Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.Sorg q*) stellte mit mehr als funfzig Arten Alle jene Thiere absorbirten den Sauerstoff geathme- "über das Athemholen der verschiedenen Helixarten "und über den Einfluss, welchen selbst todte Thiere "noch auf die atmosphärische Luft sowohl selber, "als vermöge ihrer Schaale äussern sollen, gesagt "hat, und fast immer Resultate erhalten, die den "von ihm angegebenen entgegengesetzt waren, ob- "gleich ich auf eine weit genauere Art, als zu sei- "ner Zeit möglich war, dabey zu Werke gegangen "bin". (Annales du Mus. d' Hist. nat. T. 18. p. 56.). Prunelle mag dieses harte, ohne einen einzigen nähern Beweis über einen Todten ausgesprochene Urtheil vor Spallanzani's Schatten verantworten. So viel ist gewiss, dass niemand ohne die grösste Ungerechtigkeit Spallanzani's Verdienste um die Biologie verkennen kann, und dass, wenn er auch oft menschlich irrte, er eben so oft die Wahrheit fand. q*) Disqu. physiol. circa respirat. insectorum et ver-
mium. Sorg q*) stellte mit mehr als funfzig Arten Alle jene Thiere absorbirten den Sauerstoff geathme- „über das Athemholen der verschiedenen Helixarten „und über den Einfluſs, welchen selbst todte Thiere „noch auf die atmosphärische Luft sowohl selber, „als vermöge ihrer Schaale äussern sollen, gesagt „hat, und fast immer Resultate erhalten, die den „von ihm angegebenen entgegengesetzt waren, ob- „gleich ich auf eine weit genauere Art, als zu sei- „ner Zeit möglich war, dabey zu Werke gegangen „bin”. (Annales du Mus. d’ Hist. nat. T. 18. p. 56.). Prunelle mag dieses harte, ohne einen einzigen nähern Beweis über einen Todten ausgesprochene Urtheil vor Spallanzani’s Schatten verantworten. So viel ist gewiſs, daſs niemand ohne die gröſste Ungerechtigkeit Spallanzani’s Verdienste um die Biologie verkennen kann, und daſs, wenn er auch oft menschlich irrte, er eben so oft die Wahrheit fand. q*) Disqu. physiol. circa respirat. insectorum et ver-
mium. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0208" n="192"/> <p><hi rendition="#k">Sorg</hi><note place="foot" n="q*)">Disqu. physiol. circa respirat. insectorum et ver-<lb/> mium.</note> stellte mit mehr als funfzig Arten<lb/> fast aus allen Familien der Insekten und Crusta-<lb/> ceen Versuche an. Zur Prüfung der geathmeten<lb/> Luft bediente er sich des <hi rendition="#k">Fontana</hi>schen Eudio-<lb/> meters, und in einigen Fällen auch des Phosphors<lb/> und des Schwefelalkali.</p><lb/> <p>Alle jene Thiere absorbirten den Sauerstoff<lb/> der atmosphärischen Luft und erzeugten kohlen-<lb/> saures Gas. Viele verzehrten jenen Stoff so voll-<lb/> kommen, daſs kein Ueberbleibsel desselben in der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">geathme-</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_10_2" prev="#seg2pn_10_1" place="foot" n="q)">„über das Athemholen der verschiedenen Helixarten<lb/> „und über den Einfluſs, welchen selbst todte Thiere<lb/> „noch auf die atmosphärische Luft sowohl selber,<lb/> „als vermöge ihrer Schaale äussern sollen, gesagt<lb/> „hat, und fast immer Resultate erhalten, die den<lb/> „von ihm angegebenen entgegengesetzt waren, ob-<lb/> „gleich ich auf eine weit genauere Art, als zu sei-<lb/> „ner Zeit möglich war, dabey zu Werke gegangen<lb/> „bin”. (Annales du Mus. d’ Hist. nat. T. 18. p. 56.).<lb/><hi rendition="#k">Prunelle</hi> mag dieses harte, ohne einen einzigen<lb/> nähern Beweis über einen Todten ausgesprochene<lb/> Urtheil vor <hi rendition="#k">Spallanzani</hi>’s Schatten verantworten.<lb/> So viel ist gewiſs, daſs niemand ohne die gröſste<lb/> Ungerechtigkeit <hi rendition="#k">Spallanzani</hi>’s Verdienste um die<lb/> Biologie verkennen kann, und daſs, wenn er auch<lb/> oft menschlich irrte, er eben so oft die Wahrheit<lb/> fand.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0208]
Sorg q*) stellte mit mehr als funfzig Arten
fast aus allen Familien der Insekten und Crusta-
ceen Versuche an. Zur Prüfung der geathmeten
Luft bediente er sich des Fontanaschen Eudio-
meters, und in einigen Fällen auch des Phosphors
und des Schwefelalkali.
Alle jene Thiere absorbirten den Sauerstoff
der atmosphärischen Luft und erzeugten kohlen-
saures Gas. Viele verzehrten jenen Stoff so voll-
kommen, daſs kein Ueberbleibsel desselben in der
geathme-
q)
q*) Disqu. physiol. circa respirat. insectorum et ver-
mium.
q) „über das Athemholen der verschiedenen Helixarten
„und über den Einfluſs, welchen selbst todte Thiere
„noch auf die atmosphärische Luft sowohl selber,
„als vermöge ihrer Schaale äussern sollen, gesagt
„hat, und fast immer Resultate erhalten, die den
„von ihm angegebenen entgegengesetzt waren, ob-
„gleich ich auf eine weit genauere Art, als zu sei-
„ner Zeit möglich war, dabey zu Werke gegangen
„bin”. (Annales du Mus. d’ Hist. nat. T. 18. p. 56.).
Prunelle mag dieses harte, ohne einen einzigen
nähern Beweis über einen Todten ausgesprochene
Urtheil vor Spallanzani’s Schatten verantworten.
So viel ist gewiſs, daſs niemand ohne die gröſste
Ungerechtigkeit Spallanzani’s Verdienste um die
Biologie verkennen kann, und daſs, wenn er auch
oft menschlich irrte, er eben so oft die Wahrheit
fand.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/208 |
Zitationshilfe: | Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/208>, abgerufen am 28.07.2024. |