Nagelglieder lässt vermuthen, dass die Nägel sehr gross und spitz gewesen seyn müssen, und am Grunde in einer knöchernen Scheide gesteckt haben. Es scheint, als wenn an den Vorder- füssen ihrer drey, und an den Hinterfüssen nur ein einziger vorhanden gewesen sey, und dass die Nägel der übrigen Zehen unter der Haut ver- borgen gelegen haben. Diese Struktur findet ebenfalls bey den heutigen Faulthieren und Amei- senfressern statt; nur die Zahl der Nägel ist bey diesen verschieden.
Am meisten aber zeichnet sich an jenem Ske- lett der Kopf aus. Das Hinterhaupt ist lang und platt, der Vorderkopf aber ziemlich gewölbt; die beyden Kinnladen treten schnabelförmig her- vor; sie haben, gleich den Kiefern der sämmtli- chen Faulthiergeschlechter, keine Schneidezähne und Eckzähne; allein hinten im Maule befinden sich an jeder Seite, sowohl oben, als unten, zwey Backenzähne mit zweyspitzigen Kronen. Die Zweige des Unterkiefers sind sehr gross, wie bey dem Faulthiere und Elephanten, und vom Jochbogen geht ein langer Fortsatz nach unten herab, wie beym Känguruh.
Aus dieser Beschreibung erhellt, dass jenes Thier, welches Cuvier mit dem Namen Mega- therium Americanum belegt hat, nicht nur der Art, sondern auch dem Geschlechte nach von
allen
Nagelglieder läſst vermuthen, daſs die Nägel sehr groſs und spitz gewesen seyn müssen, und am Grunde in einer knöchernen Scheide gesteckt haben. Es scheint, als wenn an den Vorder- füſsen ihrer drey, und an den Hinterfüſsen nur ein einziger vorhanden gewesen sey, und daſs die Nägel der übrigen Zehen unter der Haut ver- borgen gelegen haben. Diese Struktur findet ebenfalls bey den heutigen Faulthieren und Amei- senfressern statt; nur die Zahl der Nägel ist bey diesen verschieden.
Am meisten aber zeichnet sich an jenem Ske- lett der Kopf aus. Das Hinterhaupt ist lang und platt, der Vorderkopf aber ziemlich gewölbt; die beyden Kinnladen treten schnabelförmig her- vor; sie haben, gleich den Kiefern der sämmtli- chen Faulthiergeschlechter, keine Schneidezähne und Eckzähne; allein hinten im Maule befinden sich an jeder Seite, sowohl oben, als unten, zwey Backenzähne mit zweyspitzigen Kronen. Die Zweige des Unterkiefers sind sehr groſs, wie bey dem Faulthiere und Elephanten, und vom Jochbogen geht ein langer Fortsatz nach unten herab, wie beym Känguruh.
Aus dieser Beschreibung erhellt, daſs jenes Thier, welches Cuvier mit dem Namen Mega- therium Americanum belegt hat, nicht nur der Art, sondern auch dem Geschlechte nach von
allen
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Nagelglieder läſst vermuthen, daſs die Nägel sehr
groſs und spitz gewesen seyn müssen, und am
Grunde in einer knöchernen Scheide gesteckt
haben. Es scheint, als wenn an den Vorder-
füſsen ihrer drey, und an den Hinterfüſsen nur
ein einziger vorhanden gewesen sey, und daſs
die Nägel der übrigen Zehen unter der Haut ver-
borgen gelegen haben. Diese Struktur findet
ebenfalls bey den heutigen Faulthieren und Amei-
senfressern statt; nur die Zahl der Nägel ist bey
diesen verschieden.
Am meisten aber zeichnet sich an jenem Ske-
lett der Kopf aus. Das Hinterhaupt ist lang
und platt, der Vorderkopf aber ziemlich gewölbt;
die beyden Kinnladen treten schnabelförmig her-
vor; sie haben, gleich den Kiefern der sämmtli-
chen Faulthiergeschlechter, keine Schneidezähne
und Eckzähne; allein hinten im Maule befinden
sich an jeder Seite, sowohl oben, als unten,
zwey Backenzähne mit zweyspitzigen Kronen.
Die Zweige des Unterkiefers sind sehr groſs,
wie bey dem Faulthiere und Elephanten, und
vom Jochbogen geht ein langer Fortsatz nach
unten herab, wie beym Känguruh.
Aus dieser Beschreibung erhellt, daſs jenes
Thier, welches Cuvier mit dem Namen Mega-
therium Americanum belegt hat, nicht nur
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/169>, abgerufen am 24.11.2024.
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