Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

durch ein anderes, sehr starkes und dickes Band,
welches von der einen Seite zur andern ging,
und an dem untern Rande der Schaambeingelen-
ke befestigt war. Bey dieser Struktur nun war
es möglich, dass jener Vereinigung der beyden
Früchte ohngeachtet, die nicht nur alle Bewe-
gung der untern Hälften ihrer Körper zu ver-
hindern, sondern auch keinen Raum für die un-
tern Gliedmaassen übrig zu lassen schien, diese
dennoch eine schickliche Stelle und einen be-
trächtlichen Grad von Bewegung erhalten konn-
ten. Vermittelst des erwähnten Beckengelenks
konnten beyde Kinder nicht nur die Obertheile
ihrer Körper nach allen Richtungen bewegen,
sondern auch einigermaassen, sowohl einzeln, als
gemeinschaftlich, fortschreiten.

Durch dieses gemeinschaftliche Becken wur-
de aber eine, vom Gewöhnlichen völlig abwei-
chende Struktur der Eingeweide des Unterleibs
nothwendig gemacht. Die geraden Bauchmus-
keln, die hier nicht ihre gewöhnliche Richtung
vom Brustbeine zu den Schaambeinen nehmen
konnten, theilten sich bey jedem der Zwillinge
in der Mitte des Bauchs, und gingen seitwärts
zu den Schaambeinen. Hierdurch entstand zwi-
schen ihnen ein leerer Raum, der durch die
Aponeurosen der übrigen Bauchmuskeln ausge-
füllt war, und in dessen Mitte sich der gemein-

schaft-
F f 4

durch ein anderes, sehr starkes und dickes Band,
welches von der einen Seite zur andern ging,
und an dem untern Rande der Schaambeingelen-
ke befestigt war. Bey dieser Struktur nun war
es möglich, daſs jener Vereinigung der beyden
Früchte ohngeachtet, die nicht nur alle Bewe-
gung der untern Hälften ihrer Körper zu ver-
hindern, sondern auch keinen Raum für die un-
tern Gliedmaaſsen übrig zu lassen schien, diese
dennoch eine schickliche Stelle und einen be-
trächtlichen Grad von Bewegung erhalten konn-
ten. Vermittelst des erwähnten Beckengelenks
konnten beyde Kinder nicht nur die Obertheile
ihrer Körper nach allen Richtungen bewegen,
sondern auch einigermaaſsen, sowohl einzeln, als
gemeinschaftlich, fortschreiten.

Durch dieses gemeinschaftliche Becken wur-
de aber eine, vom Gewöhnlichen völlig abwei-
chende Struktur der Eingeweide des Unterleibs
nothwendig gemacht. Die geraden Bauchmus-
keln, die hier nicht ihre gewöhnliche Richtung
vom Brustbeine zu den Schaambeinen nehmen
konnten, theilten sich bey jedem der Zwillinge
in der Mitte des Bauchs, und gingen seitwärts
zu den Schaambeinen. Hierdurch entstand zwi-
schen ihnen ein leerer Raum, der durch die
Aponeurosen der übrigen Bauchmuskeln ausge-
füllt war, und in dessen Mitte sich der gemein-

schaft-
F f 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0465" n="455"/>
durch ein anderes, sehr starkes und dickes Band,<lb/>
welches von der einen Seite zur andern ging,<lb/>
und an dem untern Rande der Schaambeingelen-<lb/>
ke befestigt war. Bey dieser Struktur nun war<lb/>
es möglich, da&#x017F;s jener Vereinigung der beyden<lb/>
Früchte ohngeachtet, die nicht nur alle Bewe-<lb/>
gung der untern Hälften ihrer Körper zu ver-<lb/>
hindern, sondern auch keinen Raum für die un-<lb/>
tern Gliedmaa&#x017F;sen übrig zu lassen schien, diese<lb/>
dennoch eine schickliche Stelle und einen be-<lb/>
trächtlichen Grad von Bewegung erhalten konn-<lb/>
ten. Vermittelst des erwähnten Beckengelenks<lb/>
konnten beyde Kinder nicht nur die Obertheile<lb/>
ihrer Körper nach allen Richtungen bewegen,<lb/>
sondern auch einigermaa&#x017F;sen, sowohl einzeln, als<lb/>
gemeinschaftlich, fortschreiten.</p><lb/>
              <p>Durch dieses gemeinschaftliche Becken wur-<lb/>
de aber eine, vom Gewöhnlichen völlig abwei-<lb/>
chende Struktur der Eingeweide des Unterleibs<lb/>
nothwendig gemacht. Die geraden Bauchmus-<lb/>
keln, die hier nicht ihre gewöhnliche Richtung<lb/>
vom Brustbeine zu den Schaambeinen nehmen<lb/>
konnten, theilten sich bey jedem der Zwillinge<lb/>
in der Mitte des Bauchs, und gingen seitwärts<lb/>
zu den Schaambeinen. Hierdurch entstand zwi-<lb/>
schen ihnen ein leerer Raum, der durch die<lb/>
Aponeurosen der übrigen Bauchmuskeln ausge-<lb/>
füllt war, und in dessen Mitte sich der gemein-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f 4</fw><fw place="bottom" type="catch">schaft-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[455/0465] durch ein anderes, sehr starkes und dickes Band, welches von der einen Seite zur andern ging, und an dem untern Rande der Schaambeingelen- ke befestigt war. Bey dieser Struktur nun war es möglich, daſs jener Vereinigung der beyden Früchte ohngeachtet, die nicht nur alle Bewe- gung der untern Hälften ihrer Körper zu ver- hindern, sondern auch keinen Raum für die un- tern Gliedmaaſsen übrig zu lassen schien, diese dennoch eine schickliche Stelle und einen be- trächtlichen Grad von Bewegung erhalten konn- ten. Vermittelst des erwähnten Beckengelenks konnten beyde Kinder nicht nur die Obertheile ihrer Körper nach allen Richtungen bewegen, sondern auch einigermaaſsen, sowohl einzeln, als gemeinschaftlich, fortschreiten. Durch dieses gemeinschaftliche Becken wur- de aber eine, vom Gewöhnlichen völlig abwei- chende Struktur der Eingeweide des Unterleibs nothwendig gemacht. Die geraden Bauchmus- keln, die hier nicht ihre gewöhnliche Richtung vom Brustbeine zu den Schaambeinen nehmen konnten, theilten sich bey jedem der Zwillinge in der Mitte des Bauchs, und gingen seitwärts zu den Schaambeinen. Hierdurch entstand zwi- schen ihnen ein leerer Raum, der durch die Aponeurosen der übrigen Bauchmuskeln ausge- füllt war, und in dessen Mitte sich der gemein- schaft- F f 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/465
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/465>, abgerufen am 25.11.2024.