sondern der dritte und vierte Magen enthält bey den wiederkäuenden Thieren das eigentliche Auf- lösungsmittel der Speisen. Das von ihm erhal- tene Ammonium rührte wahrscheinlich von dem Saft der Schleimdrüsen des ersten Magens her. Bey allen Vögeln, sowohl den kräuterfressenden, als denen, die sich blos von Fleisch, oder von Fleisch und Pflanzen zugleich nähren, fand auch er immer den Magensaft sauer.
Wenn, wie zu vermuthen ist, die Wirksam- keit des Magensafts mit der Stärke dieser Säure in Verhältniss steht, so muss jene desto grösser seyn, je näher dem untern Magenmunde der ga- strische Saft abgesondert ist. Dies ist wirklich auch der Fall. Viridetk) untersuchte vermittelst der Lackmustinctur den Saft der Speiseröhre eines Schweins von oben an bis zum Magen. Im Schlun- de zeigte sich nirgends eine Spur von Säure; hin- gegen im Magen wurde die Tinktur lebhaft gerö- thet. In Werner's Versuchen l) machte die in dem obern Theil des Magens eines Pferdes be- findliche, noch unaufgelöste Speise nur einen schwachen Eindruck auf die Lackmustinktur; stärker wirkte die Flüssigkeit aus dem Grunde des Magens, und am stärksten der in der Nähe
des
k) L. c. p. 224.
l) L. c. p. 56.
IV. Bd. Z
sondern der dritte und vierte Magen enthält bey den wiederkäuenden Thieren das eigentliche Auf- lösungsmittel der Speisen. Das von ihm erhal- tene Ammonium rührte wahrscheinlich von dem Saft der Schleimdrüsen des ersten Magens her. Bey allen Vögeln, sowohl den kräuterfressenden, als denen, die sich blos von Fleisch, oder von Fleisch und Pflanzen zugleich nähren, fand auch er immer den Magensaft sauer.
Wenn, wie zu vermuthen ist, die Wirksam- keit des Magensafts mit der Stärke dieser Säure in Verhältniſs steht, so muſs jene desto gröſser seyn, je näher dem untern Magenmunde der ga- strische Saft abgesondert ist. Dies ist wirklich auch der Fall. Viridetk) untersuchte vermittelst der Lackmustinctur den Saft der Speiseröhre eines Schweins von oben an bis zum Magen. Im Schlun- de zeigte sich nirgends eine Spur von Säure; hin- gegen im Magen wurde die Tinktur lebhaft gerö- thet. In Werner’s Versuchen l) machte die in dem obern Theil des Magens eines Pferdes be- findliche, noch unaufgelöste Speise nur einen schwachen Eindruck auf die Lackmustinktur; stärker wirkte die Flüssigkeit aus dem Grunde des Magens, und am stärksten der in der Nähe
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k) L. c. p. 224.
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sondern der dritte und vierte Magen enthält bey
den wiederkäuenden Thieren das eigentliche Auf-
lösungsmittel der Speisen. Das von ihm erhal-
tene Ammonium rührte wahrscheinlich von dem
Saft der Schleimdrüsen des ersten Magens her.
Bey allen Vögeln, sowohl den kräuterfressenden,
als denen, die sich blos von Fleisch, oder von
Fleisch und Pflanzen zugleich nähren, fand auch
er immer den Magensaft sauer.
Wenn, wie zu vermuthen ist, die Wirksam-
keit des Magensafts mit der Stärke dieser Säure
in Verhältniſs steht, so muſs jene desto gröſser
seyn, je näher dem untern Magenmunde der ga-
strische Saft abgesondert ist. Dies ist wirklich
auch der Fall. Viridet k) untersuchte vermittelst
der Lackmustinctur den Saft der Speiseröhre eines
Schweins von oben an bis zum Magen. Im Schlun-
de zeigte sich nirgends eine Spur von Säure; hin-
gegen im Magen wurde die Tinktur lebhaft gerö-
thet. In Werner’s Versuchen l) machte die in
dem obern Theil des Magens eines Pferdes be-
findliche, noch unaufgelöste Speise nur einen
schwachen Eindruck auf die Lackmustinktur;
stärker wirkte die Flüssigkeit aus dem Grunde
des Magens, und am stärksten der in der Nähe
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/369>, abgerufen am 22.11.2024.
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