nichts Höheres gäbe, wovon beyde abhiengen, so ist kaum zu glauben, dass sich aus der Struktur der Gewächse in Betreff ihrer Ernährung viel er- klären lässt. An dieser Unzulänglichkeit aller, blos von der Organisation hergenommenen Erklä- rungen des Ernährungsprocesses ist aber auch aus andern Gründen nicht zu zweifeln. Es bilden sich Infusionsthiere in formlosen Flüssigkeiten beym Zutritt der blossen Wärme, und diese erhal- ten bey der Einwirkung des Lichts das Vermö- gen, Sauerstoffgas zu entwickeln. In dem kei- menden Saamenkorn giebt es keine Spiralgefässe, so lange die Säfte noch blos zur Bildung der Wurzel verwandt werden. Erst mit der Bildung des Stamms fängt die Entstehung derselben an. Der Trieb der Säfte nimmt also schon eine an- dere Richtung an, ehe diese Gefässe vorhanden sind; sie sind nicht Ursache der Entstehung des Stamms, sondern Mitwirkung derselben Ursache, worin diese begründet ist. So verhält es sich mit allen Theilen. Die Kraft ist früher vorhan- den, als das Organ; dieses ist nur der bleibende sichtbare Ausdruck derselben.
Aber mit der Bildung des Organs treten al- lerdings Wirkungen ein, die vorher nicht statt fanden. Vorzüglich scheinen es Galvanische Actio- nen zu seyn, die im Innern des Pflanzenkörpers vorgehen, und mancherley Zersetzungen und Ver-
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nichts Höheres gäbe, wovon beyde abhiengen, so ist kaum zu glauben, daſs sich aus der Struktur der Gewächse in Betreff ihrer Ernährung viel er- klären läſst. An dieser Unzulänglichkeit aller, blos von der Organisation hergenommenen Erklä- rungen des Ernährungsprocesses ist aber auch aus andern Gründen nicht zu zweifeln. Es bilden sich Infusionsthiere in formlosen Flüssigkeiten beym Zutritt der bloſsen Wärme, und diese erhal- ten bey der Einwirkung des Lichts das Vermö- gen, Sauerstoffgas zu entwickeln. In dem kei- menden Saamenkorn giebt es keine Spiralgefäſse, so lange die Säfte noch blos zur Bildung der Wurzel verwandt werden. Erst mit der Bildung des Stamms fängt die Entstehung derselben an. Der Trieb der Säfte nimmt also schon eine an- dere Richtung an, ehe diese Gefäſse vorhanden sind; sie sind nicht Ursache der Entstehung des Stamms, sondern Mitwirkung derselben Ursache, worin diese begründet ist. So verhält es sich mit allen Theilen. Die Kraft ist früher vorhan- den, als das Organ; dieses ist nur der bleibende sichtbare Ausdruck derselben.
Aber mit der Bildung des Organs treten al- lerdings Wirkungen ein, die vorher nicht statt fanden. Vorzüglich scheinen es Galvanische Actio- nen zu seyn, die im Innern des Pflanzenkörpers vorgehen, und mancherley Zersetzungen und Ver-
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nichts Höheres gäbe, wovon beyde abhiengen, so
ist kaum zu glauben, daſs sich aus der Struktur
der Gewächse in Betreff ihrer Ernährung viel er-
klären läſst. An dieser Unzulänglichkeit aller,
blos von der Organisation hergenommenen Erklä-
rungen des Ernährungsprocesses ist aber auch aus
andern Gründen nicht zu zweifeln. Es bilden
sich Infusionsthiere in formlosen Flüssigkeiten
beym Zutritt der bloſsen Wärme, und diese erhal-
ten bey der Einwirkung des Lichts das Vermö-
gen, Sauerstoffgas zu entwickeln. In dem kei-
menden Saamenkorn giebt es keine Spiralgefäſse,
so lange die Säfte noch blos zur Bildung der
Wurzel verwandt werden. Erst mit der Bildung
des Stamms fängt die Entstehung derselben an.
Der Trieb der Säfte nimmt also schon eine an-
dere Richtung an, ehe diese Gefäſse vorhanden
sind; sie sind nicht Ursache der Entstehung des
Stamms, sondern Mitwirkung derselben Ursache,
worin diese begründet ist. So verhält es sich
mit allen Theilen. Die Kraft ist früher vorhan-
den, als das Organ; dieses ist nur der bleibende
sichtbare Ausdruck derselben.
Aber mit der Bildung des Organs treten al-
lerdings Wirkungen ein, die vorher nicht statt
fanden. Vorzüglich scheinen es Galvanische Actio-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/131>, abgerufen am 27.11.2024.
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