Planorbis purpura Müll. (Helix cornea L.) sahe ich, nachdem sie respirirt hatte, zum Boden des Wassers zurückkehren, und hier eine halbe Stun- de, ja zuweilen fünf Viertelstunden verweilen, ehe sie wieder an die Oberfläche kam, um den Schliessmuskel ihres Respirationsorgans von neuem zu öffnen. Dieser Sphinkter blieb ohngefähr drey Minuten offen. Dass hierbey ein wirkliches Aus- athmen statt findet, erhellet sowohl aus dem Ge- räusch, das man beym Oeffnen jenes Muskels wahrnimmt, als auch daraus, weil die Flamme einer kleinen Kerze, die man vor der Oeffnung hält, etwas gekrümmt wird e). Auch sahe ich bey einer Wasserschnecke, der ich in dem Augen- blick, wo sie den Sphinkter des Respirationsor- gans zum Einathmen öffnete, durch eine Röhre in die Lunge blies, die Luft mit grosser Hef- tigkeit aus der Lunge unter dem Wasser wieder hervordringen, welches ohne eine Zusammenzie- hung dieses Theils nicht hätte geschehen können. Spallanzanif) versichert, bey einer Helix ne- moralis, deren Gehäuse er weggebrochen hatte, die Lunge beym Einathmen auch anschwellen gesehen zu haben. Ob dieses Anschwellen und das darauf folgende Zusammenziehen blos durch eigene Thätigkeit der Lunge, oder mit Hülfe von Muskeln geschieht, muss ich unentschieden las-
sen.
e)Spallanzani a. a. O. p. 134. 135.
f) A. a. O. p. 135.
Planorbis purpura Müll. (Helix cornea L.) sahe ich, nachdem sie respirirt hatte, zum Boden des Wassers zurückkehren, und hier eine halbe Stun- de, ja zuweilen fünf Viertelstunden verweilen, ehe sie wieder an die Oberfläche kam, um den Schlieſsmuskel ihres Respirationsorgans von neuem zu öffnen. Dieser Sphinkter blieb ohngefähr drey Minuten offen. Daſs hierbey ein wirkliches Aus- athmen statt findet, erhellet sowohl aus dem Ge- räusch, das man beym Oeffnen jenes Muskels wahrnimmt, als auch daraus, weil die Flamme einer kleinen Kerze, die man vor der Oeffnung hält, etwas gekrümmt wird e). Auch sahe ich bey einer Wasserschnecke, der ich in dem Augen- blick, wo sie den Sphinkter des Respirationsor- gans zum Einathmen öffnete, durch eine Röhre in die Lunge blies, die Luft mit groſser Hef- tigkeit aus der Lunge unter dem Wasser wieder hervordringen, welches ohne eine Zusammenzie- hung dieses Theils nicht hätte geschehen können. Spallanzanif) versichert, bey einer Helix ne- moralis, deren Gehäuse er weggebrochen hatte, die Lunge beym Einathmen auch anschwellen gesehen zu haben. Ob dieses Anschwellen und das darauf folgende Zusammenziehen blos durch eigene Thätigkeit der Lunge, oder mit Hülfe von Muskeln geschieht, muſs ich unentschieden las-
sen.
e)Spallanzani a. a. O. p. 134. 135.
f) A. a. O. p. 135.
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Planorbis purpura Müll. (Helix cornea L.) sahe
ich, nachdem sie respirirt hatte, zum Boden des
Wassers zurückkehren, und hier eine halbe Stun-
de, ja zuweilen fünf Viertelstunden verweilen,
ehe sie wieder an die Oberfläche kam, um den
Schlieſsmuskel ihres Respirationsorgans von neuem
zu öffnen. Dieser Sphinkter blieb ohngefähr drey
Minuten offen. Daſs hierbey ein wirkliches Aus-
athmen statt findet, erhellet sowohl aus dem Ge-
räusch, das man beym Oeffnen jenes Muskels
wahrnimmt, als auch daraus, weil die Flamme
einer kleinen Kerze, die man vor der Oeffnung
hält, etwas gekrümmt wird e). Auch sahe ich
bey einer Wasserschnecke, der ich in dem Augen-
blick, wo sie den Sphinkter des Respirationsor-
gans zum Einathmen öffnete, durch eine Röhre
in die Lunge blies, die Luft mit groſser Hef-
tigkeit aus der Lunge unter dem Wasser wieder
hervordringen, welches ohne eine Zusammenzie-
hung dieses Theils nicht hätte geschehen können.
Spallanzani f) versichert, bey einer Helix ne-
moralis, deren Gehäuse er weggebrochen hatte,
die Lunge beym Einathmen auch anschwellen
gesehen zu haben. Ob dieses Anschwellen und
das darauf folgende Zusammenziehen blos durch
eigene Thätigkeit der Lunge, oder mit Hülfe von
Muskeln geschieht, muſs ich unentschieden las-
sen.
e) Spallanzani a. a. O. p. 134. 135.
f) A. a. O. p. 135.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/164>, abgerufen am 28.11.2024.
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