festen Theile, und die Menge der ungleicharti- gen Organe gegen die der gleichartigen desto mehr abnimmt, je weiter wir von den Säugthie- ren zu den Zoophyten herabsteigen (i). Hier haben wir also mehrere Phänomene, die mit der Abnahme des eigenen Lebens der Organe bey den höhern Thierclassen, und der Zunahme des- selben bey den niedern Thierclassen, Zoophyten und Pflanzen unzertrennlich verbunden sind, und welche daher entweder Ursachen, oder Mit- wirkungen von diesen seyn müssen.
Zur Beantwortung der Frage, ob jene Phä- nomene Ursachen oder Coeffekte dieser Ab- und Zunahme sind? ist es nothwendig, auf die Sätze zurückzukommen, die wir im 4ten § dieses Ab- schnitts über die Zeit des Entstehens der ver- schiedenen Organe vorgetragen haben. Aus die- sen ergiebt sich, dass unter allen Organen das Gehirn dasjenige ist, welches am frühesten ge- bildet wird, und dass hierauf das Herz nebst den grössern Blutgefässen folgt. Das Gehirn, und nach diesem das Herz, bestimmt also den verschiedenen Grad des eigenen Lebens der Or- gane. Ein grosses Gehirn mit zarten Nerven und Ganglien bringt einen Organismus hervor, in welchem die Sympathie gross, das eigene Le-
ben
(i) Biol. Bd. 1. S. 446 ff.
festen Theile, und die Menge der ungleicharti- gen Organe gegen die der gleichartigen desto mehr abnimmt, je weiter wir von den Säugthie- ren zu den Zoophyten herabsteigen (i). Hier haben wir also mehrere Phänomene, die mit der Abnahme des eigenen Lebens der Organe bey den höhern Thierclassen, und der Zunahme des- selben bey den niedern Thierclassen, Zoophyten und Pflanzen unzertrennlich verbunden sind, und welche daher entweder Ursachen, oder Mit- wirkungen von diesen seyn müssen.
Zur Beantwortung der Frage, ob jene Phä- nomene Ursachen oder Coeffekte dieser Ab- und Zunahme sind? ist es nothwendig, auf die Sätze zurückzukommen, die wir im 4ten § dieses Ab- schnitts über die Zeit des Entstehens der ver- schiedenen Organe vorgetragen haben. Aus die- sen ergiebt sich, daſs unter allen Organen das Gehirn dasjenige ist, welches am frühesten ge- bildet wird, und daſs hierauf das Herz nebst den gröſsern Blutgefäſsen folgt. Das Gehirn, und nach diesem das Herz, bestimmt also den verschiedenen Grad des eigenen Lebens der Or- gane. Ein groſses Gehirn mit zarten Nerven und Ganglien bringt einen Organismus hervor, in welchem die Sympathie groſs, das eigene Le-
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(i) Biol. Bd. 1. S. 446 ff.
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festen Theile, und die Menge der ungleicharti-
gen Organe gegen die der gleichartigen desto
mehr abnimmt, je weiter wir von den Säugthie-
ren zu den Zoophyten herabsteigen (i). Hier
haben wir also mehrere Phänomene, die mit
der Abnahme des eigenen Lebens der Organe bey
den höhern Thierclassen, und der Zunahme des-
selben bey den niedern Thierclassen, Zoophyten
und Pflanzen unzertrennlich verbunden sind,
und welche daher entweder Ursachen, oder Mit-
wirkungen von diesen seyn müssen.
Zur Beantwortung der Frage, ob jene Phä-
nomene Ursachen oder Coeffekte dieser Ab- und
Zunahme sind? ist es nothwendig, auf die Sätze
zurückzukommen, die wir im 4ten § dieses Ab-
schnitts über die Zeit des Entstehens der ver-
schiedenen Organe vorgetragen haben. Aus die-
sen ergiebt sich, daſs unter allen Organen das
Gehirn dasjenige ist, welches am frühesten ge-
bildet wird, und daſs hierauf das Herz nebst
den gröſsern Blutgefäſsen folgt. Das Gehirn,
und nach diesem das Herz, bestimmt also den
verschiedenen Grad des eigenen Lebens der Or-
gane. Ein groſses Gehirn mit zarten Nerven
und Ganglien bringt einen Organismus hervor,
in welchem die Sympathie groſs, das eigene Le-
ben
(i) Biol. Bd. 1. S. 446 ff.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/551>, abgerufen am 22.11.2024.
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