dass sich bey diesen viele ähnliche Beobachtun- gen erwarten lassen. Indess sahe Rossi ein Männ- chen der Cantharis melanura mit einem Weibchen des Elater niger so eng durch die Begattung ver- bunden, dass es eine geraume Zeit währte, ehe jenes das an der Wurzel sehr kugliche männliche Glied auch nur halb herausziehen konnte, ob- gleich ihm völlige Freyheit dazu gelassen wur- de (e).
Was endlich das Pflanzenreich betrifft, so sind in diesem nicht nur Bastarde überhaupt, sondern auch fruchtbare Bastarde häufiger, als in irgend einer Classe von Thieren. Man erhält sie fast von allen Gewächsen, die getrennte Ge- schlechter haben.
Bey dieser nicht ganz geringen Anzahl von Beyspielen, wo aus der Vermischung verschie- denartiger Individuen fruchtbare Abkömmlinge hervorgingen, ist es eine sehr natürliche Vermu- thung, dass die Bastarderzeugung einen wichti- gen Antheil an der Entstehung der jetzigen le- benden Natur gehabt haben möchte. Es lässt sich auch zur Unterstützung dieser Hypothese dies anführen, dass sie uns ein Mittel an die Hand giebt, die grosse Mannichfaltigkeit der Ge- stalten, die wir heut zu Tage in der lebenden
Welt
(e) Memorie della Societa Italiana. T. VIII. p. 119.
daſs sich bey diesen viele ähnliche Beobachtun- gen erwarten lassen. Indeſs sahe Rossi ein Männ- chen der Cantharis melanura mit einem Weibchen des Elater niger so eng durch die Begattung ver- bunden, daſs es eine geraume Zeit währte, ehe jenes das an der Wurzel sehr kugliche männliche Glied auch nur halb herausziehen konnte, ob- gleich ihm völlige Freyheit dazu gelassen wur- de (e).
Was endlich das Pflanzenreich betrifft, so sind in diesem nicht nur Bastarde überhaupt, sondern auch fruchtbare Bastarde häufiger, als in irgend einer Classe von Thieren. Man erhält sie fast von allen Gewächsen, die getrennte Ge- schlechter haben.
Bey dieser nicht ganz geringen Anzahl von Beyspielen, wo aus der Vermischung verschie- denartiger Individuen fruchtbare Abkömmlinge hervorgingen, ist es eine sehr natürliche Vermu- thung, daſs die Bastarderzeugung einen wichti- gen Antheil an der Entstehung der jetzigen le- benden Natur gehabt haben möchte. Es läſst sich auch zur Unterstützung dieser Hypothese dies anführen, daſs sie uns ein Mittel an die Hand giebt, die groſse Mannichfaltigkeit der Ge- stalten, die wir heut zu Tage in der lebenden
Welt
(e) Memorie della Societa Italiana. T. VIII. p. 119.
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daſs sich bey diesen viele ähnliche Beobachtun-
gen erwarten lassen. Indeſs sahe Rossi ein Männ-
chen der Cantharis melanura mit einem Weibchen
des Elater niger so eng durch die Begattung ver-
bunden, daſs es eine geraume Zeit währte, ehe
jenes das an der Wurzel sehr kugliche männliche
Glied auch nur halb herausziehen konnte, ob-
gleich ihm völlige Freyheit dazu gelassen wur-
de (e).
Was endlich das Pflanzenreich betrifft, so
sind in diesem nicht nur Bastarde überhaupt,
sondern auch fruchtbare Bastarde häufiger, als
in irgend einer Classe von Thieren. Man erhält
sie fast von allen Gewächsen, die getrennte Ge-
schlechter haben.
Bey dieser nicht ganz geringen Anzahl von
Beyspielen, wo aus der Vermischung verschie-
denartiger Individuen fruchtbare Abkömmlinge
hervorgingen, ist es eine sehr natürliche Vermu-
thung, daſs die Bastarderzeugung einen wichti-
gen Antheil an der Entstehung der jetzigen le-
benden Natur gehabt haben möchte. Es läſst
sich auch zur Unterstützung dieser Hypothese
dies anführen, daſs sie uns ein Mittel an die
Hand giebt, die groſse Mannichfaltigkeit der Ge-
stalten, die wir heut zu Tage in der lebenden
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(e) Memorie della Societa Italiana. T. VIII. p. 119.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/426>, abgerufen am 22.11.2024.
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