viviparae) fortzupflanzen. Zudem glückte es bisher noch keinem Naturforscher, das ge- meine Haarmoos aus Saamenkörnern aufzu- ziehen (p). Wie sonderbar müsste also der Zufall gespielt haben, wenn die Moose, die in Meese's Versuchen aus gepflanzten männ- lichen Blüthen hervorwuchsen, aus Saamen- körnern, die zufällig in diese Blumen gefal- len wären, entstanden seyn sollten?
Solche Schwürigkeiten stehen der Hedwig- schen Meinung von der Befruchtung der Moose im Wege! Und diese Hypothese hat unter allen denen, welche bisher über die Begattung der so- genannten cryptogamischen Gewächse vorgebracht sind, noch das Meiste für sich! Ist es also nicht wahrscheinlich, dass bey denjenigen Phytozoen, die sich wirklich befruchten, dieser Akt vielmehr auf eine Art, welche der Copulation der Confer- ven ähnlich ist, als nach der Analogie der Pflan- zen geschieht?
Es finden sich in der That mehrere Erschei- nungen bey den Zoophyten, welche dieser Ver- muthung günstig sind. Zuerst gehört hierher jener Uebergang mancher Conferven in Tremellen, Rivularien und ähnliche Körper, welche oben im
zwey-
(p)Bridel l. c. p. 70.
viviparae) fortzupflanzen. Zudem glückte es bisher noch keinem Naturforscher, das ge- meine Haarmoos aus Saamenkörnern aufzu- ziehen (p). Wie sonderbar müſste also der Zufall gespielt haben, wenn die Moose, die in Meese’s Versuchen aus gepflanzten männ- lichen Blüthen hervorwuchsen, aus Saamen- körnern, die zufällig in diese Blumen gefal- len wären, entstanden seyn sollten?
Solche Schwürigkeiten stehen der Hedwig- schen Meinung von der Befruchtung der Moose im Wege! Und diese Hypothese hat unter allen denen, welche bisher über die Begattung der so- genannten cryptogamischen Gewächse vorgebracht sind, noch das Meiste für sich! Ist es also nicht wahrscheinlich, daſs bey denjenigen Phytozoen, die sich wirklich befruchten, dieser Akt vielmehr auf eine Art, welche der Copulation der Confer- ven ähnlich ist, als nach der Analogie der Pflan- zen geschieht?
Es finden sich in der That mehrere Erschei- nungen bey den Zoophyten, welche dieser Ver- muthung günstig sind. Zuerst gehört hierher jener Uebergang mancher Conferven in Tremellen, Rivularien und ähnliche Körper, welche oben im
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(p)Bridel l. c. p. 70.
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viviparae) fortzupflanzen. Zudem glückte es
bisher noch keinem Naturforscher, das ge-
meine Haarmoos aus Saamenkörnern aufzu-
ziehen (p). Wie sonderbar müſste also der
Zufall gespielt haben, wenn die Moose, die
in Meese’s Versuchen aus gepflanzten männ-
lichen Blüthen hervorwuchsen, aus Saamen-
körnern, die zufällig in diese Blumen gefal-
len wären, entstanden seyn sollten?
Solche Schwürigkeiten stehen der Hedwig-
schen Meinung von der Befruchtung der Moose
im Wege! Und diese Hypothese hat unter allen
denen, welche bisher über die Begattung der so-
genannten cryptogamischen Gewächse vorgebracht
sind, noch das Meiste für sich! Ist es also nicht
wahrscheinlich, daſs bey denjenigen Phytozoen,
die sich wirklich befruchten, dieser Akt vielmehr
auf eine Art, welche der Copulation der Confer-
ven ähnlich ist, als nach der Analogie der Pflan-
zen geschieht?
Es finden sich in der That mehrere Erschei-
nungen bey den Zoophyten, welche dieser Ver-
muthung günstig sind. Zuerst gehört hierher
jener Uebergang mancher Conferven in Tremellen,
Rivularien und ähnliche Körper, welche oben im
zwey-
(p) Bridel l. c. p. 70.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/344>, abgerufen am 22.11.2024.
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