keines Veränderungen erleiden, ohne dass auch die übrigen daran Theil nehmen, und aller Wahr- scheinlichkeit nach findet daher auch in der Ge- bährmutter eine vermehrte Schleimabsonderung bey der Begattung statt. Ob nun jene Flüssig- keit, welche Verheyen in dem obigen Falle an- traf, nur dieser Schleim, oder männlicher Saa- men war, darüber konnte nicht das Auge ur- theilen, sondern dies hätte sich nur durch che- mische Versuche entscheiden lassen.
Noch weniger Beweiskraft haben Leeuwen- hoek's Beobachtungen. Blos die Saamenthier- chen, die er in der Flüssigkeit des Uterus antraf, scheinen ihn veranlasst zu haben, diese für männ- lichen Saamen zu halten. Aber ähnliche Thiere sahen Buffon, D'Aubenton und Needham auch in dem Safte der weiblichen Eyerstöcke (l).
Ruysch scheint selber zweifelhaft gewesen zu seyn, ob die Flüssigkeit, die er in der Gebähr- mutter und den Fallopischen Röhren antraf, wirk- lich männlicher Saamen war, wenn er sagt: Ca- vitas autem (uteri) referta erat semine albo et bene cocto, aut saltem substantia, quae semini virili ad colorem et visum simi- lis erat. Utraque tuba eodem liquore quoque referta erat (m). Noch zweifelhafter aber wird
dies
(l) Hist. nat. T. I. c. 6.
(m) Thes. anat. l. c.
keines Veränderungen erleiden, ohne daſs auch die übrigen daran Theil nehmen, und aller Wahr- scheinlichkeit nach findet daher auch in der Ge- bährmutter eine vermehrte Schleimabsonderung bey der Begattung statt. Ob nun jene Flüssig- keit, welche Verheyen in dem obigen Falle an- traf, nur dieser Schleim, oder männlicher Saa- men war, darüber konnte nicht das Auge ur- theilen, sondern dies hätte sich nur durch che- mische Versuche entscheiden lassen.
Noch weniger Beweiskraft haben Leeuwen- hoek’s Beobachtungen. Blos die Saamenthier- chen, die er in der Flüssigkeit des Uterus antraf, scheinen ihn veranlaſst zu haben, diese für männ- lichen Saamen zu halten. Aber ähnliche Thiere sahen Buffon, D’Aubenton und Needham auch in dem Safte der weiblichen Eyerstöcke (l).
Ruysch scheint selber zweifelhaft gewesen zu seyn, ob die Flüssigkeit, die er in der Gebähr- mutter und den Fallopischen Röhren antraf, wirk- lich männlicher Saamen war, wenn er sagt: Ca- vitas autem (uteri) referta erat semine albo et bene cocto, aut saltem substantia, quae semini virili ad colorem et visum simi- lis erat. Utraque tuba eodem liquore quoque referta erat (m). Noch zweifelhafter aber wird
dies
(l) Hist. nat. T. I. c. 6.
(m) Thes. anat. l. c.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0405"n="395"/>
keines Veränderungen erleiden, ohne daſs auch<lb/>
die übrigen daran Theil nehmen, und aller Wahr-<lb/>
scheinlichkeit nach findet daher auch in der Ge-<lb/>
bährmutter eine vermehrte Schleimabsonderung<lb/>
bey der Begattung statt. Ob nun jene Flüssig-<lb/>
keit, welche <hirendition="#k">Verheyen</hi> in dem obigen Falle an-<lb/>
traf, nur dieser Schleim, oder männlicher Saa-<lb/>
men war, darüber konnte nicht das Auge ur-<lb/>
theilen, sondern dies hätte sich nur durch che-<lb/>
mische Versuche entscheiden lassen.</p><lb/><p>Noch weniger Beweiskraft haben <hirendition="#k">Leeuwen-<lb/>
hoek</hi>’s Beobachtungen. Blos die Saamenthier-<lb/>
chen, die er in der Flüssigkeit des Uterus antraf,<lb/>
scheinen ihn veranlaſst zu haben, diese für männ-<lb/>
lichen Saamen zu halten. Aber ähnliche Thiere<lb/>
sahen <hirendition="#k">Buffon, D’Aubenton</hi> und <hirendition="#k">Needham</hi> auch<lb/>
in dem Safte der weiblichen Eyerstöcke <noteplace="foot"n="(l)">Hist. nat. T. I. c. 6.</note>.</p><lb/><p><hirendition="#k">Ruysch</hi> scheint selber zweifelhaft gewesen zu<lb/>
seyn, ob die Flüssigkeit, die er in der Gebähr-<lb/>
mutter und den Fallopischen Röhren antraf, wirk-<lb/>
lich männlicher Saamen war, wenn er sagt: Ca-<lb/>
vitas autem (uteri) referta erat semine albo et<lb/>
bene cocto, <hirendition="#g">aut saltem substantia, quae<lb/>
semini virili ad colorem et visum simi-<lb/>
lis erat</hi>. Utraque tuba eodem liquore quoque<lb/>
referta erat <noteplace="foot"n="(m)">Thes. anat. l. c.</note>. Noch zweifelhafter aber wird<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dies</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[395/0405]
keines Veränderungen erleiden, ohne daſs auch
die übrigen daran Theil nehmen, und aller Wahr-
scheinlichkeit nach findet daher auch in der Ge-
bährmutter eine vermehrte Schleimabsonderung
bey der Begattung statt. Ob nun jene Flüssig-
keit, welche Verheyen in dem obigen Falle an-
traf, nur dieser Schleim, oder männlicher Saa-
men war, darüber konnte nicht das Auge ur-
theilen, sondern dies hätte sich nur durch che-
mische Versuche entscheiden lassen.
Noch weniger Beweiskraft haben Leeuwen-
hoek’s Beobachtungen. Blos die Saamenthier-
chen, die er in der Flüssigkeit des Uterus antraf,
scheinen ihn veranlaſst zu haben, diese für männ-
lichen Saamen zu halten. Aber ähnliche Thiere
sahen Buffon, D’Aubenton und Needham auch
in dem Safte der weiblichen Eyerstöcke (l).
Ruysch scheint selber zweifelhaft gewesen zu
seyn, ob die Flüssigkeit, die er in der Gebähr-
mutter und den Fallopischen Röhren antraf, wirk-
lich männlicher Saamen war, wenn er sagt: Ca-
vitas autem (uteri) referta erat semine albo et
bene cocto, aut saltem substantia, quae
semini virili ad colorem et visum simi-
lis erat. Utraque tuba eodem liquore quoque
referta erat (m). Noch zweifelhafter aber wird
dies
(l) Hist. nat. T. I. c. 6.
(m) Thes. anat. l. c.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/405>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.