Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

in demselben entbunden, und jene hier in eine
homogene Masse verwandelt wird. Der eigentli-
che Verdauungsprocess geht jedoch erst im vier-
ten Magen vor sich, wo zahlreiche Drüsen ihren
Saft auf den Speisebrey, der im dritten Magen
noch wenig Flüssigkeit hatte, ergiessen.

Das Wiederkäuen scheint blos bey den Thie-
ren der Rinderfamilie eine beständige Funktion
zu seyn. Man hat zwar noch bey andern Thie-
ren, und sogar bey manchen Insekten, besonders
den Heuschrecken, eine Rumination angenommen,
aber gewiss mit Unrecht. Die Zähne dieser In-
sekten dienen gar nicht, wie es beym Wieder-
käuen seyn müsste, zum Zerreiben, sondern blos
zum Zerschneiden der Speise. Das Zerreiben der
letztern geschieht erst in dem knorpelartigen Ma-
gen jener Thiere. Manche geben zwar, wenn sie
geängstigt werden, das genossene Futter wieder
von sich. Dies thun aber, wie schon Ramdohr e)
erinnert hat, auch Insekten, bey welchen man
auf keinen Fall ein Wiederkäuen annehmen kann.

Indess giebt es ausser der Rinderfamilie noch
Thiere, die zwar nicht beständig, doch zu gewis-
sen Zeiten wiederkäuen. Zu diesen gehört der
Hase, das Kaninchen und der Känguruh. Der

letztere
e) Abh. über die Verdauungswerkz. der Ins. S. 18.
B b 3

in demselben entbunden, und jene hier in eine
homogene Masse verwandelt wird. Der eigentli-
che Verdauungsproceſs geht jedoch erst im vier-
ten Magen vor sich, wo zahlreiche Drüsen ihren
Saft auf den Speisebrey, der im dritten Magen
noch wenig Flüssigkeit hatte, ergieſsen.

Das Wiederkäuen scheint blos bey den Thie-
ren der Rinderfamilie eine beständige Funktion
zu seyn. Man hat zwar noch bey andern Thie-
ren, und sogar bey manchen Insekten, besonders
den Heuschrecken, eine Rumination angenommen,
aber gewiſs mit Unrecht. Die Zähne dieser In-
sekten dienen gar nicht, wie es beym Wieder-
käuen seyn müſste, zum Zerreiben, sondern blos
zum Zerschneiden der Speise. Das Zerreiben der
letztern geschieht erst in dem knorpelartigen Ma-
gen jener Thiere. Manche geben zwar, wenn sie
geängstigt werden, das genossene Futter wieder
von sich. Dies thun aber, wie schon Ramdohr e)
erinnert hat, auch Insekten, bey welchen man
auf keinen Fall ein Wiederkäuen annehmen kann.

Indeſs giebt es ausser der Rinderfamilie noch
Thiere, die zwar nicht beständig, doch zu gewis-
sen Zeiten wiederkäuen. Zu diesen gehört der
Hase, das Kaninchen und der Känguruh. Der

letztere
e) Abh. über die Verdauungswerkz. der Ins. S. 18.
B b 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0405" n="389"/>
in demselben entbunden, und jene hier in eine<lb/>
homogene Masse verwandelt wird. Der eigentli-<lb/>
che Verdauungsproce&#x017F;s geht jedoch erst im vier-<lb/>
ten Magen vor sich, wo zahlreiche Drüsen ihren<lb/>
Saft auf den Speisebrey, der im dritten Magen<lb/>
noch wenig Flüssigkeit hatte, ergie&#x017F;sen.</p><lb/>
                <p>Das Wiederkäuen scheint blos bey den Thie-<lb/>
ren der Rinderfamilie eine beständige Funktion<lb/>
zu seyn. Man hat zwar noch bey andern Thie-<lb/>
ren, und sogar bey manchen Insekten, besonders<lb/>
den Heuschrecken, eine Rumination angenommen,<lb/>
aber gewi&#x017F;s mit Unrecht. Die Zähne dieser In-<lb/>
sekten dienen gar nicht, wie es beym Wieder-<lb/>
käuen seyn mü&#x017F;ste, zum Zerreiben, sondern blos<lb/>
zum Zerschneiden der Speise. Das Zerreiben der<lb/>
letztern geschieht erst in dem knorpelartigen Ma-<lb/>
gen jener Thiere. Manche geben zwar, wenn sie<lb/>
geängstigt werden, das genossene Futter wieder<lb/>
von sich. Dies thun aber, wie schon <hi rendition="#k">Ramdohr</hi> <note place="foot" n="e)">Abh. über die Verdauungswerkz. der Ins. S. 18.</note><lb/>
erinnert hat, auch Insekten, bey welchen man<lb/>
auf keinen Fall ein Wiederkäuen annehmen kann.</p><lb/>
                <p>Inde&#x017F;s giebt es ausser der Rinderfamilie noch<lb/>
Thiere, die zwar nicht beständig, doch zu gewis-<lb/>
sen Zeiten wiederkäuen. Zu diesen gehört der<lb/>
Hase, das Kaninchen und der Känguruh. Der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">letztere</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b 3</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[389/0405] in demselben entbunden, und jene hier in eine homogene Masse verwandelt wird. Der eigentli- che Verdauungsproceſs geht jedoch erst im vier- ten Magen vor sich, wo zahlreiche Drüsen ihren Saft auf den Speisebrey, der im dritten Magen noch wenig Flüssigkeit hatte, ergieſsen. Das Wiederkäuen scheint blos bey den Thie- ren der Rinderfamilie eine beständige Funktion zu seyn. Man hat zwar noch bey andern Thie- ren, und sogar bey manchen Insekten, besonders den Heuschrecken, eine Rumination angenommen, aber gewiſs mit Unrecht. Die Zähne dieser In- sekten dienen gar nicht, wie es beym Wieder- käuen seyn müſste, zum Zerreiben, sondern blos zum Zerschneiden der Speise. Das Zerreiben der letztern geschieht erst in dem knorpelartigen Ma- gen jener Thiere. Manche geben zwar, wenn sie geängstigt werden, das genossene Futter wieder von sich. Dies thun aber, wie schon Ramdohr e) erinnert hat, auch Insekten, bey welchen man auf keinen Fall ein Wiederkäuen annehmen kann. Indeſs giebt es ausser der Rinderfamilie noch Thiere, die zwar nicht beständig, doch zu gewis- sen Zeiten wiederkäuen. Zu diesen gehört der Hase, das Kaninchen und der Känguruh. Der letztere e) Abh. über die Verdauungswerkz. der Ins. S. 18. B b 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/405
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/405>, abgerufen am 22.11.2024.