lig auflöst, und beym Erkalten nicht wieder ab- scheidet.
3. Dieser Gallenstoff haucht einen eigenen Ge- ruch aus, woran ich den der Blausäure zu erken- nen glaubte, und der mich auf den Gedanken brachte, dass freye Blausäure in der Galle ent- halten seyn möchte. Um diese Vermuthung zu prüfen, setzte ich zu einer Unze einer wässrigen Auflösung des durch Weingeist ausgezogenen Gal- lenstoffs eine halbe Drachme einer gesättigten Auflösung des grünen schwefelsauren Eisens. Die- ser Zusatz brachte keinen Niederschlag hervor, und veränderte nicht die Farbe der Flüssigkeit. Ich tröpfelte hierauf eine Lauge von ätzendem Natrum hinzu, und sogleich entstand ein Präci- pitat von Berlinerblau. Säuren erhöheten nicht die Farbe dieses Niederschlags, sondern verwan- delten das blaue Eisenoxyd in rothes. Ich habe diesen Versuch mehrere male mit immer gleichem Erfolg angestellt. Der Gallenstoff enthält also freye Blausäure.
4. Die wässrige Auflösung des Gallenstoffs wurde mit Essig-, Phosphor- und Salpetersäure anfangs milchig, nachher grüner, und setzte nach vier und zwanzig Stunden einen grünen Nieder- schlag ab. Der Geruch der Säuren verminderte sich auffallend gleich nach ihrer Vermischung mit dem Gallenstoff. Dieser äussert also, wie auch
schon
lig auflöst, und beym Erkalten nicht wieder ab- scheidet.
3. Dieser Gallenstoff haucht einen eigenen Ge- ruch aus, woran ich den der Blausäure zu erken- nen glaubte, und der mich auf den Gedanken brachte, daſs freye Blausäure in der Galle ent- halten seyn möchte. Um diese Vermuthung zu prüfen, setzte ich zu einer Unze einer wässrigen Auflösung des durch Weingeist ausgezogenen Gal- lenstoffs eine halbe Drachme einer gesättigten Auflösung des grünen schwefelsauren Eisens. Die- ser Zusatz brachte keinen Niederschlag hervor, und veränderte nicht die Farbe der Flüssigkeit. Ich tröpfelte hierauf eine Lauge von ätzendem Natrum hinzu, und sogleich entstand ein Präci- pitat von Berlinerblau. Säuren erhöheten nicht die Farbe dieses Niederschlags, sondern verwan- delten das blaue Eisenoxyd in rothes. Ich habe diesen Versuch mehrere male mit immer gleichem Erfolg angestellt. Der Gallenstoff enthält also freye Blausäure.
4. Die wässrige Auflösung des Gallenstoffs wurde mit Essig-, Phosphor- und Salpetersäure anfangs milchig, nachher grüner, und setzte nach vier und zwanzig Stunden einen grünen Nieder- schlag ab. Der Geruch der Säuren verminderte sich auffallend gleich nach ihrer Vermischung mit dem Gallenstoff. Dieser äussert also, wie auch
schon
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lig auflöst, und beym Erkalten nicht wieder ab-
scheidet.
3. Dieser Gallenstoff haucht einen eigenen Ge-
ruch aus, woran ich den der Blausäure zu erken-
nen glaubte, und der mich auf den Gedanken
brachte, daſs freye Blausäure in der Galle ent-
halten seyn möchte. Um diese Vermuthung zu
prüfen, setzte ich zu einer Unze einer wässrigen
Auflösung des durch Weingeist ausgezogenen Gal-
lenstoffs eine halbe Drachme einer gesättigten
Auflösung des grünen schwefelsauren Eisens. Die-
ser Zusatz brachte keinen Niederschlag hervor,
und veränderte nicht die Farbe der Flüssigkeit.
Ich tröpfelte hierauf eine Lauge von ätzendem
Natrum hinzu, und sogleich entstand ein Präci-
pitat von Berlinerblau. Säuren erhöheten nicht
die Farbe dieses Niederschlags, sondern verwan-
delten das blaue Eisenoxyd in rothes. Ich habe
diesen Versuch mehrere male mit immer gleichem
Erfolg angestellt. Der Gallenstoff enthält
also freye Blausäure.
4. Die wässrige Auflösung des Gallenstoffs
wurde mit Essig-, Phosphor- und Salpetersäure
anfangs milchig, nachher grüner, und setzte nach
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schlag ab. Der Geruch der Säuren verminderte
sich auffallend gleich nach ihrer Vermischung mit
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/452>, abgerufen am 22.11.2024.
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