Wurzeln der Gallengänge übergehen, wenn jene Ader zur Absonderung der Galle nichts beytrüge? Hierzu kömmt noch, dass bey den Mollusken die Leber gar kein Blut aus dem Venensystem, son- dern blos aus der Aorta erhält e). Wahrscheinlich hat also auch bey den Thieren der höhern Clas- sen die Leberarterie eben so viel Antheil an der Bereitung der Galle, als die Pfortader.
Ein wichtiger Anhang der Leber scheint die Gallenblase, und wichtig daher der Umstand zu seyn, dass dieser Theil bey vielen Thieren nicht vorhanden ist. Allein die Gegenwart und Abwesen- heit desselben steht doch nicht so genau, wie man vermuthen sollte, mit der übrigen Organisation, oder mit der Beschaffenheit der Nahrungsmittel in Verbindung. Man findet ihn in den Familien der Affen, der Hunde und der Faulthiere, und bey allen Amphibien; hingegen fehlt er bey vielen Nagethieren, bey mehrern Arten der Schweine- ordnung, in der ganzen Familie der Pferde, bey mehrern Rindern, Cetaceen, Vögeln und Fischen, und bey den sämmtlichen Mollusken f). Im All- gemeinen sind es also vorzüglich die fleischfres- senden Thiere, die eine Gallenblase besitzen. Al-
lein
e)Cuvier a. a. O. p. 147.
f)Haller l. c. S. 2. §. 1. p. 519. -- Cuvier a. a. O. p. 35.
D d 4
Wurzeln der Gallengänge übergehen, wenn jene Ader zur Absonderung der Galle nichts beytrüge? Hierzu kömmt noch, daſs bey den Mollusken die Leber gar kein Blut aus dem Venensystem, son- dern blos aus der Aorta erhält e). Wahrscheinlich hat also auch bey den Thieren der höhern Clas- sen die Leberarterie eben so viel Antheil an der Bereitung der Galle, als die Pfortader.
Ein wichtiger Anhang der Leber scheint die Gallenblase, und wichtig daher der Umstand zu seyn, daſs dieser Theil bey vielen Thieren nicht vorhanden ist. Allein die Gegenwart und Abwesen- heit desselben steht doch nicht so genau, wie man vermuthen sollte, mit der übrigen Organisation, oder mit der Beschaffenheit der Nahrungsmittel in Verbindung. Man findet ihn in den Familien der Affen, der Hunde und der Faulthiere, und bey allen Amphibien; hingegen fehlt er bey vielen Nagethieren, bey mehrern Arten der Schweine- ordnung, in der ganzen Familie der Pferde, bey mehrern Rindern, Cetaceen, Vögeln und Fischen, und bey den sämmtlichen Mollusken f). Im All- gemeinen sind es also vorzüglich die fleischfres- senden Thiere, die eine Gallenblase besitzen. Al-
lein
e)Cuvier a. a. O. p. 147.
f)Haller l. c. S. 2. §. 1. p. 519. — Cuvier a. a. O. p. 35.
D d 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0439"n="423"/>
Wurzeln der Gallengänge übergehen, wenn jene<lb/>
Ader zur Absonderung der Galle nichts beytrüge?<lb/>
Hierzu kömmt noch, daſs bey den Mollusken die<lb/>
Leber gar kein Blut aus dem Venensystem, son-<lb/>
dern blos aus der Aorta erhält <noteplace="foot"n="e)"><hirendition="#k">Cuvier</hi> a. a. O. p. 147.</note>. Wahrscheinlich<lb/>
hat also auch bey den Thieren der höhern Clas-<lb/>
sen die Leberarterie eben so viel Antheil an der<lb/>
Bereitung der Galle, als die Pfortader.</p><lb/><p>Ein wichtiger Anhang der Leber scheint die<lb/>
Gallenblase, und wichtig daher der Umstand zu<lb/>
seyn, daſs dieser Theil bey vielen Thieren nicht<lb/>
vorhanden ist. Allein die Gegenwart und Abwesen-<lb/>
heit desselben steht doch nicht so genau, wie man<lb/>
vermuthen sollte, mit der übrigen Organisation,<lb/>
oder mit der Beschaffenheit der Nahrungsmittel in<lb/>
Verbindung. Man findet ihn in den Familien der<lb/>
Affen, der Hunde und der Faulthiere, und bey<lb/>
allen Amphibien; hingegen fehlt er bey vielen<lb/>
Nagethieren, bey mehrern Arten der Schweine-<lb/>
ordnung, in der ganzen Familie der Pferde, bey<lb/>
mehrern Rindern, Cetaceen, Vögeln und Fischen,<lb/>
und bey den sämmtlichen Mollusken <noteplace="foot"n="f)"><hirendition="#k">Haller</hi> l. c. S. 2. §. 1. p. 519. —<hirendition="#k">Cuvier</hi> a. a. O.<lb/>
p. 35.</note>. Im All-<lb/>
gemeinen sind es also vorzüglich die fleischfres-<lb/>
senden Thiere, die eine Gallenblase besitzen. Al-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lein</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">D d 4</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[423/0439]
Wurzeln der Gallengänge übergehen, wenn jene
Ader zur Absonderung der Galle nichts beytrüge?
Hierzu kömmt noch, daſs bey den Mollusken die
Leber gar kein Blut aus dem Venensystem, son-
dern blos aus der Aorta erhält e). Wahrscheinlich
hat also auch bey den Thieren der höhern Clas-
sen die Leberarterie eben so viel Antheil an der
Bereitung der Galle, als die Pfortader.
Ein wichtiger Anhang der Leber scheint die
Gallenblase, und wichtig daher der Umstand zu
seyn, daſs dieser Theil bey vielen Thieren nicht
vorhanden ist. Allein die Gegenwart und Abwesen-
heit desselben steht doch nicht so genau, wie man
vermuthen sollte, mit der übrigen Organisation,
oder mit der Beschaffenheit der Nahrungsmittel in
Verbindung. Man findet ihn in den Familien der
Affen, der Hunde und der Faulthiere, und bey
allen Amphibien; hingegen fehlt er bey vielen
Nagethieren, bey mehrern Arten der Schweine-
ordnung, in der ganzen Familie der Pferde, bey
mehrern Rindern, Cetaceen, Vögeln und Fischen,
und bey den sämmtlichen Mollusken f). Im All-
gemeinen sind es also vorzüglich die fleischfres-
senden Thiere, die eine Gallenblase besitzen. Al-
lein
e) Cuvier a. a. O. p. 147.
f) Haller l. c. S. 2. §. 1. p. 519. — Cuvier a. a. O.
p. 35.
D d 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/439>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.