Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

halben in Europa, Nordamerika und Nordasien
Beyspiele vorhanden sind.

Ferner, was in einerley Gegend von jenem
Strohme ergriffen war, wurde auch in einerley
Gegend abgesetzt. Deswegen finden wir noch
jetzt solche Thiere, die eine gemeinschaftliche
Heimath hatten, in gemeinschaftlichen Lagerstä-
ten, und umgekehrt lässt sich schliessen, dass
Thiere, welche familienweise gelagert sind, in
einerley Gegend gelebt haben müssen, und dass
ihre Verbreitung desto grösser war, je verschie-
dener die Erdstriche sind, in welchen sie vor-
kommen. Wir werden daher annehmen dürfen,
dass der Mammouth, das Rhinozeros der Vor-
welt, und der fossile Siberische Ochse eine ge-
meinschaftliche und dabey sehr ausgedehnte Hei-
math hatten, und dass die Paläotherien und Ano-
plotherien sich ebenfalls in einem gemeinschaftli-
chen, aber weit eingeschränktern Bezirke auf-
hielten. Berge und andere locale Hindernisse
bewirkten aber oft in der Richtung des Strohms,
der diese Thiere aus ihrem Vaterlande entführte,
eine partielle Ablenkung, und so gelangten zu-
weilen einzelne Individuen einer Thierart in eine
ganz andere Gegend, wie die übrigen. Daher
dürfen wir auch nicht aus der Lagerstäte ein-
zelner Ueberbleibsel einer Gattung auf den ehe-
maligen Wohnort derselben schliessen, und dür-

fen

halben in Europa, Nordamerika und Nordasien
Beyspiele vorhanden sind.

Ferner, was in einerley Gegend von jenem
Strohme ergriffen war, wurde auch in einerley
Gegend abgesetzt. Deswegen finden wir noch
jetzt solche Thiere, die eine gemeinschaftliche
Heimath hatten, in gemeinschaftlichen Lagerstä-
ten, und umgekehrt läſst sich schliessen, daſs
Thiere, welche familienweise gelagert sind, in
einerley Gegend gelebt haben müssen, und daſs
ihre Verbreitung desto gröſser war, je verschie-
dener die Erdstriche sind, in welchen sie vor-
kommen. Wir werden daher annehmen dürfen,
daſs der Mammouth, das Rhinozeros der Vor-
welt, und der fossile Siberische Ochse eine ge-
meinschaftliche und dabey sehr ausgedehnte Hei-
math hatten, und daſs die Paläotherien und Ano-
plotherien sich ebenfalls in einem gemeinschaftli-
chen, aber weit eingeschränktern Bezirke auf-
hielten. Berge und andere locale Hindernisse
bewirkten aber oft in der Richtung des Strohms,
der diese Thiere aus ihrem Vaterlande entführte,
eine partielle Ablenkung, und so gelangten zu-
weilen einzelne Individuen einer Thierart in eine
ganz andere Gegend, wie die übrigen. Daher
dürfen wir auch nicht aus der Lagerstäte ein-
zelner Ueberbleibsel einer Gattung auf den ehe-
maligen Wohnort derselben schliessen, und dür-

fen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0228" n="218"/>
halben in Europa, Nordamerika und Nordasien<lb/>
Beyspiele vorhanden sind.</p><lb/>
            <p>Ferner, was in einerley Gegend von jenem<lb/>
Strohme ergriffen war, wurde auch in einerley<lb/>
Gegend abgesetzt. Deswegen finden wir noch<lb/>
jetzt solche Thiere, die eine gemeinschaftliche<lb/>
Heimath hatten, in gemeinschaftlichen Lagerstä-<lb/>
ten, und umgekehrt lä&#x017F;st sich schliessen, da&#x017F;s<lb/>
Thiere, welche familienweise gelagert sind, in<lb/>
einerley Gegend gelebt haben müssen, und da&#x017F;s<lb/>
ihre Verbreitung desto grö&#x017F;ser war, je verschie-<lb/>
dener die Erdstriche sind, in welchen sie vor-<lb/>
kommen. Wir werden daher annehmen dürfen,<lb/>
da&#x017F;s der Mammouth, das Rhinozeros der Vor-<lb/>
welt, und der fossile Siberische Ochse eine ge-<lb/>
meinschaftliche und dabey sehr ausgedehnte Hei-<lb/>
math hatten, und da&#x017F;s die Paläotherien und Ano-<lb/>
plotherien sich ebenfalls in einem gemeinschaftli-<lb/>
chen, aber weit eingeschränktern Bezirke auf-<lb/>
hielten. Berge und andere locale Hindernisse<lb/>
bewirkten aber oft in der Richtung des Strohms,<lb/>
der diese Thiere aus ihrem Vaterlande entführte,<lb/>
eine partielle Ablenkung, und so gelangten zu-<lb/>
weilen einzelne Individuen einer Thierart in eine<lb/>
ganz andere Gegend, wie die übrigen. Daher<lb/>
dürfen wir auch nicht aus der Lagerstäte ein-<lb/>
zelner Ueberbleibsel einer Gattung auf den ehe-<lb/>
maligen Wohnort derselben schliessen, und dür-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0228] halben in Europa, Nordamerika und Nordasien Beyspiele vorhanden sind. Ferner, was in einerley Gegend von jenem Strohme ergriffen war, wurde auch in einerley Gegend abgesetzt. Deswegen finden wir noch jetzt solche Thiere, die eine gemeinschaftliche Heimath hatten, in gemeinschaftlichen Lagerstä- ten, und umgekehrt läſst sich schliessen, daſs Thiere, welche familienweise gelagert sind, in einerley Gegend gelebt haben müssen, und daſs ihre Verbreitung desto gröſser war, je verschie- dener die Erdstriche sind, in welchen sie vor- kommen. Wir werden daher annehmen dürfen, daſs der Mammouth, das Rhinozeros der Vor- welt, und der fossile Siberische Ochse eine ge- meinschaftliche und dabey sehr ausgedehnte Hei- math hatten, und daſs die Paläotherien und Ano- plotherien sich ebenfalls in einem gemeinschaftli- chen, aber weit eingeschränktern Bezirke auf- hielten. Berge und andere locale Hindernisse bewirkten aber oft in der Richtung des Strohms, der diese Thiere aus ihrem Vaterlande entführte, eine partielle Ablenkung, und so gelangten zu- weilen einzelne Individuen einer Thierart in eine ganz andere Gegend, wie die übrigen. Daher dürfen wir auch nicht aus der Lagerstäte ein- zelner Ueberbleibsel einer Gattung auf den ehe- maligen Wohnort derselben schliessen, und dür- fen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/228
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/228>, abgerufen am 28.11.2024.