mung, welche von Mittag nach Mitternacht ging, alles mit sich fortriss, was ihr an Pflanzen und Thieren in den Tropenländern aufstiess, und ih- ren Raub bis zur nördlichen Eiszone wegführte. Nur diese Voraussetzung erklärt uns befriedigend alle die Thatsachen, die wir in den vorigen §phen angeführt haben, und ausserdem hat sie noch andere Gründe auf ihrer Seite. Alles nehm- lich beweist, dass der Ocean von den Zeiten an, wo die Urgebirge gebildet wurden, bis zu der grossen Ueberschwemmung, die dem Ent- stehen der jetzigen lebenden Natur vorherging, einen beständigen Zug gehabt hat, welcher an- fangs fast gerade von Süden nach Norden ge- richtet war, sich aber in der Folge mehr nach Westen lenkte, und vielleicht in dem Magnetis- mus der Erde seinen Grund hatte. Für diesen Satz spricht die Struktur aller solcher Bergket- ten, die von Morgen nach Abend streichen, und der Gewalt jenes Strohms ausgesetzt waren. Die grosse Reihe von Gebirgen, die ganz Asien bis zu dessen östlichen Küsten durchläuft, und die südliche Gränze von ganz Siberien ausmacht, starrt allenthalben von nackten, zerrissenen, ur- anfänglichen Felsen, ist häufig durch die Betten der Flüsse, die nach Norden fliessen, unterbro- chen, und trägt überhaupt unverkennbare Spuh- ren von gewaltsamen Wirkungen an sich, die sie in der Richtung von Süden nach Norden
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mung, welche von Mittag nach Mitternacht ging, alles mit sich fortriſs, was ihr an Pflanzen und Thieren in den Tropenländern aufstieſs, und ih- ren Raub bis zur nördlichen Eiszone wegführte. Nur diese Voraussetzung erklärt uns befriedigend alle die Thatsachen, die wir in den vorigen §phen angeführt haben, und ausserdem hat sie noch andere Gründe auf ihrer Seite. Alles nehm- lich beweist, daſs der Ocean von den Zeiten an, wo die Urgebirge gebildet wurden, bis zu der groſsen Ueberschwemmung, die dem Ent- stehen der jetzigen lebenden Natur vorherging, einen beständigen Zug gehabt hat, welcher an- fangs fast gerade von Süden nach Norden ge- richtet war, sich aber in der Folge mehr nach Westen lenkte, und vielleicht in dem Magnetis- mus der Erde seinen Grund hatte. Für diesen Satz spricht die Struktur aller solcher Bergket- ten, die von Morgen nach Abend streichen, und der Gewalt jenes Strohms ausgesetzt waren. Die groſse Reihe von Gebirgen, die ganz Asien bis zu dessen östlichen Küsten durchläuft, und die südliche Gränze von ganz Siberien ausmacht, starrt allenthalben von nackten, zerrissenen, ur- anfänglichen Felsen, ist häufig durch die Betten der Flüsse, die nach Norden fliessen, unterbro- chen, und trägt überhaupt unverkennbare Spuh- ren von gewaltsamen Wirkungen an sich, die sie in der Richtung von Süden nach Norden
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[212/0222]
mung, welche von Mittag nach Mitternacht ging,
alles mit sich fortriſs, was ihr an Pflanzen und
Thieren in den Tropenländern aufstieſs, und ih-
ren Raub bis zur nördlichen Eiszone wegführte.
Nur diese Voraussetzung erklärt uns befriedigend
alle die Thatsachen, die wir in den vorigen
§phen angeführt haben, und ausserdem hat sie
noch andere Gründe auf ihrer Seite. Alles nehm-
lich beweist, daſs der Ocean von den Zeiten
an, wo die Urgebirge gebildet wurden, bis zu
der groſsen Ueberschwemmung, die dem Ent-
stehen der jetzigen lebenden Natur vorherging,
einen beständigen Zug gehabt hat, welcher an-
fangs fast gerade von Süden nach Norden ge-
richtet war, sich aber in der Folge mehr nach
Westen lenkte, und vielleicht in dem Magnetis-
mus der Erde seinen Grund hatte. Für diesen
Satz spricht die Struktur aller solcher Bergket-
ten, die von Morgen nach Abend streichen,
und der Gewalt jenes Strohms ausgesetzt waren.
Die groſse Reihe von Gebirgen, die ganz Asien
bis zu dessen östlichen Küsten durchläuft, und
die südliche Gränze von ganz Siberien ausmacht,
starrt allenthalben von nackten, zerrissenen, ur-
anfänglichen Felsen, ist häufig durch die Betten
der Flüsse, die nach Norden fliessen, unterbro-
chen, und trägt überhaupt unverkennbare Spuh-
ren von gewaltsamen Wirkungen an sich, die
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/222>, abgerufen am 24.11.2024.
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