Die mittlere Gattung (Palaeotherium medium Cuv.) scheint die Statur eines gewöhnlichen Schweins gehabt zu haben. Ihr Rüssel kann nicht so zusammengesetzt gewesen seyn, wie beym Elephanten, sondern muss blos in einer häutigen Verlängerung des Nasencanals bestanden haben, wie beym Tapir: denn die Zwischen- kieferbeine sind nicht so gestaltet, wie beym Elephanten, und die Oeffnung, durch welche der zum Rüssel gehende obere Maxillar-Nerve dringt, ist eben so klein und hat eben die Lage, wie beym Tapir, da sie beym Elephanten ausseror- dentlich gross ist. Die Gelenkfläche der obern Kinnlade, in welcher sich der Condylus des Un- terkiefers bewegt, kömmt mit keiner eines heu- tigen Thiers überein. Am meisten noch nähert sie sich der des Tapirs. Bey einem der Exem- plare dieses Thiers, das Cuvier untersuchte, war die innere Höhlung des Schädels mit Gyps angefüllt, und der Schädel selber so mürbe, dass er sich von diesem Abgusse, welcher die Form der obern Flächen beyder Halbkugeln des grossen Gehirns aufs genaueste darstellte, ab- sondern liess. Hiernach war das Gehirn von verhältnissmässig geringem Volumen und horizon- tal abgeplattet; statt der Windungen fand sich auf jeder Halbkugel blos eine der Länge nach fortgehende, schwache Vertiefung (p).
Die
(p)Cuvier a. a. O. T. III. p. 275.
Die mittlere Gattung (Palaeotherium medium Cuv.) scheint die Statur eines gewöhnlichen Schweins gehabt zu haben. Ihr Rüssel kann nicht so zusammengesetzt gewesen seyn, wie beym Elephanten, sondern muſs blos in einer häutigen Verlängerung des Nasencanals bestanden haben, wie beym Tapir: denn die Zwischen- kieferbeine sind nicht so gestaltet, wie beym Elephanten, und die Oeffnung, durch welche der zum Rüssel gehende obere Maxillar-Nerve dringt, ist eben so klein und hat eben die Lage, wie beym Tapir, da sie beym Elephanten ausseror- dentlich groſs ist. Die Gelenkfläche der obern Kinnlade, in welcher sich der Condylus des Un- terkiefers bewegt, kömmt mit keiner eines heu- tigen Thiers überein. Am meisten noch nähert sie sich der des Tapirs. Bey einem der Exem- plare dieses Thiers, das Cuvier untersuchte, war die innere Höhlung des Schädels mit Gyps angefüllt, und der Schädel selber so mürbe, daſs er sich von diesem Abgusse, welcher die Form der obern Flächen beyder Halbkugeln des groſsen Gehirns aufs genaueste darstellte, ab- sondern lieſs. Hiernach war das Gehirn von verhältniſsmäſsig geringem Volumen und horizon- tal abgeplattet; statt der Windungen fand sich auf jeder Halbkugel blos eine der Länge nach fortgehende, schwache Vertiefung (p).
Die
(p)Cuvier a. a. O. T. III. p. 275.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0152"n="142"/><p>Die mittlere Gattung (Palaeotherium medium<lb/><hirendition="#k">Cuv.</hi>) scheint die Statur eines gewöhnlichen<lb/>
Schweins gehabt zu haben. Ihr Rüssel kann<lb/>
nicht so zusammengesetzt gewesen seyn, wie<lb/>
beym Elephanten, sondern muſs blos in einer<lb/>
häutigen Verlängerung des Nasencanals bestanden<lb/>
haben, wie beym Tapir: denn die Zwischen-<lb/>
kieferbeine sind nicht so gestaltet, wie beym<lb/>
Elephanten, und die Oeffnung, durch welche der<lb/>
zum Rüssel gehende obere Maxillar-Nerve dringt,<lb/>
ist eben so klein und hat eben die Lage, wie<lb/>
beym Tapir, da sie beym Elephanten ausseror-<lb/>
dentlich groſs ist. Die Gelenkfläche der obern<lb/>
Kinnlade, in welcher sich der Condylus des Un-<lb/>
terkiefers bewegt, kömmt mit keiner eines heu-<lb/>
tigen Thiers überein. Am meisten noch nähert<lb/>
sie sich der des Tapirs. Bey einem der Exem-<lb/>
plare dieses Thiers, das <hirendition="#k">Cuvier</hi> untersuchte,<lb/>
war die innere Höhlung des Schädels mit Gyps<lb/>
angefüllt, und der Schädel selber so mürbe,<lb/>
daſs er sich von diesem Abgusse, welcher die<lb/>
Form der obern Flächen beyder Halbkugeln des<lb/>
groſsen Gehirns aufs genaueste darstellte, ab-<lb/>
sondern lieſs. Hiernach war das Gehirn von<lb/>
verhältniſsmäſsig geringem Volumen und horizon-<lb/>
tal abgeplattet; statt der Windungen fand sich<lb/>
auf jeder Halbkugel blos eine der Länge nach<lb/>
fortgehende, schwache Vertiefung <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#k">Cuvier</hi> a. a. O. T. III. p. 275.</note>.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[142/0152]
Die mittlere Gattung (Palaeotherium medium
Cuv.) scheint die Statur eines gewöhnlichen
Schweins gehabt zu haben. Ihr Rüssel kann
nicht so zusammengesetzt gewesen seyn, wie
beym Elephanten, sondern muſs blos in einer
häutigen Verlängerung des Nasencanals bestanden
haben, wie beym Tapir: denn die Zwischen-
kieferbeine sind nicht so gestaltet, wie beym
Elephanten, und die Oeffnung, durch welche der
zum Rüssel gehende obere Maxillar-Nerve dringt,
ist eben so klein und hat eben die Lage, wie
beym Tapir, da sie beym Elephanten ausseror-
dentlich groſs ist. Die Gelenkfläche der obern
Kinnlade, in welcher sich der Condylus des Un-
terkiefers bewegt, kömmt mit keiner eines heu-
tigen Thiers überein. Am meisten noch nähert
sie sich der des Tapirs. Bey einem der Exem-
plare dieses Thiers, das Cuvier untersuchte,
war die innere Höhlung des Schädels mit Gyps
angefüllt, und der Schädel selber so mürbe,
daſs er sich von diesem Abgusse, welcher die
Form der obern Flächen beyder Halbkugeln des
groſsen Gehirns aufs genaueste darstellte, ab-
sondern lieſs. Hiernach war das Gehirn von
verhältniſsmäſsig geringem Volumen und horizon-
tal abgeplattet; statt der Windungen fand sich
auf jeder Halbkugel blos eine der Länge nach
fortgehende, schwache Vertiefung (p).
Die
(p) Cuvier a. a. O. T. III. p. 275.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/152>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.