aufnehmen und kohlensaures Gas aushauchen. Ja, nicht nur frische Gehäuse, sondern auch solche, die schon über ein Jahr alt sind, sollen dieses Absorbtionsvermögen besitzen. Doch soll dasselbe mit der Verwitterung der Gehäuse verloren ge- hen. Für den Sitz dieses Vermögens hält Spal- lanzani den membranösen Theil der Gehäuse, von welchem sich bekanntlich der erdige Theil durch verdünnte Salpetersäure absondern lässt.
Bey diesen letztern Beobachtungen hat aber gewiss eine Täuschung statt gefunden, wovon sich auch der Grund mit Wahrscheinlichkeit angeben lässt. Grimm's i), Berger's k), von Humboldt's und Gay-Lussac's l) Versuche nehmlich bewei- sen, dass im Wasser ein beständiges Bestre- ben statt findet, mit den Luftarten, mit welchen dasselbe in Berührung ist, sich ins Gleichgewicht zu setzen, dass es unter Sauerstoffgas Oxygene aufnimmt und Stickgas fahren lässt, und unter Stickgas diese Luftart verzehrt, indem es Sauer- stoffgas aushaucht. Es war also vermuthlich bey Spallanzani's Versuchen Wasser mit im Spiele, und hiervon rührte die Absorbtion des Sauerstoff- gas her. Diese Vermuthung ist um so wahr-
schein-
i) A. a. O.
k) Journal de Phys. T. 57. p. 1.
l) Ebendas. T. 60. p. 129.
N 5
aufnehmen und kohlensaures Gas aushauchen. Ja, nicht nur frische Gehäuse, sondern auch solche, die schon über ein Jahr alt sind, sollen dieses Absorbtionsvermögen besitzen. Doch soll dasselbe mit der Verwitterung der Gehäuse verloren ge- hen. Für den Sitz dieses Vermögens hält Spal- lanzani den membranösen Theil der Gehäuse, von welchem sich bekanntlich der erdige Theil durch verdünnte Salpetersäure absondern läſst.
Bey diesen letztern Beobachtungen hat aber gewiſs eine Täuschung statt gefunden, wovon sich auch der Grund mit Wahrscheinlichkeit angeben läſst. Grimm’s i), Berger’s k), von Humboldt’s und Gay-Lussac’s l) Versuche nehmlich bewei- sen, daſs im Wasser ein beständiges Bestre- ben statt findet, mit den Luftarten, mit welchen dasselbe in Berührung ist, sich ins Gleichgewicht zu setzen, daſs es unter Sauerstoffgas Oxygene aufnimmt und Stickgas fahren läſst, und unter Stickgas diese Luftart verzehrt, indem es Sauer- stoffgas aushaucht. Es war also vermuthlich bey Spallanzani’s Versuchen Wasser mit im Spiele, und hiervon rührte die Absorbtion des Sauerstoff- gas her. Diese Vermuthung ist um so wahr-
schein-
i) A. a. O.
k) Journal de Phys. T. 57. p. 1.
l) Ebendas. T. 60. p. 129.
N 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0217"n="201"/>
aufnehmen und kohlensaures Gas aushauchen. Ja,<lb/>
nicht nur frische Gehäuse, sondern auch solche,<lb/>
die schon über ein Jahr alt sind, sollen dieses<lb/>
Absorbtionsvermögen besitzen. Doch soll dasselbe<lb/>
mit der Verwitterung der Gehäuse verloren ge-<lb/>
hen. Für den Sitz dieses Vermögens hält <hirendition="#k">Spal-<lb/>
lanzani</hi> den membranösen Theil der Gehäuse,<lb/>
von welchem sich bekanntlich der erdige Theil<lb/>
durch verdünnte Salpetersäure absondern läſst.</p><lb/><p>Bey diesen letztern Beobachtungen hat aber<lb/>
gewiſs eine Täuschung statt gefunden, wovon sich<lb/>
auch der Grund mit Wahrscheinlichkeit angeben<lb/>
läſst. <hirendition="#k">Grimm</hi>’s <noteplace="foot"n="i)">A. a. O.</note>, <hirendition="#k">Berger</hi>’s <noteplace="foot"n="k)">Journal de Phys. T. 57. p. 1.</note>, <hirendition="#k">von Humboldt</hi>’s<lb/>
und <hirendition="#k">Gay-Lussac</hi>’s <noteplace="foot"n="l)">Ebendas. T. 60. p. 129.</note> Versuche nehmlich bewei-<lb/>
sen, daſs im Wasser ein beständiges Bestre-<lb/>
ben statt findet, mit den Luftarten, mit welchen<lb/>
dasselbe in Berührung ist, sich ins Gleichgewicht<lb/>
zu setzen, daſs es unter Sauerstoffgas Oxygene<lb/>
aufnimmt und Stickgas fahren läſst, und unter<lb/>
Stickgas diese Luftart verzehrt, indem es Sauer-<lb/>
stoffgas aushaucht. Es war also vermuthlich bey<lb/><hirendition="#k">Spallanzani</hi>’s Versuchen Wasser mit im Spiele,<lb/>
und hiervon rührte die Absorbtion des Sauerstoff-<lb/>
gas her. Diese Vermuthung ist um so wahr-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">schein-</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 5</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[201/0217]
aufnehmen und kohlensaures Gas aushauchen. Ja,
nicht nur frische Gehäuse, sondern auch solche,
die schon über ein Jahr alt sind, sollen dieses
Absorbtionsvermögen besitzen. Doch soll dasselbe
mit der Verwitterung der Gehäuse verloren ge-
hen. Für den Sitz dieses Vermögens hält Spal-
lanzani den membranösen Theil der Gehäuse,
von welchem sich bekanntlich der erdige Theil
durch verdünnte Salpetersäure absondern läſst.
Bey diesen letztern Beobachtungen hat aber
gewiſs eine Täuschung statt gefunden, wovon sich
auch der Grund mit Wahrscheinlichkeit angeben
läſst. Grimm’s i), Berger’s k), von Humboldt’s
und Gay-Lussac’s l) Versuche nehmlich bewei-
sen, daſs im Wasser ein beständiges Bestre-
ben statt findet, mit den Luftarten, mit welchen
dasselbe in Berührung ist, sich ins Gleichgewicht
zu setzen, daſs es unter Sauerstoffgas Oxygene
aufnimmt und Stickgas fahren läſst, und unter
Stickgas diese Luftart verzehrt, indem es Sauer-
stoffgas aushaucht. Es war also vermuthlich bey
Spallanzani’s Versuchen Wasser mit im Spiele,
und hiervon rührte die Absorbtion des Sauerstoff-
gas her. Diese Vermuthung ist um so wahr-
schein-
i) A. a. O.
k) Journal de Phys. T. 57. p. 1.
l) Ebendas. T. 60. p. 129.
N 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/217>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.