Eisens in Salpetersäure, oder verdünnter Schwefel- säure, eine Verbindung einzugehen, welche ganz die Farbe des Bluts hat. Man erhält diese Farbe sogleich, wenn man eine jener Eisenauflösungen in Speichel tröpfelt. Stärker aber tritt sie hervor, wenn man den Speichel abdampft, den Rückstand schwach calcinirt, und so die Blutsäure von dem Eyweissstoff, wovon sie im Speichel verhüllet ist, trennt. Sowohl aus dem frischen Speichel, als aus dem verkalkten Rückstand desselben, wird sie durch Wasser, und noch reiner durch Alcohol ausgezogen. In dieser Auflösung reagirt sie auf Lackmustinktur als eine Säure. Doch enthält die Weingeistauflösung immer noch milchsaures Na- trum, wovon ich sie nicht ganz habe trennen kön- nen. Sie wird von Salzsäure, Salpeter- und Es- sigsäure aufgelöst, ohne ihren röthenden Einfluss auf das salpeter- und schwefelsaure Eisen zu ver- lieren. Setzt man hingegen Alkalien zu der Ver- bindung der Blutsäure mit dem salpetersauren Ei- sen, so vereinigen sich jene mit dem letztern, und geben einen orangefarbenen Niederschlag. Schwefelsaure Kupferauflösung wird von der Blut- säure grünlich gefärbt. Mit salpetersaurer Silber- auflösung giebt sie einen schwarzbraunen Nie- derschlag. Auf das blausaure Kali hat sie kei- nen Einfluss. Alle diese Eigenschaften charakte- risiren sie als eine Säure von eigener Art. In der Lehre vom Blut werden wir sehen, dass von ihr
die
Eisens in Salpetersäure, oder verdünnter Schwefel- säure, eine Verbindung einzugehen, welche ganz die Farbe des Bluts hat. Man erhält diese Farbe sogleich, wenn man eine jener Eisenauflösungen in Speichel tröpfelt. Stärker aber tritt sie hervor, wenn man den Speichel abdampft, den Rückstand schwach calcinirt, und so die Blutsäure von dem Eyweiſsstoff, wovon sie im Speichel verhüllet ist, trennt. Sowohl aus dem frischen Speichel, als aus dem verkalkten Rückstand desselben, wird sie durch Wasser, und noch reiner durch Alcohol ausgezogen. In dieser Auflösung reagirt sie auf Lackmustinktur als eine Säure. Doch enthält die Weingeistauflösung immer noch milchsaures Na- trum, wovon ich sie nicht ganz habe trennen kön- nen. Sie wird von Salzsäure, Salpeter- und Es- sigsäure aufgelöst, ohne ihren röthenden Einfluſs auf das salpeter- und schwefelsaure Eisen zu ver- lieren. Setzt man hingegen Alkalien zu der Ver- bindung der Blutsäure mit dem salpetersauren Ei- sen, so vereinigen sich jene mit dem letztern, und geben einen orangefarbenen Niederschlag. Schwefelsaure Kupferauflösung wird von der Blut- säure grünlich gefärbt. Mit salpetersaurer Silber- auflösung giebt sie einen schwarzbraunen Nie- derschlag. Auf das blausaure Kali hat sie kei- nen Einfluſs. Alle diese Eigenschaften charakte- risiren sie als eine Säure von eigener Art. In der Lehre vom Blut werden wir sehen, daſs von ihr
die
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Eisens in Salpetersäure, oder verdünnter Schwefel-
säure, eine Verbindung einzugehen, welche ganz
die Farbe des Bluts hat. Man erhält diese Farbe
sogleich, wenn man eine jener Eisenauflösungen
in Speichel tröpfelt. Stärker aber tritt sie hervor,
wenn man den Speichel abdampft, den Rückstand
schwach calcinirt, und so die Blutsäure von dem
Eyweiſsstoff, wovon sie im Speichel verhüllet ist,
trennt. Sowohl aus dem frischen Speichel, als
aus dem verkalkten Rückstand desselben, wird
sie durch Wasser, und noch reiner durch Alcohol
ausgezogen. In dieser Auflösung reagirt sie auf
Lackmustinktur als eine Säure. Doch enthält die
Weingeistauflösung immer noch milchsaures Na-
trum, wovon ich sie nicht ganz habe trennen kön-
nen. Sie wird von Salzsäure, Salpeter- und Es-
sigsäure aufgelöst, ohne ihren röthenden Einfluſs
auf das salpeter- und schwefelsaure Eisen zu ver-
lieren. Setzt man hingegen Alkalien zu der Ver-
bindung der Blutsäure mit dem salpetersauren Ei-
sen, so vereinigen sich jene mit dem letztern,
und geben einen orangefarbenen Niederschlag.
Schwefelsaure Kupferauflösung wird von der Blut-
säure grünlich gefärbt. Mit salpetersaurer Silber-
auflösung giebt sie einen schwarzbraunen Nie-
derschlag. Auf das blausaure Kali hat sie kei-
nen Einfluſs. Alle diese Eigenschaften charakte-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/348>, abgerufen am 22.11.2024.
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