Dupuytren und mit ihm Halle und Pinel schlossen aus diesen Versuchen, dass der che- mische Process des Athemholens nicht bloss von der Bewegung der Lungen abhängt, sondern dass auch der ungehinderte Einfluss des Nervensystems dazu nothwendig ist.
Gegen die Richtigkeit dieser Folgerung lassen sich indess Einwendungen machen. Sie wird durch keine der obigen Beobachtungen als blos durch diejenige bewiesen, nach welcher das Ar- terienblut der Thiere, denen die Stimmnerven durchschnitten waren, eine schwarzrothe Farbe hatte, obgleich die Bewegungen der Lungen fort- dauerten. Alle Umstände aber zeigen, dass bey solchen Thieren ein heftiger Krampf in den Lun- gen statt fand. Es waren vermuthlich blos die Bewegungen des Zwerchfells und der Intercostal- muskeln, die hier fortdauerten, und die eingeath- mete Luft drang blos in die Luftröhre, ohne in die Lungen zu gelangen. Dupuytren hat ausser- dem zu wenig Rücksicht auf die Störung des Blutumlaufs genommen, die, wie schon Willisq) an einem Hunde beobachtete, nach Unterbindung des herumschweifenden Nerven erfolgt. Es lässt sich also aus jenen Versuchen nur schliessen, dass die mechanischen Bewegungen des Athemholens durch das Unterbinden oder Durchschneiden der
Stimm-
q) A. a. O.
Dupuytren und mit ihm Hallé und Pinel schlossen aus diesen Versuchen, daſs der che- mische Proceſs des Athemholens nicht bloſs von der Bewegung der Lungen abhängt, sondern daſs auch der ungehinderte Einfluſs des Nervensystems dazu nothwendig ist.
Gegen die Richtigkeit dieser Folgerung lassen sich indeſs Einwendungen machen. Sie wird durch keine der obigen Beobachtungen als blos durch diejenige bewiesen, nach welcher das Ar- terienblut der Thiere, denen die Stimmnerven durchschnitten waren, eine schwarzrothe Farbe hatte, obgleich die Bewegungen der Lungen fort- dauerten. Alle Umstände aber zeigen, daſs bey solchen Thieren ein heftiger Krampf in den Lun- gen statt fand. Es waren vermuthlich blos die Bewegungen des Zwerchfells und der Intercostal- muskeln, die hier fortdauerten, und die eingeath- mete Luft drang blos in die Luftröhre, ohne in die Lungen zu gelangen. Dupuytren hat ausser- dem zu wenig Rücksicht auf die Störung des Blutumlaufs genommen, die, wie schon Willisq) an einem Hunde beobachtete, nach Unterbindung des herumschweifenden Nerven erfolgt. Es läſst sich also aus jenen Versuchen nur schlieſsen, daſs die mechanischen Bewegungen des Athemholens durch das Unterbinden oder Durchschneiden der
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q) A. a. O.
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Dupuytren und mit ihm Hallé und Pinel
schlossen aus diesen Versuchen, daſs der che-
mische Proceſs des Athemholens nicht bloſs von
der Bewegung der Lungen abhängt, sondern daſs
auch der ungehinderte Einfluſs des Nervensystems
dazu nothwendig ist.
Gegen die Richtigkeit dieser Folgerung lassen
sich indeſs Einwendungen machen. Sie wird
durch keine der obigen Beobachtungen als blos
durch diejenige bewiesen, nach welcher das Ar-
terienblut der Thiere, denen die Stimmnerven
durchschnitten waren, eine schwarzrothe Farbe
hatte, obgleich die Bewegungen der Lungen fort-
dauerten. Alle Umstände aber zeigen, daſs bey
solchen Thieren ein heftiger Krampf in den Lun-
gen statt fand. Es waren vermuthlich blos die
Bewegungen des Zwerchfells und der Intercostal-
muskeln, die hier fortdauerten, und die eingeath-
mete Luft drang blos in die Luftröhre, ohne in
die Lungen zu gelangen. Dupuytren hat ausser-
dem zu wenig Rücksicht auf die Störung des
Blutumlaufs genommen, die, wie schon Willis q)
an einem Hunde beobachtete, nach Unterbindung
des herumschweifenden Nerven erfolgt. Es läſst
sich also aus jenen Versuchen nur schlieſsen, daſs
die mechanischen Bewegungen des Athemholens
durch das Unterbinden oder Durchschneiden der
Stimm-
q) A. a. O.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/236>, abgerufen am 24.11.2024.
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