tig auf diese einwirkte. Ohne ein solches Ein- wirken würde auch kein Wachsthum und keine Fortpflanzung des Geschlechts möglich seyn b). Der lebende Körper muss sich ferner die Bedin- gungen seines Lebens bis auf einen gewissen Grad selber schaffen c), und auch dieses würde er nicht können, wenn er nicht die Aussenwelt zu verändern im Stande wäre. Alles Lebendige muss also beständig formlose Materie aufnehmen, sich verähnlichen und aneignen. Diese Aufnah- me, Verähnlichung und Aneignung ist die Er- nährung im allgemeinern Sinn, die folglich den dreyfachen Zweck hat:
1) die Mischung des lebenden Organismus, die durch den Einfluss der äussern Welt bestän- dig verändert wird, zu reproduciren;
2) den Stoff zum Wachsthum und zur Fort- pflanzung des Geschlechts zu bilden; und
3) die äussern Bedingungen des Lebens so weit, als es die Beschränktheit des Lebens zulässt, hervorzubringen.
In dem gegenwärtigen Buch, dessen Gegen- stand die Ernährung ausmachen wird, werden wir also folgende Fragen zu beantworten haben: Welches sind die Hauptwirkungen der äussern
Welt
b) Biologie. Bd. 3. S. 592.
c) Ebendas. S. 593.
tig auf diese einwirkte. Ohne ein solches Ein- wirken würde auch kein Wachsthum und keine Fortpflanzung des Geschlechts möglich seyn b). Der lebende Körper muſs sich ferner die Bedin- gungen seines Lebens bis auf einen gewissen Grad selber schaffen c), und auch dieses würde er nicht können, wenn er nicht die Aussenwelt zu verändern im Stande wäre. Alles Lebendige muſs also beständig formlose Materie aufnehmen, sich verähnlichen und aneignen. Diese Aufnah- me, Verähnlichung und Aneignung ist die Er- nährung im allgemeinern Sinn, die folglich den dreyfachen Zweck hat:
1) die Mischung des lebenden Organismus, die durch den Einfluſs der äussern Welt bestän- dig verändert wird, zu reproduciren;
2) den Stoff zum Wachsthum und zur Fort- pflanzung des Geschlechts zu bilden; und
3) die äussern Bedingungen des Lebens so weit, als es die Beschränktheit des Lebens zuläſst, hervorzubringen.
In dem gegenwärtigen Buch, dessen Gegen- stand die Ernährung ausmachen wird, werden wir also folgende Fragen zu beantworten haben: Welches sind die Hauptwirkungen der äussern
Welt
b) Biologie. Bd. 3. S. 592.
c) Ebendas. S. 593.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0020"n="4"/>
tig auf diese einwirkte. Ohne ein solches Ein-<lb/>
wirken würde auch kein Wachsthum und keine<lb/>
Fortpflanzung des Geschlechts möglich seyn <noteplace="foot"n="b)">Biologie. Bd. 3. S. 592.</note>.<lb/>
Der lebende Körper muſs sich ferner die Bedin-<lb/>
gungen seines Lebens bis auf einen gewissen<lb/>
Grad selber schaffen <noteplace="foot"n="c)">Ebendas. S. 593.</note>, und auch dieses würde<lb/>
er nicht können, wenn er nicht die Aussenwelt<lb/>
zu verändern im Stande wäre. Alles Lebendige<lb/>
muſs also beständig formlose Materie aufnehmen,<lb/>
sich verähnlichen und aneignen. Diese Aufnah-<lb/>
me, Verähnlichung und Aneignung ist die <hirendition="#g">Er-<lb/>
nährung</hi> im allgemeinern Sinn, die folglich<lb/>
den dreyfachen Zweck hat:</p><lb/><list><item>1) die Mischung des lebenden Organismus, die<lb/>
durch den Einfluſs der äussern Welt bestän-<lb/>
dig verändert wird, zu reproduciren;</item><lb/><item>2) den Stoff zum Wachsthum und zur Fort-<lb/>
pflanzung des Geschlechts zu bilden; und</item><lb/><item>3) die äussern Bedingungen des Lebens so<lb/>
weit, als es die Beschränktheit des Lebens<lb/>
zuläſst, hervorzubringen.</item></list><lb/><p>In dem gegenwärtigen Buch, dessen Gegen-<lb/>
stand die Ernährung ausmachen wird, werden<lb/>
wir also folgende Fragen zu beantworten haben:<lb/>
Welches sind die Hauptwirkungen der äussern<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Welt</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[4/0020]
tig auf diese einwirkte. Ohne ein solches Ein-
wirken würde auch kein Wachsthum und keine
Fortpflanzung des Geschlechts möglich seyn b).
Der lebende Körper muſs sich ferner die Bedin-
gungen seines Lebens bis auf einen gewissen
Grad selber schaffen c), und auch dieses würde
er nicht können, wenn er nicht die Aussenwelt
zu verändern im Stande wäre. Alles Lebendige
muſs also beständig formlose Materie aufnehmen,
sich verähnlichen und aneignen. Diese Aufnah-
me, Verähnlichung und Aneignung ist die Er-
nährung im allgemeinern Sinn, die folglich
den dreyfachen Zweck hat:
1) die Mischung des lebenden Organismus, die
durch den Einfluſs der äussern Welt bestän-
dig verändert wird, zu reproduciren;
2) den Stoff zum Wachsthum und zur Fort-
pflanzung des Geschlechts zu bilden; und
3) die äussern Bedingungen des Lebens so
weit, als es die Beschränktheit des Lebens
zuläſst, hervorzubringen.
In dem gegenwärtigen Buch, dessen Gegen-
stand die Ernährung ausmachen wird, werden
wir also folgende Fragen zu beantworten haben:
Welches sind die Hauptwirkungen der äussern
Welt
b) Biologie. Bd. 3. S. 592.
c) Ebendas. S. 593.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/20>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.