Als im Jahre 1783 den 5ten Februar Messina bey einem Ausbruche des Aetna eine heftige Er- schütterung erlitt, wurde an demselben Tage das jenseits dem Adriatischen Meere gelegene Cala- brien noch weit heftiger als Messina selbst zer- rüttet, und zum Theil ganz zerstöhrt. Und doch entdeckte Dolomieu, welcher kurz nach dieser Catastrophe Calabrien bereiste, nicht nur keine Spuhr weder eines neuern, noch ehemaligen Vul- cans in dem ganzen Apulien, sondern er fand auch, dass die, Italien der Länge nach trennen- de, von aussen ganz aus Kalk- oder Mergel- schichten bestehende Apenninen in Calabrien als Granitgebirge erscheinen, die sich in der soge- nannten Ebene auf einmal ganz entblösst dar- stellen, und in dieser Gestalt bis an die äusser- ste Spitze Calabriens ununterbrochen fortstreichen. Er beobachtete ferner, dass in der Gegend dieser Ebene auf den Stellen, wo sich die Flötzgebirgs- schichten an den Granit anlegen, die Wirkung des Erdbebens bey weitem am stärksten und hef- tigsten gewesen war, und zwar so heftig, dass die auf dem Granit liegenden Flötzschichten zum Theil ganz von ihrer Granitunterlage waren ge- trennt worden. Wenn nun im Innern des Gra- nits Wärme, Gasarten und Dämpfe entwickelt werden, wenn Erdbeben weniger heftig in der Nähe der ausgebrochenen Vulcane, als in ent- fernten Urgebirgen sind, ist es dann nicht zu
ver-
Als im Jahre 1783 den 5ten Februar Messina bey einem Ausbruche des Aetna eine heftige Er- schütterung erlitt, wurde an demselben Tage das jenseits dem Adriatischen Meere gelegene Cala- brien noch weit heftiger als Messina selbst zer- rüttet, und zum Theil ganz zerstöhrt. Und doch entdeckte Dolomieu, welcher kurz nach dieser Catastrophe Calabrien bereiste, nicht nur keine Spuhr weder eines neuern, noch ehemaligen Vul- cans in dem ganzen Apulien, sondern er fand auch, daſs die, Italien der Länge nach trennen- de, von aussen ganz aus Kalk- oder Mergel- schichten bestehende Apenninen in Calabrien als Granitgebirge erscheinen, die sich in der soge- nannten Ebene auf einmal ganz entblöſst dar- stellen, und in dieser Gestalt bis an die äusser- ste Spitze Calabriens ununterbrochen fortstreichen. Er beobachtete ferner, daſs in der Gegend dieser Ebene auf den Stellen, wo sich die Flötzgebirgs- schichten an den Granit anlegen, die Wirkung des Erdbebens bey weitem am stärksten und hef- tigsten gewesen war, und zwar so heftig, daſs die auf dem Granit liegenden Flötzschichten zum Theil ganz von ihrer Granitunterlage waren ge- trennt worden. Wenn nun im Innern des Gra- nits Wärme, Gasarten und Dämpfe entwickelt werden, wenn Erdbeben weniger heftig in der Nähe der ausgebrochenen Vulcane, als in ent- fernten Urgebirgen sind, ist es dann nicht zu
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Als im Jahre 1783 den 5ten Februar Messina
bey einem Ausbruche des Aetna eine heftige Er-
schütterung erlitt, wurde an demselben Tage das
jenseits dem Adriatischen Meere gelegene Cala-
brien noch weit heftiger als Messina selbst zer-
rüttet, und zum Theil ganz zerstöhrt. Und doch
entdeckte Dolomieu, welcher kurz nach dieser
Catastrophe Calabrien bereiste, nicht nur keine
Spuhr weder eines neuern, noch ehemaligen Vul-
cans in dem ganzen Apulien, sondern er fand
auch, daſs die, Italien der Länge nach trennen-
de, von aussen ganz aus Kalk- oder Mergel-
schichten bestehende Apenninen in Calabrien als
Granitgebirge erscheinen, die sich in der soge-
nannten Ebene auf einmal ganz entblöſst dar-
stellen, und in dieser Gestalt bis an die äusser-
ste Spitze Calabriens ununterbrochen fortstreichen.
Er beobachtete ferner, daſs in der Gegend dieser
Ebene auf den Stellen, wo sich die Flötzgebirgs-
schichten an den Granit anlegen, die Wirkung
des Erdbebens bey weitem am stärksten und hef-
tigsten gewesen war, und zwar so heftig, daſs
die auf dem Granit liegenden Flötzschichten zum
Theil ganz von ihrer Granitunterlage waren ge-
trennt worden. Wenn nun im Innern des Gra-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/188>, abgerufen am 24.11.2024.
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