vermuthen, dass vulcanische Ausbrüche blosse Nebenwirkungen von weit grössern chemischen Processen sind, die im Innern des Granits vor sich gehen? Ist es dann nicht wahrscheinlich, dass diese Processe eine noch weit grössere Rolle in den Zeiten der Urwelt gespielt haben, wo alle Kräfte der Erde freyer und energischer wirk- ten? Ist es dann nicht glaublich, dass einst durch jene Entwickelung von Wärme, Luft und Dämpfen grosse Erdstriche aus dem Meere her- vorgehoben sind?
Doch wer wird auch läugnen können, dass bey der Bildung der Erdrinde elastische Flüssig- keiten in ausserordentlicher Menge entbunden seyn müssen? Wer wird es unwahrscheinlich finden können, dass der Granit und Gneis lang- sam verhärtet sind, und dass sich jene Rinde eine Zeitlang in einem teigartigen Zustande be- funden hat? Wer aber diese Sätze einräumt, wird auch zugeben müssen, dass jene Flüssig- keiten sich zum Theil unter der Erdrinde an- sammeln, und, ausgedehnt von der entbundenen Wärme, diese emporheben mussten. So konnten denn in den Zeiten der Urwelt Anschwellungen der Erdfläche ohne heftige Explosionen entstehen, und so sind auch noch in neuern Zeiten Ebenen und Tiefen zu Anhöhen emporgestiegen. Die Höhe Maklefield zu Herefordshire im westlichen
Eng-
M 2
vermuthen, daſs vulcanische Ausbrüche bloſse Nebenwirkungen von weit gröſsern chemischen Processen sind, die im Innern des Granits vor sich gehen? Ist es dann nicht wahrscheinlich, daſs diese Processe eine noch weit gröſsere Rolle in den Zeiten der Urwelt gespielt haben, wo alle Kräfte der Erde freyer und energischer wirk- ten? Ist es dann nicht glaublich, daſs einst durch jene Entwickelung von Wärme, Luft und Dämpfen groſse Erdstriche aus dem Meere her- vorgehoben sind?
Doch wer wird auch läugnen können, daſs bey der Bildung der Erdrinde elastische Flüssig- keiten in ausserordentlicher Menge entbunden seyn müssen? Wer wird es unwahrscheinlich finden können, daſs der Granit und Gneis lang- sam verhärtet sind, und daſs sich jene Rinde eine Zeitlang in einem teigartigen Zustande be- funden hat? Wer aber diese Sätze einräumt, wird auch zugeben müssen, daſs jene Flüssig- keiten sich zum Theil unter der Erdrinde an- sammeln, und, ausgedehnt von der entbundenen Wärme, diese emporheben muſsten. So konnten denn in den Zeiten der Urwelt Anschwellungen der Erdfläche ohne heftige Explosionen entstehen, und so sind auch noch in neuern Zeiten Ebenen und Tiefen zu Anhöhen emporgestiegen. Die Höhe Maklefield zu Herefordshire im westlichen
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in den Zeiten der Urwelt gespielt haben, wo
alle Kräfte der Erde freyer und energischer wirk-
ten? Ist es dann nicht glaublich, daſs einst
durch jene Entwickelung von Wärme, Luft und
Dämpfen groſse Erdstriche aus dem Meere her-
vorgehoben sind?
Doch wer wird auch läugnen können, daſs
bey der Bildung der Erdrinde elastische Flüssig-
keiten in ausserordentlicher Menge entbunden
seyn müssen? Wer wird es unwahrscheinlich
finden können, daſs der Granit und Gneis lang-
sam verhärtet sind, und daſs sich jene Rinde
eine Zeitlang in einem teigartigen Zustande be-
funden hat? Wer aber diese Sätze einräumt,
wird auch zugeben müssen, daſs jene Flüssig-
keiten sich zum Theil unter der Erdrinde an-
sammeln, und, ausgedehnt von der entbundenen
Wärme, diese emporheben muſsten. So konnten
denn in den Zeiten der Urwelt Anschwellungen
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/189>, abgerufen am 24.11.2024.
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