Vermöge der nach dem Tode noch fort- dauernden Wirksamkeit des gastrischen Safts greift er in der Leiche zuweilen den Magen selber an Stellen, wo er sich gesammelt hat, und ausser- halb den durchlöcherten Magenwänden auch die benachbarten Eingeweide an. Hunterq) machte diese Beobachtung zuerst an menschlichen Leichen, und blos an diesen ist meines Wissens seine Er- fahrung bis jetzt wiederholt worden r). Ich habe aber auch an mehrern Thieren der niedern Clas- sen, die eine Zeitlang in Weingeist gelegen hat- ten, und an welchen alle übrige Theile noch frisch waren, den Magen und die ihm zunächst gelegenen Theile zum Theil aufgelöst gefunden. Jägers) hat zwar Hunter's Meinung von der Ursache jener Erscheinung zu bestreiten gesucht. Seine Gründe scheinen mir aber nur zu bewei- sen, was ohnehin zu vermuthen war, dass einige Krankheiten den Magen, indem sie seine Spann- kraft schwächen, zur Auflösung geneigter machen.
Aus den angeführten Thatsachen folgt, dass der Magensaft bey einigen Thieren blos zermalmte, bey andern auch unzerriebene Nahrungsmittel auf-
löst;
q) Philos. Transact. Y. 1722. p. 447.
r) Vergl. Burns, Edinburgh medical and surgical Journal. Vol. 6. p. 129.
s)Hufeland's u. Himly's Journal der prakt. Heilk. J. 1811. St. 5. S. 1.
Vermöge der nach dem Tode noch fort- dauernden Wirksamkeit des gastrischen Safts greift er in der Leiche zuweilen den Magen selber an Stellen, wo er sich gesammelt hat, und ausser- halb den durchlöcherten Magenwänden auch die benachbarten Eingeweide an. Hunterq) machte diese Beobachtung zuerst an menschlichen Leichen, und blos an diesen ist meines Wissens seine Er- fahrung bis jetzt wiederholt worden r). Ich habe aber auch an mehrern Thieren der niedern Clas- sen, die eine Zeitlang in Weingeist gelegen hat- ten, und an welchen alle übrige Theile noch frisch waren, den Magen und die ihm zunächst gelegenen Theile zum Theil aufgelöst gefunden. Jägers) hat zwar Hunter’s Meinung von der Ursache jener Erscheinung zu bestreiten gesucht. Seine Gründe scheinen mir aber nur zu bewei- sen, was ohnehin zu vermuthen war, daſs einige Krankheiten den Magen, indem sie seine Spann- kraft schwächen, zur Auflösung geneigter machen.
Aus den angeführten Thatsachen folgt, daſs der Magensaft bey einigen Thieren blos zermalmte, bey andern auch unzerriebene Nahrungsmittel auf-
löst;
q) Philos. Transact. Y. 1722. p. 447.
r) Vergl. Burns, Edinburgh medical and surgical Journal. Vol. 6. p. 129.
s)Hufeland’s u. Himly’s Journal der prakt. Heilk. J. 1811. St. 5. S. 1.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0363"n="347"/><p>Vermöge der nach dem Tode noch fort-<lb/>
dauernden Wirksamkeit des gastrischen Safts greift<lb/>
er in der Leiche zuweilen den Magen selber an<lb/>
Stellen, wo er sich gesammelt hat, und ausser-<lb/>
halb den durchlöcherten Magenwänden auch die<lb/>
benachbarten Eingeweide an. <hirendition="#k">Hunter</hi><noteplace="foot"n="q)">Philos. Transact. Y. 1722. p. 447.</note> machte<lb/>
diese Beobachtung zuerst an menschlichen Leichen,<lb/>
und blos an diesen ist meines Wissens seine Er-<lb/>
fahrung bis jetzt wiederholt worden <noteplace="foot"n="r)">Vergl. <hirendition="#k">Burns</hi>, Edinburgh medical and surgical<lb/>
Journal. Vol. 6. p. 129.</note>. Ich habe<lb/>
aber auch an mehrern Thieren der niedern Clas-<lb/>
sen, die eine Zeitlang in Weingeist gelegen hat-<lb/>
ten, und an welchen alle übrige Theile noch<lb/>
frisch waren, den Magen und die ihm zunächst<lb/>
gelegenen Theile zum Theil aufgelöst gefunden.<lb/><hirendition="#k">Jäger</hi><noteplace="foot"n="s)"><hirendition="#k">Hufeland</hi>’s u. <hirendition="#k">Himly</hi>’s Journal der prakt. Heilk.<lb/>
J. 1811. St. 5. S. 1.</note> hat zwar <hirendition="#k">Hunter</hi>’s Meinung von der<lb/>
Ursache jener Erscheinung zu bestreiten gesucht.<lb/>
Seine Gründe scheinen mir aber nur zu bewei-<lb/>
sen, was ohnehin zu vermuthen war, daſs einige<lb/>
Krankheiten den Magen, indem sie seine Spann-<lb/>
kraft schwächen, zur Auflösung geneigter machen.</p><lb/><p>Aus den angeführten Thatsachen folgt, daſs<lb/>
der Magensaft bey einigen Thieren blos zermalmte,<lb/>
bey andern auch unzerriebene Nahrungsmittel auf-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">löst;</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[347/0363]
Vermöge der nach dem Tode noch fort-
dauernden Wirksamkeit des gastrischen Safts greift
er in der Leiche zuweilen den Magen selber an
Stellen, wo er sich gesammelt hat, und ausser-
halb den durchlöcherten Magenwänden auch die
benachbarten Eingeweide an. Hunter q) machte
diese Beobachtung zuerst an menschlichen Leichen,
und blos an diesen ist meines Wissens seine Er-
fahrung bis jetzt wiederholt worden r). Ich habe
aber auch an mehrern Thieren der niedern Clas-
sen, die eine Zeitlang in Weingeist gelegen hat-
ten, und an welchen alle übrige Theile noch
frisch waren, den Magen und die ihm zunächst
gelegenen Theile zum Theil aufgelöst gefunden.
Jäger s) hat zwar Hunter’s Meinung von der
Ursache jener Erscheinung zu bestreiten gesucht.
Seine Gründe scheinen mir aber nur zu bewei-
sen, was ohnehin zu vermuthen war, daſs einige
Krankheiten den Magen, indem sie seine Spann-
kraft schwächen, zur Auflösung geneigter machen.
Aus den angeführten Thatsachen folgt, daſs
der Magensaft bey einigen Thieren blos zermalmte,
bey andern auch unzerriebene Nahrungsmittel auf-
löst;
q) Philos. Transact. Y. 1722. p. 447.
r) Vergl. Burns, Edinburgh medical and surgical
Journal. Vol. 6. p. 129.
s) Hufeland’s u. Himly’s Journal der prakt. Heilk.
J. 1811. St. 5. S. 1.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/363>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.