fen, und eben deswegen, damit sie dieses unge- hindert thun können, hat das Pistill seine vorige Stelle verlassen, und sich der Erde zugekehrt. Gehen sie hierauf zur jüngern Blume, so müs- sen sie nothwendig wieder mit ihrem bestäubten Körper die Narben berühren, und auf solche Art die jüngere Blume mit dem Staube der äl- tern befruchten (b).
Bey dieser Einrichtung würde aber eine Ver- mischung der ungleichartigsten Zeugungsstoffe vorgehen, wenn die Insekten ohne Auswahl von Blume zu Blume flögen. Um dies zu verhin- dern, hält sich entweder jedes, zur Befruchtung der Pflanzen dienende Insekt nur auf einer ein- zigen Blüthenart auf, oder besucht doch, wenn dies nicht der Fall ist, den ganzen Tag hindurch nur diejenige Art, worauf es sich zuerst am frü- hen Morgen setzte. Jenes findet unter andern bey der Tipula pennicornis, welche zur Befruch- tung der Aristolochia Clematitis dienet, und blos die Blume dieser Pflanze zum Wohnorte hat (c), dieses bey den Bienen statt, die z. B. Quendel- blüthen und andere aromatische Kräuter unbe- rührt lassen, wenn sie einmal auf dem scharfen Hahnenfusse zu sammeln angefangen haben (d).
Die-
(b)Sprengel a. a. O. S. 18. 19.
(c) Ebendas. S. 427.
(d)Aristotelis hist. anim. L. IX. c. 64. Schrank's
Brie-
III. Bd. Z
fen, und eben deswegen, damit sie dieses unge- hindert thun können, hat das Pistill seine vorige Stelle verlassen, und sich der Erde zugekehrt. Gehen sie hierauf zur jüngern Blume, so müs- sen sie nothwendig wieder mit ihrem bestäubten Körper die Narben berühren, und auf solche Art die jüngere Blume mit dem Staube der äl- tern befruchten (b).
Bey dieser Einrichtung würde aber eine Ver- mischung der ungleichartigsten Zeugungsstoffe vorgehen, wenn die Insekten ohne Auswahl von Blume zu Blume flögen. Um dies zu verhin- dern, hält sich entweder jedes, zur Befruchtung der Pflanzen dienende Insekt nur auf einer ein- zigen Blüthenart auf, oder besucht doch, wenn dies nicht der Fall ist, den ganzen Tag hindurch nur diejenige Art, worauf es sich zuerst am frü- hen Morgen setzte. Jenes findet unter andern bey der Tipula pennicornis, welche zur Befruch- tung der Aristolochia Clematitis dienet, und blos die Blume dieser Pflanze zum Wohnorte hat (c), dieses bey den Bienen statt, die z. B. Quendel- blüthen und andere aromatische Kräuter unbe- rührt lassen, wenn sie einmal auf dem scharfen Hahnenfuſse zu sammeln angefangen haben (d).
Die-
(b)Sprengel a. a. O. S. 18. 19.
(c) Ebendas. S. 427.
(d)Aristotelis hist. anim. L. IX. c. 64. Schrank’s
Brie-
III. Bd. Z
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0363"n="353"/>
fen, und eben deswegen, damit sie dieses unge-<lb/>
hindert thun können, hat das Pistill seine vorige<lb/>
Stelle verlassen, und sich der Erde zugekehrt.<lb/>
Gehen sie hierauf zur jüngern Blume, so müs-<lb/>
sen sie nothwendig wieder mit ihrem bestäubten<lb/>
Körper die Narben berühren, und auf solche<lb/>
Art die jüngere Blume mit dem Staube der äl-<lb/>
tern befruchten <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#k">Sprengel</hi> a. a. O. S. 18. 19.</note>.</p><lb/><p>Bey dieser Einrichtung würde aber eine Ver-<lb/>
mischung der ungleichartigsten Zeugungsstoffe<lb/>
vorgehen, wenn die Insekten ohne Auswahl von<lb/>
Blume zu Blume flögen. Um dies zu verhin-<lb/>
dern, hält sich entweder jedes, zur Befruchtung<lb/>
der Pflanzen dienende Insekt nur auf einer ein-<lb/>
zigen Blüthenart auf, oder besucht doch, wenn<lb/>
dies nicht der Fall ist, den ganzen Tag hindurch<lb/>
nur diejenige Art, worauf es sich zuerst am frü-<lb/>
hen Morgen setzte. Jenes findet unter andern<lb/>
bey der Tipula pennicornis, welche zur Befruch-<lb/>
tung der Aristolochia Clematitis dienet, und blos<lb/>
die Blume dieser Pflanze zum Wohnorte hat <noteplace="foot"n="(c)">Ebendas. S. 427.</note>,<lb/>
dieses bey den Bienen statt, die z. B. Quendel-<lb/>
blüthen und andere aromatische Kräuter unbe-<lb/>
rührt lassen, wenn sie einmal auf dem scharfen<lb/>
Hahnenfuſse zu sammeln angefangen haben <notexml:id="seg2pn_13_1"next="#seg2pn_13_2"place="foot"n="(d)"><hirendition="#k">Aristotelis</hi> hist. anim. L. IX. c. 64. <hirendition="#k">Schrank</hi>’s<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Brie-</fw></note>.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die-</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#i">III. Bd.</hi> Z</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[353/0363]
fen, und eben deswegen, damit sie dieses unge-
hindert thun können, hat das Pistill seine vorige
Stelle verlassen, und sich der Erde zugekehrt.
Gehen sie hierauf zur jüngern Blume, so müs-
sen sie nothwendig wieder mit ihrem bestäubten
Körper die Narben berühren, und auf solche
Art die jüngere Blume mit dem Staube der äl-
tern befruchten (b).
Bey dieser Einrichtung würde aber eine Ver-
mischung der ungleichartigsten Zeugungsstoffe
vorgehen, wenn die Insekten ohne Auswahl von
Blume zu Blume flögen. Um dies zu verhin-
dern, hält sich entweder jedes, zur Befruchtung
der Pflanzen dienende Insekt nur auf einer ein-
zigen Blüthenart auf, oder besucht doch, wenn
dies nicht der Fall ist, den ganzen Tag hindurch
nur diejenige Art, worauf es sich zuerst am frü-
hen Morgen setzte. Jenes findet unter andern
bey der Tipula pennicornis, welche zur Befruch-
tung der Aristolochia Clematitis dienet, und blos
die Blume dieser Pflanze zum Wohnorte hat (c),
dieses bey den Bienen statt, die z. B. Quendel-
blüthen und andere aromatische Kräuter unbe-
rührt lassen, wenn sie einmal auf dem scharfen
Hahnenfuſse zu sammeln angefangen haben (d).
Die-
(b) Sprengel a. a. O. S. 18. 19.
(c) Ebendas. S. 427.
(d) Aristotelis hist. anim. L. IX. c. 64. Schrank’s
Brie-
III. Bd. Z
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/363>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.