durch ein anderes, sehr starkes und dickes Band, welches von der einen Seite zur andern ging, und an dem untern Rande der Schaambeingelen- ke befestigt war. Bey dieser Struktur nun war es möglich, dass jener Vereinigung der beyden Früchte ohngeachtet, die nicht nur alle Bewe- gung der untern Hälften ihrer Körper zu ver- hindern, sondern auch keinen Raum für die un- tern Gliedmaassen übrig zu lassen schien, diese dennoch eine schickliche Stelle und einen be- trächtlichen Grad von Bewegung erhalten konn- ten. Vermittelst des erwähnten Beckengelenks konnten beyde Kinder nicht nur die Obertheile ihrer Körper nach allen Richtungen bewegen, sondern auch einigermaassen, sowohl einzeln, als gemeinschaftlich, fortschreiten.
Durch dieses gemeinschaftliche Becken wur- de aber eine, vom Gewöhnlichen völlig abwei- chende Struktur der Eingeweide des Unterleibs nothwendig gemacht. Die geraden Bauchmus- keln, die hier nicht ihre gewöhnliche Richtung vom Brustbeine zu den Schaambeinen nehmen konnten, theilten sich bey jedem der Zwillinge in der Mitte des Bauchs, und gingen seitwärts zu den Schaambeinen. Hierdurch entstand zwi- schen ihnen ein leerer Raum, der durch die Aponeurosen der übrigen Bauchmuskeln ausge- füllt war, und in dessen Mitte sich der gemein-
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durch ein anderes, sehr starkes und dickes Band, welches von der einen Seite zur andern ging, und an dem untern Rande der Schaambeingelen- ke befestigt war. Bey dieser Struktur nun war es möglich, daſs jener Vereinigung der beyden Früchte ohngeachtet, die nicht nur alle Bewe- gung der untern Hälften ihrer Körper zu ver- hindern, sondern auch keinen Raum für die un- tern Gliedmaaſsen übrig zu lassen schien, diese dennoch eine schickliche Stelle und einen be- trächtlichen Grad von Bewegung erhalten konn- ten. Vermittelst des erwähnten Beckengelenks konnten beyde Kinder nicht nur die Obertheile ihrer Körper nach allen Richtungen bewegen, sondern auch einigermaaſsen, sowohl einzeln, als gemeinschaftlich, fortschreiten.
Durch dieses gemeinschaftliche Becken wur- de aber eine, vom Gewöhnlichen völlig abwei- chende Struktur der Eingeweide des Unterleibs nothwendig gemacht. Die geraden Bauchmus- keln, die hier nicht ihre gewöhnliche Richtung vom Brustbeine zu den Schaambeinen nehmen konnten, theilten sich bey jedem der Zwillinge in der Mitte des Bauchs, und gingen seitwärts zu den Schaambeinen. Hierdurch entstand zwi- schen ihnen ein leerer Raum, der durch die Aponeurosen der übrigen Bauchmuskeln ausge- füllt war, und in dessen Mitte sich der gemein-
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durch ein anderes, sehr starkes und dickes Band,
welches von der einen Seite zur andern ging,
und an dem untern Rande der Schaambeingelen-
ke befestigt war. Bey dieser Struktur nun war
es möglich, daſs jener Vereinigung der beyden
Früchte ohngeachtet, die nicht nur alle Bewe-
gung der untern Hälften ihrer Körper zu ver-
hindern, sondern auch keinen Raum für die un-
tern Gliedmaaſsen übrig zu lassen schien, diese
dennoch eine schickliche Stelle und einen be-
trächtlichen Grad von Bewegung erhalten konn-
ten. Vermittelst des erwähnten Beckengelenks
konnten beyde Kinder nicht nur die Obertheile
ihrer Körper nach allen Richtungen bewegen,
sondern auch einigermaaſsen, sowohl einzeln, als
gemeinschaftlich, fortschreiten.
Durch dieses gemeinschaftliche Becken wur-
de aber eine, vom Gewöhnlichen völlig abwei-
chende Struktur der Eingeweide des Unterleibs
nothwendig gemacht. Die geraden Bauchmus-
keln, die hier nicht ihre gewöhnliche Richtung
vom Brustbeine zu den Schaambeinen nehmen
konnten, theilten sich bey jedem der Zwillinge
in der Mitte des Bauchs, und gingen seitwärts
zu den Schaambeinen. Hierdurch entstand zwi-
schen ihnen ein leerer Raum, der durch die
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/465>, abgerufen am 25.11.2024.
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