verschliesst das Thier die Nasenlöcher, und ver- engert wieder den innern Raum des Mundes und des Rachens durch Einwärtsziehen der weichen Theile der untern Kinnlade und Aufheben der Luftröhre. Eine Folge hiervon ist, dass die ein- geschlossene Luft zusammengedrückt wird, und vermöge ihrer Elasticität einen Ausweg sucht, den sie auch findet, indem sie durch die offene Luftröhre in die Lungen dringt und diese aus- dehnt. Die Amphibien inspiriren also durch Er- weiterung des Mundes, so wie die Säugthiere und Vögel durch Erweiterung der Brust, und wie bey den Säugthieren das Athemholen auf- hört, wenn die äussere Luft in den Zwischen- raum zwischen dem Thorax und den Lungen gelangt, so tritt bey den Amphibien ein Still- stand dieser Funktion ein, wenn ihnen das Ver- schliessen des Mundes unmöglich gemacht wird. Die Exspiration übrigens kann bey diesen Thie- ren nicht anders, als durch eine Contraktion der Lungen selber geschehen.
Bey einigen Amphibien bleibt die eingeath- mete Luft, wie bey den Vögeln, nicht blos auf die Lungen beschränkt, sondern geht in die Zwi- schenräume zwischen der äussern Haut und den Muskeln über. Dies gilt besonders vom Chamä- leon, bey welchem diese Zwischenräume von der inspirirten Luft so vollkommen und so allgemein
durch-
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verschlieſst das Thier die Nasenlöcher, und ver- engert wieder den innern Raum des Mundes und des Rachens durch Einwärtsziehen der weichen Theile der untern Kinnlade und Aufheben der Luftröhre. Eine Folge hiervon ist, daſs die ein- geschlossene Luft zusammengedrückt wird, und vermöge ihrer Elasticität einen Ausweg sucht, den sie auch findet, indem sie durch die offene Luftröhre in die Lungen dringt und diese aus- dehnt. Die Amphibien inspiriren also durch Er- weiterung des Mundes, so wie die Säugthiere und Vögel durch Erweiterung der Brust, und wie bey den Säugthieren das Athemholen auf- hört, wenn die äussere Luft in den Zwischen- raum zwischen dem Thorax und den Lungen gelangt, so tritt bey den Amphibien ein Still- stand dieser Funktion ein, wenn ihnen das Ver- schliessen des Mundes unmöglich gemacht wird. Die Exspiration übrigens kann bey diesen Thie- ren nicht anders, als durch eine Contraktion der Lungen selber geschehen.
Bey einigen Amphibien bleibt die eingeath- mete Luft, wie bey den Vögeln, nicht blos auf die Lungen beschränkt, sondern geht in die Zwi- schenräume zwischen der äussern Haut und den Muskeln über. Dies gilt besonders vom Chamä- leon, bey welchem diese Zwischenräume von der inspirirten Luft so vollkommen und so allgemein
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verschlieſst das Thier die Nasenlöcher, und ver-
engert wieder den innern Raum des Mundes und
des Rachens durch Einwärtsziehen der weichen
Theile der untern Kinnlade und Aufheben der
Luftröhre. Eine Folge hiervon ist, daſs die ein-
geschlossene Luft zusammengedrückt wird, und
vermöge ihrer Elasticität einen Ausweg sucht,
den sie auch findet, indem sie durch die offene
Luftröhre in die Lungen dringt und diese aus-
dehnt. Die Amphibien inspiriren also durch Er-
weiterung des Mundes, so wie die Säugthiere
und Vögel durch Erweiterung der Brust, und
wie bey den Säugthieren das Athemholen auf-
hört, wenn die äussere Luft in den Zwischen-
raum zwischen dem Thorax und den Lungen
gelangt, so tritt bey den Amphibien ein Still-
stand dieser Funktion ein, wenn ihnen das Ver-
schliessen des Mundes unmöglich gemacht wird.
Die Exspiration übrigens kann bey diesen Thie-
ren nicht anders, als durch eine Contraktion der
Lungen selber geschehen.
Bey einigen Amphibien bleibt die eingeath-
mete Luft, wie bey den Vögeln, nicht blos auf
die Lungen beschränkt, sondern geht in die Zwi-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/149>, abgerufen am 24.11.2024.
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