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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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meines Glaubens ist die specifique Schwere der
Erde. Diese nehmlich ist = 5,48, wenn die des
Wassers zur Einheit angenommen wird (a). Sie
steht also blos der der meisten Metalle nach;
hingegen ist sie doppelt und dreymal so gross,
als die des Granit, Porphyr, Gneis, Kalkstein,
Gyps, Alabaster, Marmor, Basalt, kurz der
sämmtlichen Steinarten, woraus die Rinde der
Erde besteht (b). Hier haben wir eine That-
sache, die sich auf keine Weise erklären lässt,
wenn man nicht im Innern der Erde einen Kern
von beträchtlicher Dichtigkeit annimmt. Die
Voraussetzung eines solchen Kerns ist aber ganz
unvereinbar mit der Hypothese, welche die Ent-
stehung der Berge aus einem Einsinken der
ursprünglich horizontalen Erdschichten erklärt.
Denn erstens müssten nach dieser Meinung die-
jenigen Niederschläge des Meerwassers, woraus
die jetzige Oberfläche der Erde entstanden ist,
eine kappenförmige Rinde um die Erde gebildet
haben, deren innere Höhlung blos mit Wasser
angefüllt gewesen wäre. Allein wenn es einen
festen Kern der Erde giebt, so musste dieser
schon vorhanden seyn, ehe die erwähnten Nie-
derschläge eintraten, und so widerspricht es al-

len
(a) Biol. Bd.2. S.445.
(b) Musschenbroek Introd. ad phil. nat. Delame-
therie
's Theorie der Erde. Uebers. von Eschen-
bach
. Th.1. S.54.

meines Glaubens ist die specifique Schwere der
Erde. Diese nehmlich ist = 5,48, wenn die des
Wassers zur Einheit angenommen wird (a). Sie
steht also blos der der meisten Metalle nach;
hingegen ist sie doppelt und dreymal so groſs,
als die des Granit, Porphyr, Gneis, Kalkstein,
Gyps, Alabaster, Marmor, Basalt, kurz der
sämmtlichen Steinarten, woraus die Rinde der
Erde besteht (b). Hier haben wir eine That-
sache, die sich auf keine Weise erklären läſst,
wenn man nicht im Innern der Erde einen Kern
von beträchtlicher Dichtigkeit annimmt. Die
Voraussetzung eines solchen Kerns ist aber ganz
unvereinbar mit der Hypothese, welche die Ent-
stehung der Berge aus einem Einsinken der
ursprünglich horizontalen Erdschichten erklärt.
Denn erstens müſsten nach dieser Meinung die-
jenigen Niederschläge des Meerwassers, woraus
die jetzige Oberfläche der Erde entstanden ist,
eine kappenförmige Rinde um die Erde gebildet
haben, deren innere Höhlung blos mit Wasser
angefüllt gewesen wäre. Allein wenn es einen
festen Kern der Erde giebt, so muſste dieser
schon vorhanden seyn, ehe die erwähnten Nie-
derschläge eintraten, und so widerspricht es al-

len
(a) Biol. Bd.2. S.445.
(b) Musschenbroek Introd. ad phil. nat. Delame-
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’s Theorie der Erde. Uebers. von Eschen-
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. Th.1. S.54.
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[186/0196] meines Glaubens ist die specifique Schwere der Erde. Diese nehmlich ist = 5,48, wenn die des Wassers zur Einheit angenommen wird (a). Sie steht also blos der der meisten Metalle nach; hingegen ist sie doppelt und dreymal so groſs, als die des Granit, Porphyr, Gneis, Kalkstein, Gyps, Alabaster, Marmor, Basalt, kurz der sämmtlichen Steinarten, woraus die Rinde der Erde besteht (b). Hier haben wir eine That- sache, die sich auf keine Weise erklären läſst, wenn man nicht im Innern der Erde einen Kern von beträchtlicher Dichtigkeit annimmt. Die Voraussetzung eines solchen Kerns ist aber ganz unvereinbar mit der Hypothese, welche die Ent- stehung der Berge aus einem Einsinken der ursprünglich horizontalen Erdschichten erklärt. Denn erstens müſsten nach dieser Meinung die- jenigen Niederschläge des Meerwassers, woraus die jetzige Oberfläche der Erde entstanden ist, eine kappenförmige Rinde um die Erde gebildet haben, deren innere Höhlung blos mit Wasser angefüllt gewesen wäre. Allein wenn es einen festen Kern der Erde giebt, so muſste dieser schon vorhanden seyn, ehe die erwähnten Nie- derschläge eintraten, und so widerspricht es al- len (a) Biol. Bd.2. S.445. (b) Musschenbroek Introd. ad phil. nat. Delame- therie’s Theorie der Erde. Uebers. von Eschen- bach. Th.1. S.54.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/196>, abgerufen am 23.11.2024.