Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

per anzunehmen, da der animalische Organismus
den vegetabilischen an Bildungskraft weit über-
trifft. Diese Entstehung kann aber nirgends vor-
gehen, als in dem Blut, das mit erhöhter Le-
benskraft aus den Lungen zurückkehrt. Der in
demselben erzeugte Kohlenstoff wird theils auf
den äussersten Gränzen des arteriellen Systems
zur Bildung anderer flüssiger oder fester Theile
verwandt, theils vereinigt er sich hier mit dem
Sauerstoff, den jenes Blut in den Lungen auf-
nahm und der bis dahin mit denselben in keiner
Verbindung stand, zu kohlensaurem Gas, welches
mit dem Venenblut zu den Lungen geführt und
beym Durchgang durch diese Organe ausgeleert
wird. Die Materie zur Erzeugung des Kohlen-
stoffs erhält das arterielle Blut aus dem Chylus.
Darum erzeugen Insekten, nach Sorg, mehr Koh-
lensäure und absorbiren mehr Sauerstoff bey der
Verdauung, als nüchtern, und darum ist, nach La-
voisier
und Seguin, die Hautausdünstung zu je-
ner Zeit stärker als zu dieser.

Jetzt frägt sich: Ob der Sauerstoff, den das
Blut beym Athemholen aufnimmt, sich als Luft
oder im nicht gasförmigen Zustand mit demselben
verbindet? Es fehlt uns noch an Mitteln, um
diese Frage aus andern Gründen als aus der Ana-
logie des Wassers zu beantworten. Nach dieser
aber scheint es nicht die blosse Basis des Sauer-

stoffgas

per anzunehmen, da der animalische Organismus
den vegetabilischen an Bildungskraft weit über-
trifft. Diese Entstehung kann aber nirgends vor-
gehen, als in dem Blut, das mit erhöhter Le-
benskraft aus den Lungen zurückkehrt. Der in
demselben erzeugte Kohlenstoff wird theils auf
den äussersten Gränzen des arteriellen Systems
zur Bildung anderer flüssiger oder fester Theile
verwandt, theils vereinigt er sich hier mit dem
Sauerstoff, den jenes Blut in den Lungen auf-
nahm und der bis dahin mit denselben in keiner
Verbindung stand, zu kohlensaurem Gas, welches
mit dem Venenblut zu den Lungen geführt und
beym Durchgang durch diese Organe ausgeleert
wird. Die Materie zur Erzeugung des Kohlen-
stoffs erhält das arterielle Blut aus dem Chylus.
Darum erzeugen Insekten, nach Sorg, mehr Koh-
lensäure und absorbiren mehr Sauerstoff bey der
Verdauung, als nüchtern, und darum ist, nach La-
voisier
und Seguin, die Hautausdünstung zu je-
ner Zeit stärker als zu dieser.

Jetzt frägt sich: Ob der Sauerstoff, den das
Blut beym Athemholen aufnimmt, sich als Luft
oder im nicht gasförmigen Zustand mit demselben
verbindet? Es fehlt uns noch an Mitteln, um
diese Frage aus andern Gründen als aus der Ana-
logie des Wassers zu beantworten. Nach dieser
aber scheint es nicht die bloſse Basis des Sauer-

stoffgas
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0228" n="212"/>
per anzunehmen, da der animalische Organismus<lb/>
den vegetabilischen an Bildungskraft weit über-<lb/>
trifft. Diese Entstehung kann aber nirgends vor-<lb/>
gehen, als in dem Blut, das mit erhöhter Le-<lb/>
benskraft aus den Lungen zurückkehrt. Der in<lb/>
demselben erzeugte Kohlenstoff wird theils auf<lb/>
den äussersten Gränzen des arteriellen Systems<lb/>
zur Bildung anderer flüssiger oder fester Theile<lb/>
verwandt, theils vereinigt er sich hier mit dem<lb/>
Sauerstoff, den jenes Blut in den Lungen auf-<lb/>
nahm und der bis dahin mit denselben in keiner<lb/>
Verbindung stand, zu kohlensaurem Gas, welches<lb/>
mit dem Venenblut zu den Lungen geführt und<lb/>
beym Durchgang durch diese Organe ausgeleert<lb/>
wird. Die Materie zur Erzeugung des Kohlen-<lb/>
stoffs erhält das arterielle Blut aus dem Chylus.<lb/>
Darum erzeugen Insekten, nach <hi rendition="#k">Sorg</hi>, mehr Koh-<lb/>
lensäure und absorbiren mehr Sauerstoff bey der<lb/>
Verdauung, als nüchtern, und darum ist, nach <hi rendition="#k">La-<lb/>
voisier</hi> und <hi rendition="#k">Seguin</hi>, die Hautausdünstung zu je-<lb/>
ner Zeit stärker als zu dieser.</p><lb/>
                <p>Jetzt frägt sich: Ob der Sauerstoff, den das<lb/>
Blut beym Athemholen aufnimmt, sich als Luft<lb/>
oder im nicht gasförmigen Zustand mit demselben<lb/>
verbindet? Es fehlt uns noch an Mitteln, um<lb/>
diese Frage aus andern Gründen als aus der Ana-<lb/>
logie des Wassers zu beantworten. Nach dieser<lb/>
aber scheint es nicht die blo&#x017F;se Basis des Sauer-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">stoffgas</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0228] per anzunehmen, da der animalische Organismus den vegetabilischen an Bildungskraft weit über- trifft. Diese Entstehung kann aber nirgends vor- gehen, als in dem Blut, das mit erhöhter Le- benskraft aus den Lungen zurückkehrt. Der in demselben erzeugte Kohlenstoff wird theils auf den äussersten Gränzen des arteriellen Systems zur Bildung anderer flüssiger oder fester Theile verwandt, theils vereinigt er sich hier mit dem Sauerstoff, den jenes Blut in den Lungen auf- nahm und der bis dahin mit denselben in keiner Verbindung stand, zu kohlensaurem Gas, welches mit dem Venenblut zu den Lungen geführt und beym Durchgang durch diese Organe ausgeleert wird. Die Materie zur Erzeugung des Kohlen- stoffs erhält das arterielle Blut aus dem Chylus. Darum erzeugen Insekten, nach Sorg, mehr Koh- lensäure und absorbiren mehr Sauerstoff bey der Verdauung, als nüchtern, und darum ist, nach La- voisier und Seguin, die Hautausdünstung zu je- ner Zeit stärker als zu dieser. Jetzt frägt sich: Ob der Sauerstoff, den das Blut beym Athemholen aufnimmt, sich als Luft oder im nicht gasförmigen Zustand mit demselben verbindet? Es fehlt uns noch an Mitteln, um diese Frage aus andern Gründen als aus der Ana- logie des Wassers zu beantworten. Nach dieser aber scheint es nicht die bloſse Basis des Sauer- stoffgas

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/228
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/228>, abgerufen am 24.11.2024.