Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

es allerdings sehr wahrscheinlich, dass der
männliche Saamen seinen Einfluss auf
den weiblichen Zeugungsstoff nicht
durch seine ponderabeln Bestandtheile,
sondern durch eine diesen beywohnen-
de Kraft äussert, welche durch gewis-
se Körper fortgeleitet und durch ande-
re aufgehalten wird
.

Mehrere von den Gründen übrigens, wel-
che uns bestimmt haben, eine mittelbare Ein-
wirkung des männlichen Saamens auf den weib-
lichen anzunehmen, veranlassten auch schon ähn-
liche Ideen bey andern Naturforschern. In der
Erklärung jener mittelbaren Einwirkung wichen
aber diese ganz von uns ab. In ältern Zeiten
nahm man hierzu einen befruchtenden Dunst des
männlichen Saamens (aura seminalis) an (f).
Neuere setzten an die Stelle desselben eine Ein-
saugung des männlichen Zeugungsstoffs durch
die Saugadern der Mutterscheide, und Absetzung
desselben in den Eyerstöcken (g). Die erstere
Meinung aber ist durch Spallanzani's Versuche

wider-
(f) Boerhaave prael. l. c. not. 14. p. 108. Parsons
philos. observat. C. 1. Kuhlemann l. c. p. 32.
(g) Grasmeyer l. c. Betrachtungen über die Schwän-
gerung und über die verschiedenen Systeme der Er-
zeugung. Aus dem Engl. übersetzt von Michaelis.
Zittau u. Leipzig. 1791.

es allerdings sehr wahrscheinlich, daſs der
männliche Saamen seinen Einfluſs auf
den weiblichen Zeugungsstoff nicht
durch seine ponderabeln Bestandtheile,
sondern durch eine diesen beywohnen-
de Kraft äussert, welche durch gewis-
se Körper fortgeleitet und durch ande-
re aufgehalten wird
.

Mehrere von den Gründen übrigens, wel-
che uns bestimmt haben, eine mittelbare Ein-
wirkung des männlichen Saamens auf den weib-
lichen anzunehmen, veranlaſsten auch schon ähn-
liche Ideen bey andern Naturforschern. In der
Erklärung jener mittelbaren Einwirkung wichen
aber diese ganz von uns ab. In ältern Zeiten
nahm man hierzu einen befruchtenden Dunst des
männlichen Saamens (aura seminalis) an (f).
Neuere setzten an die Stelle desselben eine Ein-
saugung des männlichen Zeugungsstoffs durch
die Saugadern der Mutterscheide, und Absetzung
desselben in den Eyerstöcken (g). Die erstere
Meinung aber ist durch Spallanzani’s Versuche

wider-
(f) Boerhaave prael. l. c. not. 14. p. 108. Parsons
philos. observat. C. 1. Kuhlemann l. c. p. 32.
(g) Grasmeyer l. c. Betrachtungen über die Schwän-
gerung und über die verschiedenen Systeme der Er-
zeugung. Aus dem Engl. übersetzt von Michaelis.
Zittau u. Leipzig. 1791.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0412" n="402"/>
es allerdings sehr wahrscheinlich, <hi rendition="#g">da&#x017F;s der<lb/>
männliche Saamen seinen Einflu&#x017F;s auf<lb/>
den weiblichen Zeugungsstoff nicht<lb/>
durch seine ponderabeln Bestandtheile,<lb/>
sondern durch eine diesen beywohnen-<lb/>
de Kraft äussert, welche durch gewis-<lb/>
se Körper fortgeleitet und durch ande-<lb/>
re aufgehalten wird</hi>.</p><lb/>
              <p>Mehrere von den Gründen übrigens, wel-<lb/>
che uns bestimmt haben, eine mittelbare Ein-<lb/>
wirkung des männlichen Saamens auf den weib-<lb/>
lichen anzunehmen, veranla&#x017F;sten auch schon ähn-<lb/>
liche Ideen bey andern Naturforschern. In der<lb/>
Erklärung jener mittelbaren Einwirkung wichen<lb/>
aber diese ganz von uns ab. In ältern Zeiten<lb/>
nahm man hierzu einen befruchtenden Dunst des<lb/>
männlichen Saamens (aura seminalis) an <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#k">Boerhaave</hi> prael. l. c. not. 14. p. 108. <hi rendition="#k">Parsons</hi><lb/>
philos. observat. C. 1. <hi rendition="#k">Kuhlemann</hi> l. c. p. 32.</note>.<lb/>
Neuere setzten an die Stelle desselben eine Ein-<lb/>
saugung des männlichen Zeugungsstoffs durch<lb/>
die Saugadern der Mutterscheide, und Absetzung<lb/>
desselben in den Eyerstöcken <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#k">Grasmeyer</hi> l. c. Betrachtungen über die Schwän-<lb/>
gerung und über die verschiedenen Systeme der Er-<lb/>
zeugung. Aus dem Engl. übersetzt von <hi rendition="#k">Michaelis</hi>.<lb/>
Zittau u. Leipzig. 1791.</note>. Die erstere<lb/>
Meinung aber ist durch <hi rendition="#k">Spallanzani</hi>&#x2019;s Versuche<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wider-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[402/0412] es allerdings sehr wahrscheinlich, daſs der männliche Saamen seinen Einfluſs auf den weiblichen Zeugungsstoff nicht durch seine ponderabeln Bestandtheile, sondern durch eine diesen beywohnen- de Kraft äussert, welche durch gewis- se Körper fortgeleitet und durch ande- re aufgehalten wird. Mehrere von den Gründen übrigens, wel- che uns bestimmt haben, eine mittelbare Ein- wirkung des männlichen Saamens auf den weib- lichen anzunehmen, veranlaſsten auch schon ähn- liche Ideen bey andern Naturforschern. In der Erklärung jener mittelbaren Einwirkung wichen aber diese ganz von uns ab. In ältern Zeiten nahm man hierzu einen befruchtenden Dunst des männlichen Saamens (aura seminalis) an (f). Neuere setzten an die Stelle desselben eine Ein- saugung des männlichen Zeugungsstoffs durch die Saugadern der Mutterscheide, und Absetzung desselben in den Eyerstöcken (g). Die erstere Meinung aber ist durch Spallanzani’s Versuche wider- (f) Boerhaave prael. l. c. not. 14. p. 108. Parsons philos. observat. C. 1. Kuhlemann l. c. p. 32. (g) Grasmeyer l. c. Betrachtungen über die Schwän- gerung und über die verschiedenen Systeme der Er- zeugung. Aus dem Engl. übersetzt von Michaelis. Zittau u. Leipzig. 1791.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/412
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/412>, abgerufen am 25.11.2024.