Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

respiration des Schlammpeitzgers (Cobitis fossilis).
Diese Fische, die eben so wohl als andere durch
Kiemen athmen, verschlucken dabey von Zeit zu
Zeit mit dem aus dem Wasser hervorgestreckten
Munde Luft, und geben dieselbe durch den After
wieder von sich. Sie thun dies in unregelmässi-
gen Zwischenräumen. Ein Dutzend derselben,
die sich in einem Glase voll Regenwasser befan-
den, sahe ich an manchen Tagen ganze Stunden
ohne jenes Verschlucken zubringen; zu andern
Zeiten nahmen sie dasselbe sehr häufig vor, am
häufigsten aber immer, wenn sie durch Schütteln
des Glases in Bewegung gebracht wurden. Er-
man
, der das Verdienst hat, diese merkwürdige
Erscheinung zuerst näher untersucht zu haben,
fand an ihr alle Kennzeichen eines wahren Athem-
holens. Die Kiemenrespiration hört nach jedem
Verschlucken zehn bis funfzehn Minuten auf; die
Darmrespiration kann ohne alle Hülfe des Athem-
holens durch die Kiemen das Leben des Fisches
auf unbestimmte Zeit unterhalten, und die ver-
schluckte Luft erleidet im Darmcanal dieselben
Veränderungen, wie die im Wasser enthaltene
Luft durch die Einwirkung der Kiemen b). Der
Schlammpeitzger hat dabey keine Schwimmblase.
Man findet zwar bey ihm einen mit Luft ange-
füllten Behälter. Aber dieser liegt hinter dem Ge-
hirn, ist in einer knöchernen Kapsel eingeschlos-

sen
b) Gilbert's Annalen der Physik. B. 30. S. 140.

respiration des Schlammpeitzgers (Cobitis fossilis).
Diese Fische, die eben so wohl als andere durch
Kiemen athmen, verschlucken dabey von Zeit zu
Zeit mit dem aus dem Wasser hervorgestreckten
Munde Luft, und geben dieselbe durch den After
wieder von sich. Sie thun dies in unregelmäſsi-
gen Zwischenräumen. Ein Dutzend derselben,
die sich in einem Glase voll Regenwasser befan-
den, sahe ich an manchen Tagen ganze Stunden
ohne jenes Verschlucken zubringen; zu andern
Zeiten nahmen sie dasselbe sehr häufig vor, am
häufigsten aber immer, wenn sie durch Schütteln
des Glases in Bewegung gebracht wurden. Er-
man
, der das Verdienst hat, diese merkwürdige
Erscheinung zuerst näher untersucht zu haben,
fand an ihr alle Kennzeichen eines wahren Athem-
holens. Die Kiemenrespiration hört nach jedem
Verschlucken zehn bis funfzehn Minuten auf; die
Darmrespiration kann ohne alle Hülfe des Athem-
holens durch die Kiemen das Leben des Fisches
auf unbestimmte Zeit unterhalten, und die ver-
schluckte Luft erleidet im Darmcanal dieselben
Veränderungen, wie die im Wasser enthaltene
Luft durch die Einwirkung der Kiemen b). Der
Schlammpeitzger hat dabey keine Schwimmblase.
Man findet zwar bey ihm einen mit Luft ange-
füllten Behälter. Aber dieser liegt hinter dem Ge-
hirn, ist in einer knöchernen Kapsel eingeschlos-

sen
b) Gilbert’s Annalen der Physik. B. 30. S. 140.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0162" n="146"/>
respiration des Schlammpeitzgers (Cobitis fossilis).<lb/>
Diese Fische, die eben so wohl als andere durch<lb/>
Kiemen athmen, verschlucken dabey von Zeit zu<lb/>
Zeit mit dem aus dem Wasser hervorgestreckten<lb/>
Munde Luft, und geben dieselbe durch den After<lb/>
wieder von sich. Sie thun dies in unregelmä&#x017F;si-<lb/>
gen Zwischenräumen. Ein Dutzend derselben,<lb/>
die sich in einem Glase voll Regenwasser befan-<lb/>
den, sahe ich an manchen Tagen ganze Stunden<lb/>
ohne jenes Verschlucken zubringen; zu andern<lb/>
Zeiten nahmen sie dasselbe sehr häufig vor, am<lb/>
häufigsten aber immer, wenn sie durch Schütteln<lb/>
des Glases in Bewegung gebracht wurden. <hi rendition="#k">Er-<lb/>
man</hi>, der das Verdienst hat, diese merkwürdige<lb/>
Erscheinung zuerst näher untersucht zu haben,<lb/>
fand an ihr alle Kennzeichen eines wahren Athem-<lb/>
holens. Die Kiemenrespiration hört nach jedem<lb/>
Verschlucken zehn bis funfzehn Minuten auf; die<lb/>
Darmrespiration kann ohne alle Hülfe des Athem-<lb/>
holens durch die Kiemen das Leben des Fisches<lb/>
auf unbestimmte Zeit unterhalten, und die ver-<lb/>
schluckte Luft erleidet im Darmcanal dieselben<lb/>
Veränderungen, wie die im Wasser enthaltene<lb/>
Luft durch die Einwirkung der Kiemen <note place="foot" n="b)"><hi rendition="#k">Gilbert</hi>&#x2019;s Annalen der Physik. B. 30. S. 140.</note>. Der<lb/>
Schlammpeitzger hat dabey keine Schwimmblase.<lb/>
Man findet zwar bey ihm einen mit Luft ange-<lb/>
füllten Behälter. Aber dieser liegt hinter dem Ge-<lb/>
hirn, ist in einer knöchernen Kapsel eingeschlos-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">sen</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0162] respiration des Schlammpeitzgers (Cobitis fossilis). Diese Fische, die eben so wohl als andere durch Kiemen athmen, verschlucken dabey von Zeit zu Zeit mit dem aus dem Wasser hervorgestreckten Munde Luft, und geben dieselbe durch den After wieder von sich. Sie thun dies in unregelmäſsi- gen Zwischenräumen. Ein Dutzend derselben, die sich in einem Glase voll Regenwasser befan- den, sahe ich an manchen Tagen ganze Stunden ohne jenes Verschlucken zubringen; zu andern Zeiten nahmen sie dasselbe sehr häufig vor, am häufigsten aber immer, wenn sie durch Schütteln des Glases in Bewegung gebracht wurden. Er- man, der das Verdienst hat, diese merkwürdige Erscheinung zuerst näher untersucht zu haben, fand an ihr alle Kennzeichen eines wahren Athem- holens. Die Kiemenrespiration hört nach jedem Verschlucken zehn bis funfzehn Minuten auf; die Darmrespiration kann ohne alle Hülfe des Athem- holens durch die Kiemen das Leben des Fisches auf unbestimmte Zeit unterhalten, und die ver- schluckte Luft erleidet im Darmcanal dieselben Veränderungen, wie die im Wasser enthaltene Luft durch die Einwirkung der Kiemen b). Der Schlammpeitzger hat dabey keine Schwimmblase. Man findet zwar bey ihm einen mit Luft ange- füllten Behälter. Aber dieser liegt hinter dem Ge- hirn, ist in einer knöchernen Kapsel eingeschlos- sen b) Gilbert’s Annalen der Physik. B. 30. S. 140.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/162
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/162>, abgerufen am 28.11.2024.