Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

mit jener Flüssigkeit nicht der Fall war. Das
Hauptkennzeichen der thierischen Gallerte, in der
Kälte zu erstarren, fehlte ihr aber auch. Sie
liess sich daher nur für Fleischextrakt annehmen,
mit welcher Annahme auch ihr Geruch überein-
stimmte.

Den in dem obern Theil des dünnen Darms
befindlichen Chymus verdünnte ich mit kaltem
Wasser, und drückte ihn durch ein leinenes Fil-
trum. Die durchgegangene Flüssigkeit A bestand
aus einem klaren, wässrigen Theil, und einer
dickern, weisslichen Materie. Auf einem Filtrum
von Löschpapier blieb die letztere zurück, indem
blos der wässrige Theil durchging. Der auf dem
leinenen Filtrum gebliebene Rückstand hatte gröss-
tentheils das Ansehn geronnener Milch.

Ich setzte zu der filtrirten Flüssigkeit A eine
gleiche Quantität Alcohol, und liess diese Mischung
B damit gelinde aufkochen. Nach dem Erkalten
hatte sich Eyweissstoff, doch nur in geringer
Quantität, niedergeschlagen. Der letztere wurde
vermittelst Filtrirens abgesondert, und die eine
Hälfte a der durchgeseiheten Mischung B mit Gall-
äpfeltinktur versetzt. Diese brachte in der Kälte
keinen Niederschlag hervor; bey mässiger Er-
hitzung bildete sich in der Flüssigkeit eine braune
Wolke. Zugleich entwickelte sich statt des Ge-
ruchs nach Fleischbrühe, den der Inhalt des Knor-

pel-
A a 2

mit jener Flüssigkeit nicht der Fall war. Das
Hauptkennzeichen der thierischen Gallerte, in der
Kälte zu erstarren, fehlte ihr aber auch. Sie
lieſs sich daher nur für Fleischextrakt annehmen,
mit welcher Annahme auch ihr Geruch überein-
stimmte.

Den in dem obern Theil des dünnen Darms
befindlichen Chymus verdünnte ich mit kaltem
Wasser, und drückte ihn durch ein leinenes Fil-
trum. Die durchgegangene Flüssigkeit A bestand
aus einem klaren, wässrigen Theil, und einer
dickern, weiſslichen Materie. Auf einem Filtrum
von Löschpapier blieb die letztere zurück, indem
blos der wässrige Theil durchging. Der auf dem
leinenen Filtrum gebliebene Rückstand hatte gröſs-
tentheils das Ansehn geronnener Milch.

Ich setzte zu der filtrirten Flüssigkeit A eine
gleiche Quantität Alcohol, und lieſs diese Mischung
B damit gelinde aufkochen. Nach dem Erkalten
hatte sich Eyweiſsstoff, doch nur in geringer
Quantität, niedergeschlagen. Der letztere wurde
vermittelst Filtrirens abgesondert, und die eine
Hälfte a der durchgeseiheten Mischung B mit Gall-
äpfeltinktur versetzt. Diese brachte in der Kälte
keinen Niederschlag hervor; bey mäſsiger Er-
hitzung bildete sich in der Flüssigkeit eine braune
Wolke. Zugleich entwickelte sich statt des Ge-
ruchs nach Fleischbrühe, den der Inhalt des Knor-

pel-
A a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0387" n="371"/>
mit jener Flüssigkeit nicht der Fall war. Das<lb/>
Hauptkennzeichen der thierischen Gallerte, in der<lb/>
Kälte zu erstarren, fehlte ihr aber auch. Sie<lb/>
lie&#x017F;s sich daher nur für Fleischextrakt annehmen,<lb/>
mit welcher Annahme auch ihr Geruch überein-<lb/>
stimmte.</p><lb/>
                <p>Den in dem obern Theil des dünnen Darms<lb/>
befindlichen Chymus verdünnte ich mit kaltem<lb/>
Wasser, und drückte ihn durch ein leinenes Fil-<lb/>
trum. Die durchgegangene Flüssigkeit A bestand<lb/>
aus einem klaren, wässrigen Theil, und einer<lb/>
dickern, wei&#x017F;slichen Materie. Auf einem Filtrum<lb/>
von Löschpapier blieb die letztere zurück, indem<lb/>
blos der wässrige Theil durchging. Der auf dem<lb/>
leinenen Filtrum gebliebene Rückstand hatte grö&#x017F;s-<lb/>
tentheils das Ansehn geronnener Milch.</p><lb/>
                <p>Ich setzte zu der filtrirten Flüssigkeit A eine<lb/>
gleiche Quantität Alcohol, und lie&#x017F;s diese Mischung<lb/>
B damit gelinde aufkochen. Nach dem Erkalten<lb/>
hatte sich Eywei&#x017F;sstoff, doch nur in geringer<lb/>
Quantität, niedergeschlagen. Der letztere wurde<lb/>
vermittelst Filtrirens abgesondert, und die eine<lb/>
Hälfte a der durchgeseiheten Mischung B mit Gall-<lb/>
äpfeltinktur versetzt. Diese brachte in der Kälte<lb/>
keinen Niederschlag hervor; bey mä&#x017F;siger Er-<lb/>
hitzung bildete sich in der Flüssigkeit eine braune<lb/>
Wolke. Zugleich entwickelte sich statt des Ge-<lb/>
ruchs nach Fleischbrühe, den der Inhalt des Knor-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">pel-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0387] mit jener Flüssigkeit nicht der Fall war. Das Hauptkennzeichen der thierischen Gallerte, in der Kälte zu erstarren, fehlte ihr aber auch. Sie lieſs sich daher nur für Fleischextrakt annehmen, mit welcher Annahme auch ihr Geruch überein- stimmte. Den in dem obern Theil des dünnen Darms befindlichen Chymus verdünnte ich mit kaltem Wasser, und drückte ihn durch ein leinenes Fil- trum. Die durchgegangene Flüssigkeit A bestand aus einem klaren, wässrigen Theil, und einer dickern, weiſslichen Materie. Auf einem Filtrum von Löschpapier blieb die letztere zurück, indem blos der wässrige Theil durchging. Der auf dem leinenen Filtrum gebliebene Rückstand hatte gröſs- tentheils das Ansehn geronnener Milch. Ich setzte zu der filtrirten Flüssigkeit A eine gleiche Quantität Alcohol, und lieſs diese Mischung B damit gelinde aufkochen. Nach dem Erkalten hatte sich Eyweiſsstoff, doch nur in geringer Quantität, niedergeschlagen. Der letztere wurde vermittelst Filtrirens abgesondert, und die eine Hälfte a der durchgeseiheten Mischung B mit Gall- äpfeltinktur versetzt. Diese brachte in der Kälte keinen Niederschlag hervor; bey mäſsiger Er- hitzung bildete sich in der Flüssigkeit eine braune Wolke. Zugleich entwickelte sich statt des Ge- ruchs nach Fleischbrühe, den der Inhalt des Knor- pel- A a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/387
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/387>, abgerufen am 22.11.2024.