/>
ner erhalten hatte. Nach dieser Erfahrung scheint<lb/>
also die Bildung der rothbraunen Materie durch<lb/>
thierische Nahrung befördert zu werden.</p><lb/>
                <p>4. Diese Materie ist ohne Zweifel, wie <hi rendition="#k">Berze-<lb/>
lius</hi> schon vermuthet hat, ein modifizirter Gallen-<lb/>
stoff. Bey einem meiner Versuche fand ich, da&#x017F;s<lb/>
Galläpfelaufgu&#x017F;s aus dem Wasser, womit der in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[484/0500] 2. Der Kothgeruch der Exkremente wurde nicht durch Säuren, wohl aber durch ätzendes Kali aufgehoben. 3. Die von Berzelius in den menschlichen Exkrementen entdeckte rothbraune Materie traf ich auch in dem Hühnerkoth an. Ich fand zu- gleich die Bemerkung dieses Schriftstellers bestä- tigt, daſs dieselbe, in Säuren aufgelöst, eine röth- liche Farbe annimmt. Diese Beobachtung lieſs mich in ihr die in dem Speichel befindliche Blut- säure, welche die Eigenschaft hat, mit Auflösun- gen des Eisens in Säuren eine blutrothe Farbe anzunehmen, vermuthen z). Um hierüber Ge- wiſsheit zu erhalten, vermischte ich jene Materie mit einer Auflösung des Eisens in Salpetersäure. Die Mischung erhielt in der That eine rothe Farbe, obgleich bey weitem nicht die Farbe des Bluts. Sie entstand aber nur bey dem mit ge- mischten Nahrungsmitteln gefütterten Huhn, hin- gegen nicht bey dem, welches blos Gerstenkör- ner erhalten hatte. Nach dieser Erfahrung scheint also die Bildung der rothbraunen Materie durch thierische Nahrung befördert zu werden. 4. Diese Materie ist ohne Zweifel, wie Berze- lius schon vermuthet hat, ein modifizirter Gallen- stoff. Bey einem meiner Versuche fand ich, daſs Galläpfelaufguſs aus dem Wasser, womit der in dem z) M. vergl. §. 6. dieses Kap.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/500
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/500>, abgerufen am 22.11.2024.